Dieses heiß ersehnte Glueck
unglücklich bin, nicht wahr?«
Als Wesley auf die Seite herüberkam, wo Leah gerade die Stricke löste, sah er sie überrascht an. Dann schien sich so etwas wie Unwillen in seinen Augen widerzuspiegeln, ehe er wegsah.
»Könntest du wohl auf dieses Durcheinander klettern und mir diesen Koffer dort herunterreichen?«
»Natürlich«, sagte Leah und lächelte. Ob es ihm schon dämmerte, daß seine kostbare Kimberly nicht mehr war als ein Schmuckstück?
»Hätte ich mir gleich denken können, daß du das kannst«, sagte Wesley leise, jedoch mit einer Heftigkeit, die Leah verwunderte.
Sie arbeiteten gut zusammen, entluden und beluden den Wagen von neuem, während Steven und Kimberly sich zankten. Kimberly jammerte über ihre zerdrückte Hutschachtel, während Steven sich beklagte, daß Kim den beiden nicht helfen wollte.
Ein paarmal hatte Leah das Gefühl, daß Steven sie beobachtete; aber er wandte sich ab, als Leah zu ihm hinsah.
Als sie mit dem Umpacken fertig waren, blickte sie Wesley an. Eigentlich wartete sie darauf, daß er ihr auf irgendeine Weise seinen Dank ausdrückte; doch er brummelte nur: »Du kannst mit Steven fahren«, während er die Plane festzog.
Verdutzt sah sie ihm nach, als er sich zu dem anderen Wagen entfernte. »Mit Vergnügen!« rief sie ihm nach und hätte ihm am liebsten einen Stein an den Kopf geworfen. Doch sie beherrschte sich rechtzeitig. Vielleicht sollte sie lieber die Fransen an seinen Hosen anzünden!
Eine Hand berührte ihren Arm. Sie sah hoch und direkt in das Blau von Stevens Augen. »Darf ich?« sagte er und deutete dabei mit dem Kopf auf den Wagensitz.
Sofort wurde sie von einer Abneigung gegen diesen Mann erfaßt. Als sie noch ein Mädchen gewesen war, pflegten ihre beiden älteren Brüder Männer ins Haus zu bringen, die sie genauso angesehen hatten wie eben dieser Steven. Sie konnte sich natürlich auch in ihm täuschen, sagte sie sich rasch gerechterweise.
Wesley und Kim lenkten ihren Wagen- zuerst auf die Straße. Niemand kam aus dem Haus, um Lebewohl zu sagen, und plötzlich fühlte Leah sich sehr allein — unter Fremden, die in eine fremde Gegend zu anderen Fremden fuhren.
»Werden Sie Ihre Freunde vermissen?« fragte sie Steven, doch sie bekam von ihm nur einen schrägen Blick als Antwort, so daß sie kein weiteres Wort mehr sagen mochte.
Stundenlang fuhren sie nun nach Westen. Leah versuchte nicht mehr, mit Steven ins Gespräch zu kommen. Sie machten eine Stunde Rast, um die belegten Brote zu verzehren, die Regan ihnen eingepackt hatte; und Wesley umsorgte Kim, die sich mit einem perlenbesetzten Fächer Kühlung zuwedelte und den obersten Knopf ihres blaßblauen Seidenkleides' geöffnet hatte. Wesley schien das zu gefallen, und Kimberly rollte züchtig mit den Augen.
»Dieser Wesley ist schon ein Liebhaber«, sagte Steven zu Leah. »Nur kann er euch beide ja nicht zugleich haben.« Er sah Leah dabei vom Kopf bis zu den Zehen hinunter an.
Stirnrunzelnd rückte sie von ihm ab.
Am Nachmittag, als sie sich einer aus mehreren Häusern bestehenden Siedlung näherten, kamen vier Männer auf Pferden auf sie zu. Wesley rief etwas, und Steven hielt seinen Wagen an.
»Schick Leah vor zu mir!« brüllte Wesley.
Leah erstarrte auf ihrem Platz. Sie hatte nicht die Absicht, diesem Mann zu gehorchen, der sie den ganzen Tag wie Luft behandelte und sie dann herumkommandierte, wenn es ihm in den Kram paßte.
Steven warf einen Blick auf ihr Gesicht und kicherte. »Sie will nichts von dir wissen, Stanford!« rief er. »Laß sie lieber hier bei mir!«
Mit einem lauten Fluch sprang Wesley von seinem Wagen herunter. »Die Männer dort wollen die Neuvermählten begrüßen«, sagte er mit gepreßter Stimme, während er zu ihr hochsah. »Wenn du nicht willst, daß ganz Virginia die Wahrheit über uns erfährt, solltest du lieber zu mir auf den Kutschbock steigen.«
»Was geht mich Virginia an? Es ist doch nur dein Ruf, der gefährdet ist.«
»Zum Henker mit dir!« fluchte Wesley, packte ihren Arm und zog daran.
Leah hatte nicht erwartet, daß er Gewalt anwenden würde, und war gänzlich unvorbereitet auf diesen Überfall. Mit einem erschrockenen Keuchen fiel sie Wesley genau in dem Augenblick in die Arme, als die Reiter bei ihnen anlangten.
»Kannst wohl keinen Moment die Hände von ihr lassen, wie, Wes?« rief einer der Männer lachend.
»Man braucht Sie ja nur anzusehen, Ma’am, um zu begreifen, warum Wes Sie von der Kanzel weg heiratete.«
»Stell mich sofort auf den
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