Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dieser Weg wird kein leichter sein

Dieser Weg wird kein leichter sein

Titel: Dieser Weg wird kein leichter sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Gerald und Großmann Asamoah
Vom Netzwerk:
fing sie womöglich gerade erst richtig an.
    Ein tolles Spiel
    Das Spiel lief gut für mich. Meine Position war auf der rechten Außenbahn wie auf Schalke auch. Und so solle ich auch spielen, hatte mir Rudi Völler mit auf den Weg gegeben. Ich war froh, dass ich durch den Traumsturm Sand/Mpenza auf Schalke diese Rolle gefunden hatte, zumal im Zentrum kein Platz für mich gewesen war. Mir war also nichts anderes übrig geblieben, als mich rechts außen durchzubeißen, und diese Position konnte ich auch im Nationalteam gut ausfüllen.
    Ich hatte gegen die Slowaken von Anfang an einige gute Aktionen. In der ersten Halbzeit war ich deshalb ganz zufrieden, nur ein Tor wollte für uns noch nicht fallen. In der Pause signalisierte mir Völler, dass ich genauso weitermachen solle. Und kurz nach dem Seitenwechsel war es dann so weit. Als wenn ein Dramaturg dieses Spiel geschrieben hätte, kam meine Minute. Es war die 50.! Ausgerechnet Asamoah, war vermutlich der erste Gedanke vieler Journalisten, als ich meinen Gegenspieler Vratislav Gresko ins Leere laufen ließ und den Ball mit dem schwächeren linken Fuß ins linke untere Toreck zirkelte. Mein linker Fuß, den ich ja sonst eigentlich nur zum Stehen hatte, war verantwortlich für mein erstes Länderspieltor in meinem ersten Länderspiel.
    Die Emotionen kamen augenblicklich raus, die ganze Anspannung löste sich. Ich lief in die Ecke zu den Fans. Ich jubele immer auf meine Art, überlege nie vorher, wie ich meiner Freude Ausdruck geben soll. Das tun andere, die sich immer wieder eine neue Choreografie ausdenken, gerne für den Fall, dass sie treffen. Auch in diesem tollen Moment blieb ich ganz ich selbst. Ich wollte nur alles rausschreien, bin gehüpft wie wild und ließ mich von den Fans und Mitspielern feiern. Andere behaupteten hinterher, ich hätte ein Tänzchen gewagt. Wie auch immer, es war »Gänsehautfeeling« pur, wie sagt man heute so inflationär sagt. Zumindest bei mir.
    Danach lief alles viel lockerer. Das ist oft so bei einem Stürmer. Denn sobald ein Tor für die eigene Mannschaft gefallen ist, hat man sich freigeschossen. In der 64. Minute signalisierte mir Michael Skibbe, dass ich ausgewechselt werde. Ich hatte Probleme mit dem Oberschenkel. Alex Zickler vom FC Bayern stand an der Außenlinie schon bereit. Ich war kaputt, aber glücklich und dachte, das Tor könne nichts mehr toppen. Aber plötzlich flippten die 18 000 Zuschauer im Stadion völlig aus. Alle standen auf, riefen meinen Namen, zeigten, dass sie mich angenommen hatten. Dass mir Fans zujubeln, kannte ich von Schalke. Aber die Situation jetzt war anders. Denn hier ging es nicht um den Verein, nicht um das Tor alleine. Sondern hier ging es um Deutschland und vor allem: meine Akzeptanz!
    Rudi Völler und alle anderen Spieler klatschten mich ab. Wie in Trance setzte ich mich auf die Bank und wurde vom Mannschaftsarzt Dr. Müller-Wohlfahrt behandelt. Ich schaute auf das Spielfeld, aber in Wirklichkeit war ich ganz woanders. Das gibt es doch gar nicht, dachte ich. Noch vor Kurzem wurde ich als Nigger beschimpft und mit Bananen beworfen, jetzt war ich Nationalspieler mit Torerfolg.
    Gleich nach dem Spiel ging ich zur Behandlung und konnte – oder vielleicht besser gesagt, musste – nicht mit den Fernseh­teams reden. Im Hotel angekommen, fiel es mir extrem schwer, zur Ruhe zu finden. Erst als der Morgen dämmerte, konnte ich einschlafen. Dieses Gefühl ließ mich einfach nicht los. Dafür lebt man als Fußballer, dafür arbeitet man. Für kein Geld der Welt kann man dieses Gefühl kaufen. Ich war aufgewühlt, hatte viel telefoniert, zahllose Glückwunsch-SMS bekommen und planlos ferngesehen. Ein Einzelzimmer kann wirklich einsam sein, wenn man so voller Adrenalin ist, wie ich es war. Deshalb hatte ich auch mehrmals Jörg Böhme in seinem Zimmer besucht, der eine Halbzeit lang für Marco Bode gespielt hatte. Aber irgendwann wollte auch er sich nicht mehr vollquatschen lassen. Als ich langsam müde wurde, dachte ich daran, wie es gewesen wäre, wenn ich schlecht gespielt und kein Tor gemacht hätte. Aber da ich ein positiver Mensch bin, schob ich diese Gedanken schnell wieder beiseite. Ich schwebte auf einer Welle der Sympathie – und ich träumte, dies würde ewig so weiter­gehen.
    Erstens kommt es anders …
    Es ging weiter, denn ich spielte für Deutschland in der

Weitere Kostenlose Bücher