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Dieses bescheuerte Herz: Über den Mut zu träumen (German Edition)

Dieses bescheuerte Herz: Über den Mut zu träumen (German Edition)

Titel: Dieses bescheuerte Herz: Über den Mut zu träumen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Amend , Daniel Meyer
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zwei. Klappte gut. Ich wusch mir die Hände und setzte mich wieder aufs Bett. Lanti und Muh waren mittlerweile gute Freunde geworden. Mir wurde wieder langweilig, aber zum Glück klingelte Lars’ Handy. Es lag in seinem Arbeitszimmer. Ich sprang sofort auf und sagte: »Ich gehe ran, ich gehe ran, ich gehe ran. Darf ich?«
    Lars rief aus der Küche: »Klaro!«
    Sein Handy lag auf dem Schreibtisch. Es war Tamtam. Ich verstellte meine Stimme, aber sie wusste sofort, dass ich es war. Sie sagte, dass sie in einer Viertelstunde bei uns sein würde. Ich war aufgeregt. Tamtam ist ein Mädchen. Und bei Mädchen bin ich immer aufgeregt.
    »Sie will was von mir«, sagte ich leise vor mich hin, und meine Gedanken flogen wieder kreuz und quer durch die Luft.
    »Weißt du, was wir gleich machen, wenn wir nach unten gehen?«, fragte Lars, aber ich konnte ihm nicht mehr folgen, weil ich plötzlich ein Skateboard entdeckte, das neben seinem Schallplattenschrank stand. Ich ließ es auf den Holzdielen ein bisschen hin und her rollen und die Wörter »erst mal Tamtam durchficken« schossen mir durch den Kopf. Ich bin mir nicht sicher, ob ich es laut gesagt oder nur gedacht hatte. Dann stellte ich mich mit beiden Beinen auf das Skateboard, und Lars rannte aufgeregt zu mir, um mich festzuhalten. Er schob mich an seinem Plattenregal entlang, zuerst mit festhalten, dann ohne. So schön.
    »Wenn wir gleich runtergehen«, sagte Lars, »dann suchen wir die WG von Berlin – Tag & Nacht . Vielleicht haben wir ja Glück und finden sie.«
    »Das ist eine gute Idee«, sagte ich.
    »Stell dir vor, wir finden sie wirklich und würden einfach klingeln. Und stell dir dann mal vor, sie würden uns auch noch aufmachen.«
    »O mein Gott.«
    Ich strahlte über beide Ohren. Was für eine Vorstellung.
    »Na, ist das die beste Idee?«
    »Die beste der Welt«, sagte ich.
    »Hast du dir schon überlegt, was du sagst, wenn wirklich jemand die Tür aufmacht?«
    »Ja«, rief ich vor Glück. »Ich würde Hanna in den Arm nehmen und sagen, dass ich der größte Fan bin und euch jeden Tag gucke.«
    Ich versuchte mir diese Situation vorzustellen, also in echt, aber ich schaffte es nicht. Das wirkliche Leben ist nämlich keine Fernsehserie. So sehr ich mich auch bemühte, ich bekam es nicht zusammen. Das ist wie beim Nummer-zwei-machen. Man kann so feste drücken, wie man will. Wenn nichts rauskommt, kommt nichts raus. Ich brauchte schnell etwas zu trinken und nahm fünf große Schlucke aus meiner Fanta. Ich rülpste und überlegte mit Lars, welche Schuhe ich anziehen sollte. Er zeigte auf die roten Nikes, weil sie am besten zu meiner roten Jacke passten. Ich nahm schnell meine geheime Wunschliste in die Hände, um sie nicht zu verlieren. Mein Herz klopfte. So viele Bilder in meinem Kopf. Fünfzehn Minuten können ganz schön schnell vorbeigehen, wenn man glücklich ist.
    Als ich Tamtam sah, fing ich an zu kreischen. Ich zeigte ihr den Einkaufswagen, der auf dem gefrorenen Wasser lag, aber sie meinte nur: »Dit is Berlin, wa?« Mir wurde plötzlich kalt, also stiegen wir schnell ins Auto. Lars schaltete die Sitzheizung an, aber wir fuhren nicht weit. Nur ein paar Straßen. Ich traute meinen Augen kaum. Ich wusste sofort, wo ich war. Die Häuser, die Geschäfte und Graffiti, vor allem aber dieser dreckige Hauseingang, vor dem wir standen, kamen mir mehr als nur bekannt vor. Aber wie war das möglich? Lars grinste mich an. Ich fühlte mich wie in einer Waschmaschine. Alles drehte sich. Schwindelig wurde mir aber nicht. Ich klammerte mich an Tamtam, aber dann ließ ich sie wieder los. Ich bekam Schiss. Lars, der Arsch, lachte mich aus.
    »Wir gehen da jetzt mal rein«, sagte er, aber ich schrie: »NEIN!«
    Dann liefen wir zu dritt durch den dunklen Innenhof. Ich kicherte vor Aufregung. Lars äffte mich wieder nach, weswegen ich ihm einen Tritt verpasste. Als wir vor einer grauen Eisentür stehen blieben, weil es nicht weiter ging, sagte ich leise: »Hier geht’s rein.«
    Ich suchte nach einer Klingel, aber es gab keine. Lars nahm mich in den Arm und telefonierte mit seinem Handy. »Wir sind jetzt da«, sagte er.
    Eine Minute später öffnete sich die Tür und ein hübsches Mädchen kam heraus. Sie lächelte mich an: »Du bist bestimmt Daniel.«
    Ich fiel aus allen Wolken. Woher kannte sie meinen Namen? Ich sah zu Lars, aber er zuckte nur unschuldig mit den Schultern. Er wusste auch von nichts. Unglaublich! Eben scherzten wir noch darüber und jetzt ging, wie aus dem

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