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Dieses bescheuerte Herz: Über den Mut zu träumen (German Edition)

Dieses bescheuerte Herz: Über den Mut zu träumen (German Edition)

Titel: Dieses bescheuerte Herz: Über den Mut zu träumen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Amend , Daniel Meyer
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nach New York. Denn ab heute leb’ ich jeden Tag als ob ich morgen tot wäre.
    Dann passierte etwas Schlimmes. Ich wollte meiner Mama noch eine besondere Freude machen, aber der Schuss ging völlig nach hinten los. Plötzlich wurde es dunkel. Ich konnte nicht mehr, rannte in mein Zimmer, schmiss die Tür hinter mir zu und wollte niemanden mehr sehen. Sonst wäre ich durchgedreht. Ich musste erst meine Tränen abwischen, bevor ich Lars anrufen konnte. Meine Stimme war immer noch ganz zitterig, aber ich wolle nicht länger warten. Ich musste sofort seine Stimme hören. Zum Glück nahm er den Hörer ab.
    »Hallo?«
    »Hallo, großer Bruder.«
    »Hey, Daniel, alles klar? Wie geht’s dir heute?«
    »Gar nicht gut«, sagte ich.
    Lars stellte die Musik aus, die bei ihm im Hintergrund lief.
    »Was ist denn passiert?«
    »Du bist mein großer Bruder, und du hast gesagt, dass ich dich immer anrufen darf.«
    »Das weißt du doch.«
    Ich erzählte ihm von Britta und Jeanne und meiner Tanzaufführung und meinen Tränen.
    »Jetzt beruhige dich erst mal«, sagte Lars.
    »Ich wollte doch nur mein Lied singen«, schluchzte ich.
    »Ich wollte nie erwachsen sein?«
    »Ich hatte ihnen schon davon erzählt, wie schön das bei Simon im Studio war und dass mir das so viel Spaß gemacht hat. Und weil ich so gute Laune hatte, wollte ich das Gefühl mit ihnen teilen.«
    »Ist doch großartig«, sagte Lars. »Wo ist das Problem?«
    »Ich habe meine blaue Mappe aus meinem Zimmer geholt, in der der Text eingeheftet ist, bin zurück ins Wohnzimmer und habe angefangen zu singen. Außer Britta hat niemand geklatscht. Mama hat nur mit ihrem Handy gespielt und mich gar nicht beachtet. Warum ist sie so?«
    »Sie hat es bestimmt nicht so gemeint. Sei nicht so streng zu ihr. Vielleicht gingen ihr gerade andere Sachen durch den Kopf.«
    »Sie hat mir auch gar nicht zugeguckt. Immer wenn wir Besuch haben, benimmt sie sich so. Ich hasse sie.«
    »Nein, tust du nicht.«
    »Doch, tue ich.«
    Die Tränen kullerten über meine Wangen, und ich wischte sie mit dem Pullover ab, der auf meiner Couch lag.
    »Du verhältst dich in gewissen Situationen übrigens auch wie ein Arsch!«
    »Wie bitte?«
    »Ja, tust du.«
    »Bist du bescheuert?«, schimpfte ich ihn. »Ich rufe dich an, damit du zu mir hältst, nicht …«
    »Daniel, ich halte immer zu dir und das weißt du auch, aber Brüder sind auch dafür da, sich gegenseitig die Wahrheit zu sagen.«
    Es begann sich wieder alles zu drehen. Ich schaute zu meinen Kuscheltieren, die oben auf dem Hochbett lagen.
    »Sieh mal«, hörte ich Lars’ Stimme, die jetzt ganz ruhig und sanft klang. »Wenn wir zwei alleine sind, also auf der Couch chillen oder etwas unternehmen, verhältst du dich auch ganz anders als in der Öffentlichkeit, selbst wenn Menschen dabei sind, die wir kennen. Das fällt dir gar nicht auf, aber mir. Du spielst den supercoolen Jungen, was ich, ohne Scheiß, zu hundert Prozent verstehen kann. Du sagst dann aber auch Dinge, die andere Menschen verletzen. Manchmal merkst du das ein paar Minuten später und entschuldigst dich, manchmal nicht, aber in dem Moment selbst checkst du einfach nicht, was für ein Stinkstiefel du gerade gewesen bist. Niemand ist deswegen böse auf dich, weil wir dich kennen und lieb haben. Und ich weiß ja auch, dass du das nie wortwörtlich meinst, aber genauso eine Situation könnte das jetzt mit deiner Mama gewesen sein. Versuch mal kurz darüber nachzudenken.«
    Ich gab mir Mühe. Ich gab mir wirklich Mühe. Ich schaute auf mein Luca Hänni Poster und dachte an gar nichts. Ich konnte nicht. Ich war zu enttäuscht. Nach einer kurzen Pause, hörte ich wieder Lars’ Stimme. Ich hatte mein Handy nämlich auf Lautsprecher gestellt und auf meinen Bauch gelegt.
    »Du hast gesagt, dass sie mit ihrem Handy gespielt hat?«, fragte er noch einmal nach.
    »Ja«, sagte ich.
    »Hmm, wie ich sie kenne, hat sie deinen Cro Dance bestimmt gefilmt.«
    »Weiß nicht.«
    »Vielleicht hat sie nur versucht, die Datei zu speichern, weil sie nicht wollte, dass sie verloren geht. Deswegen war sie dann etwas unkonzentriert, als du gesungen hast.«
    »Weiß nicht.«
    »Okay, entspann dich einfach ein bisschen. Wirst sehen, dass in ein paar Minuten alles wieder easy sein wird. Wie bei Cro.«
    »Nein, wird es nicht. Mama und Papa sind blöd. Die haben schon die zweite Flasche Vampirblut ausgetrunken.«
    »Ach komm, lass sie doch. Es ist Freitagabend. Vampirblut?«
    »Das ist roter Saft mit ganz viel

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