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Dieses bescheuerte Herz: Über den Mut zu träumen (German Edition)

Dieses bescheuerte Herz: Über den Mut zu träumen (German Edition)

Titel: Dieses bescheuerte Herz: Über den Mut zu träumen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Amend , Daniel Meyer
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guckten beide raus.
    »Die Aussicht ist gigantisch, hmm?«
    »Weiß nicht.«
    Neben uns stand ein kleiner Tisch mit einer Wasserkaraffe, in der viele Zitronenscheiben schwammen. Lars goss sich ein Glas ein und trank es in einem Zug aus. Ich wollte nichts. Nur zurück ins Zimmer.
    Dann sah ich sie.
    Sie stand an der Rezeption und trug ein rotes T-Shirt. Sie war nicht viel größer als ich und hatte ihre schönen braunen Haare zu einem Zopf zusammengebunden. Auf einen Schlag war mir gar nicht mehr kalt. Es kribbelte überall, hauptsächlich im Bauch. Mein Herz bedankte sich sofort mit hektischem Schlagen.
    »Siehst du das Mädchen?«, flüsterte ich zu Lars. »Sie ist voll hübsch.«
    »Stimmt«, sagte Lars, »und sie ist gar nicht so viel älter als du.«
    »Hmm.«
    »Wollen wir mit ihr reden?«
    »Weiß nicht. Mach du!«
    »Soll ich ihr etwas von dir ausrichten?«
    »Weiß nicht.«
    »Willst du mitkommen oder wartest du hier?«
    »Ich warte hier«, sagte ich und setzte mich um die Ecke auf einen Stuhl.
    Nach ein paar Minuten, die mir aber wie Jahre vorkamen, stand Lars grinsend vor mir und sagte: »Ich hab alles klar gemacht.«
    »Was?«
    »Um 18 Uhr hast du ein Date. Sie ist eine ganze Stunde nur für dich da. Sie heißt übrigens Tessa.«
    »Wie hast du das denn gemacht?«
    »Mit ein bisschen Magie geht alles, mein Lieber. Du bekommst von ihr eine schöne Massage mit warmen Ölen. Du wirst dich wie im Paradies fühlen. Garantiert.«
    »Oh, mein Gott.«
    »Ich weiß.«
    »Aber ich darf doch nicht massiert werden, wegen, also, den blöden Stäben in meinem Rücken.«
    »Keine Sorge, hab ich alles geklärt. Du bekommst von ihr eine ganz leichte Krabbelung.«
    »Wie geil ist das denn? Und Tessa macht das?«
    »Ja.«
    »Krabbelt die mich, na ja, du weißt schon, überall?«
    Lars lachte, nahm mich in den Arm und sagte: »Das kannst du ja später selbst mit ihr verhandeln.«
    Wir gingen aufs Zimmer zurück, aber ich war so aufgeregt, dass ich mich nicht entspannen konnte. Ich futterte eine ganze Packung Nüsse, obwohl ich keinen Hunger hatte, einfach nur, um irgendwie abgelenkt zu sein. Lars ärgerte mich die ganze Zeit, dass ich mich vor Tessa nackt ausziehen müsse und dass sie mich dann überall berühren würde. Bei der Vorstellung wurde mir mulmig, aber auf die schöne Weise. Ich schaute auf die Uhr. Noch fünfzig Minuten! Lars schloss seinen iPod an die Anlage an und drehte die Musik auf. Ich drehte sie wieder leiser, weil wir schließlich nicht die einzigen Gäste waren. Dann schluckte ich meine Tabletten mit einem Glas Fanta Mango herunter. Eigentlich wollte ich sie nicht mehr nehmen, aber Lars und ich hatten eine Abmachung getroffen: Wann immer wir beide alleine unterwegs waren, musste ich, erstens, pünktlich meine Tabletten nehmen und zweitens, sofort sagen, wenn es mir schlecht ging. Von den Nüssen bekam ich Blähungen und pupste so dolle, dass Lars das Fenster aufmachen musste.

    Tessa wartete schon auf mich. Sie ging in eines der hinteren Zimmer. Ich schaute auf den Boden und folgte ihr verlegen. Im Fahrstuhl auf dem Weg ins Spa musste Lars mir versprechen, mich nicht alleine zu lassen. Das traute ich mich noch nicht.
    »Bist du zum ersten Mal hier?«, fragte sie.
    Sie lächelte und nickte und mein Herz wummerte. Dann erklärte sie mir genau, was sie gleich machen würde, aber ich konnte mich nur auf den schönen Klang ihrer Stimme konzentrieren. Zum Glück durfte ich mich hinlegen, weil meine Beine schon aus Wackelpudding waren. Lars saß in der Ecke und sagte kein Wort. Das war gut, denn es lief schöne asiatische Wasserfallmusik. Tessa legte mir warme Steine auf die Augen, die mich sofort beruhigten. Ich fühlte mich sicher. Ich wartete noch einen Moment, dann ergriff ich meine Chance.
    »Lars«, flüsterte ich blind in die Luft, weil sich die Steine ja immer noch auf meinem Gesicht befanden. Ich hörte, wie er aufstand und an meinen Kopf kam.
    »Ich bin hier«, flüsterte er in mein linkes Ohr. »Alles okay?«
    »Ja, also, es ist so«, sagte ich so leise wie möglich. Ich wollte nicht, dass sie es hörte. »Ich habe jetzt keine Angst mehr. Ich erlaube dir schwimmen zu gehen. Du kannst Tessa und mich ruhig alleine lassen. Das ist schon okay.«
    Ich hörte, wie eine Tür auf- und wieder zuging. Dann war ich alleine mit ihr. Mein Herz schlug sofort etwas schneller, aber weil Tessa mich so schön krabbelte, entspannte ich mich wieder. Sie fragte mich, warum ich so krank sei. Sie war nämlich

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