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Dieses bescheuerte Herz: Über den Mut zu träumen (German Edition)

Dieses bescheuerte Herz: Über den Mut zu träumen (German Edition)

Titel: Dieses bescheuerte Herz: Über den Mut zu träumen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Amend , Daniel Meyer
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Alkohol, also Sekt und Wodka, glaube ich.«
    »Ich glaube, du meinst Erdbeer-Daiquiri, oder?«
    »Weiß nicht.«
    »Das sieht wirklich ein bisschen nach Vampirblut aus und steigt gut in den Kopf. Uiuiui, da kommen gerade ein paar schlimme Erinnerungen hoch. Ich hab meinem Vater mal in sein Bett gekotzt, als ich von einer Abiparty total blau nach Hause gekommen bin. Aber davon erzähle ich dir ein anderes Mal.«
    »Ey, ich war so sauer in dem Moment, dass ich ganz laut geschrien habe. Alles hat sich gedreht. Ich habe nur noch Mama gesehen, wie sie mich ausgelacht hat. In Zeitlupe. Ich habe ganz laut gerufen, dass ich meine CD von Simon jetzt nicht mehr haben will und auch mein Lied nie mehr hören möchte.«
    »Und ist das wirklich so?«
    »Weiß nicht.«
    Mama kam in mein Zimmer und sagte: »Na, hast du dich beruhigt?«
    Ich warf ihr einen bösen Blick zu und maulte: »Ich telefoniere gerade und hätte gerne meine Privatsphäre. Das ist mein Zimmer!«
    Sie rollte mit den Augen, drehte sich um und verschwand.
    »Lars, weißt du, was ich mache? Ich gehe jetzt ins Wohnzimmer und knall der blöden Kuh den Ordner vor die Füße. Soll sie erst mal besser singen! Und wenn sie fertig ist, werde ich ganz laut Buh rufen und auch nicht applaudieren. Ja, das mache ich.«
    »Hör mal, ich habe eine bessere Idee. Du bleibst noch ein paar Minuten in deinem Zimmer und malst ein Herz auf dein weißes Berlin T-Shirt.«
    »Aber ich hab doch schon ein Herz drauf gemalt.«
    »Dann malst du eben noch eins drauf. Und dann gehst du rüber ins Wohnzimmer und setzt dich neben deine Mama, hörst ein bisschen zu, was sie so reden, streichelst Sina oder Rocky und lässt die Erwachsenen einfach ihr Ding machen. Beachte sie gar nicht, und du wirst sehen, wie dein Ärger ganz schnell wieder verschwindet. Denk lieber an morgen, wenn Tamtam dich besuchen kommt.«
    »Ja, darauf freue ich mich schon sehr. Ach Bruderherz, warum verstehst du mich immer so gut und Mama nicht?«
    »Deine Mama versteht dich auch, aber eben auf ihre Art. Du darfst uns nicht miteinander vergleichen. Das wäre nicht fair deiner Mutter gegenüber. Ich kann mit dir lauter Blödsinn machen und bin am nächsten Tag wieder in Berlin, aber sie muss sich immer um dich kümmern. Vergiss das nicht. Sie hat dich unendlich lieb und würde alles für dich tun. Ich weiß das, weil ich es sehe. Du siehst das nicht immer, weil es für dich schon normal ist. Sei nicht mehr böse auf sie.«

Cooles Outfit, coole Jungs: Lars und ich beim Fotoshooting.   

34
    Es regnete. Nicht viel. Aber genug, um nass zu werden, wenn man sich nicht unterstellte. Mama war aufgeregt. Viel aufgeregter als ich. Ich glaube, sie freute sich, aus der Wohnung zu kommen und mal andere Leute zu treffen. Die anderen Leute waren Tamtam und ihre Freundinnen. Tamtam hatte mir am Telefon erklärt, dass ihre beste Freundin Geburtstag feierte und sie deswegen in Hamburg war, aber ich konnte mir ihren Namen nicht merken, weil mir wieder schwarz vor Augen wurde. Mama und ich saßen im Bus. Ich lehnte mich an ihre Schultern, um meinen Kopf zu entlasten. Mein Gefühl sagte mir, dass dieses blöde Ding, dieses Blutgerinnsel in meinem Gehirn dafür verantwortlich war.
    »Mama«, sagte ich leise und sah sie an. »Wenn die Ärzte herausfinden, dass der Tumor in meinem Kopf gewachsen ist, dann richte ihnen bitte aus, dass ich mich nicht operieren lasse. Nie mehr. Lieber sterbe ich an Ort und Stelle. Mehr habe ich nicht zu sagen. Es ist endgültig.«
    Mama gab mir keine Antwort. Ich sah aus dem Fenster. Der Himmel war grau. Wenn doch endlich wieder die Sonne scheinen würde.

    Wir saßen schon eine ganze Weile in der Küche von Tamtams Freundin – es gab Kaffee, Fanta und Kuchen, als es an der Tür klingelte. Tamtam, ihre Freundin und ihr schwuler Freund (das habe ich sofort gesehen) schauten sich grinsend an, aber niemand stand auf, um nachzusehen. Mama stand am Fenster und rauchte. Ich starrte in die Luft.
    »Willst du nicht mal nachsehen?«, hörte ich Tamtam sagen, aber ich bewegte mich nicht, weil ich mir nicht sicher war, ob es wirklich ihre echte Stimme war oder ich mir das nur vorgestellt hatte. Es klingelte ein zweites Mal, und Mama schloss das Fenster. Ich blieb sitzen, und Tamtam ging an die Tür. Sie drückte auf den Summer, zupfte an meinen Haaren und lächelte: »Ich glaube, da kommt jemand für dich.«
    Ich war verwirrt. Erstens, weil ich dort niemanden kannte und zweitens, weil ich an Josi, meinen Elefanten dachte,

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