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Dieses heiß ersehnte Glueck

Titel: Dieses heiß ersehnte Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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sich neben ihn auf den Boden und erfuhr nun die Wahrheit über Justins Leben. Was er ihr bisher von seiner Familie berichtet hatte, waren keine Lügen gewesen — er hatte nur die schlimmen Dinge weggelassen, weil auch er geglaubt hatte, Leah sei als Lady auf die Welt gekommen und in reichen Verhältnissen aufgewachsen. Auch er hatte Angst gehabt, sie mit der vollen Wahrheit zu schockieren.
    Nun erzählte er ihr erst von seinem Vater, Doll Stark, der in seiner Heimatstadt >der faulste Mann östlich des Mississippi< genannt wurde. Das mochten andere lustig finden, doch für die Familie bedeutete es einen ständigen Kampf ums Überleben. Doll verbrachte seine Tage in Macalisters Handelsposten, spielte dort Karten und schäkerte mit den Mädchen. Seine Frau und seine Kinder versuchten inzwischen, einigen Morgen dürren Ackerlandes das Nötigste zum Leben abzuringen.
    Justin, der älteste von den Söhnen, wuchs mit einem Haß auf seinen Vater auf. Doll ließ sich morgens ein reichliches Frühstück vorsetzen, während sich die Familie jeden Bissen vom Munde absparte; dann ging er bis zum Abend fort, kam zum Essen wieder nach Hause und versuchte dann stundenlang seine Frau zu schwängern. Justin konnte bei den Geräuschen aus dem Nebenzimmer nicht einschlafen und haßte seinen Vater nur noch mehr.
    Doll Stark fragte nie danach, ob seine Familie seinetwegen Mangel litt und wie lange Justin auf den Feldern arbeiten mußte, damit ein Stück Fleisch auf den Tisch kam.
    Und die Stadt machte sich nur lustig über Dolls Faulheit. Sie mischte sich nur einmal ein, als Justins älteste Schwester, Corinne, ein paar »Lügen« verbreitete und die hoch-geschätzten Macalisters damit in Verlegenheit brachte.
    »Sind das die Macalisters mit dieser hübschen Tochter?« fragte Leah. Nun wurde ihr klar, daß Justin nur ein Mann ihres Standes sein konnte und nicht Wesleys Kreisen angehörte. Vielleicht würde Justin sie nicht ihrer Abkunft wegen hassen, wie Wes das tat.
    »Ja«, antwortete Justin. »Und nun erzähle mir auch etwas von deiner Familie.«
    Leah zögerte, seiner Aufforderung nachzukommen. Justins Vater war trotz seiner Faulheit in der Stadt beliebt gewesen. Was konnte sie schon Gutes von ihrer Familie berichten? Ein Blick auf Justin zeigte ihr, daß er bereit schien, notfalls bis zum Jüngsten Tag auf ihren Bericht zu warten.
    Sie begann stockend und achtete auf Signale seines Widerwillens; doch als sie nur Interesse und Anteilnahme in seinen Augen las, wurde ihr Bericht flüssiger. Sie erzählte ihm von ihrem ältesten Bruder, der eine Frau gekidnappt hatte, von der Prostitution ihrer Schwester, dem Wahnsinn ihres Vaters und wie er täglich Frau und Kinder verprügelt hatte. Und zuletzt erzählte sie ihm noch von der harten Knochenarbeit, die sie von morgens bis abends verrichten mußte.
    Der Wald schien den Atem anzuhalten, als sie ihren Bericht beendete und mit niedergeschlagenen Augen auf Justins Reaktion wartete.
    »Und obwohl du eine Kusine der Stanfords bist, hat Wes dir nicht geholfen? Wir haben zwar nie darüber gesprochen
    — aber er ist doch ein reicher Mann, nicht wahr?«
    »Sehr reich«, murmelte Leah, vermied es aber immer noch, Justin in die Augen zu sehen.
    »Was brachte ihn dann doch noch dazu, dich von dieser Plackerei zu erlösen? Oder bist du nur seine Angestellte, die seine Prinzessin Kimberly bedienen soll?«
    Leah holte tief Luft. »Mein Vater starb, und meine Geschwister wurden von anderen Pflanzern adoptiert. Ich ... ich wollte in den Westen, wo mich niemand kennt. Da gab mir Wesleys Schwägerin so viel Geld, daß ich damit eine Weberei in Kentucky eröffnen kann. Wes erlaubte mir, mit ihm nach Kentucky zu reisen.«
    Justin schwieg eine Weile. Vielleicht zweifelt er den letzten Teil meiner Geschichte an, dachte Leah. »Wo hast du dein gutes Benehmen gelernt?« fragte sie rasch.
    »Bei Macalisters Frau. Sie ist eine englische Lady. Und du?«
    Leah erzählte ihm lächelnd die Geschichte von Regans und Nicoles Gewaltkur. Ihr wurde immer deutlicher bewußt, daß dieser Mann sie nicht verabscheute, weil sie eine Simmons war. Vielleicht teilten nicht alle Männer Wesleys Einstellung. Vielleicht würde sie in diesem neuen Staat nicht danach beurteilt werden, was ihr Vater gewesen war.
    »Die beiden haben wahrhaftig gute Arbeit geleistet«, sagte Justin lächelnd und stand auf. »Doch heute haben wir genug von ernsthaften Dingen geplaudert.« Er nahm sie bei der Hand und führte sie den steilen, steinigen

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