Dieses heiß ersehnte Glueck
sind. Deswegen habe ich auch nichts gesagt, als ich die Lebensmittel verwalten sollte. Da niemand außer mir die Vorräte nachzählte, wußte ich immer, wieviel ich abzweigen konnte, ohne daß es jemand merkte. Ich wollte nicht stehlen«, sagte sie noch einmal und sah zu ihm hoch.
»Ich kann es mir wohl noch leisten, auf ein paar Kartoffeln zu verzichten«, beruhigte Wes sie. »Aber ich wette, mit unseren Vorräten sieht es trotzdem schlecht aus.«
Leah sah ihn schuldbewußt an. »Sehr schlecht. Ich hatte vor, dir das schon bald zu sagen, aber .. .«
Er lachte leise. »Sobald es unbedingt nötig wurde, wolltest du es wohl sagen. Morgen früh stellst du eine Liste zusammen, und ich werde alles besorgen, was du aufschreibst. Vielleicht solltest du aber lieber doppelt soviel bestellen, wie wir deiner Meinung nach brauchen. Nun laß uns ins Lager zurückkehren, ehe uns dort jemand vermißt.«
Leah zögerte noch. »Wesley«, flüsterte sie dann. »Ich kann doch nicht schreiben. Wie soll ich da eine Liste aufstellen?«
Er drehte sich um, sah sie an, und sie errötete unter seinem Blick. Früher hätte sie sich in diesem Moment in seine Arme geworfen. Sie wünschte, sie könnte vergessen, wie sehr sie ihn einmal geliebt hatte.
»Dann werden wir das wohl zusammen machen müssen«, antwortete er so leise, daß sie ihn kaum verstehen konnte.
Gemeinsam schlichen sie in ihr Lager zurück. Wesley begleitete Leah zu der Stelle, wo sie ihre Decken ausgebreitet hatte. Ehe er sich von ihr wegdrehte, lächelte er wie ein Verschwörer, kniff ein Auge zu und entfernte sich dann zu seiner Lagerstatt am anderen Ende des Camps.
Mit einem Lächeln auf dem Gesicht schlief Leah ein.
Am Morgen wagte sie dann Wesley nicht mehr anzusehen, weil sie fürchtete, der alte Haß stünde wieder in seinen Augen und sie habe alles in der Nacht nur geträumt.
»Sind Sie sicher, daß Sie nichts dagegen haben, wenn wir mit Ihnen reisen?« fragte Mrs. Greenwood sie zum hundertsten Male.
Leah drehte sich um und lächelte sie an. »Natürlich bin ich sicher. Ich freue mich schon auf die Zeit, die ich mit Ihren Kindern verbringen kann. Bis zu dieser Reise bin ich immer mit Kindern zusammen gewesen, und ich vermisse sie sehr.«
Sadie Greenwood lachte. »Sie können mehr davon bekommen, als Ihnen lieb ist. Meine drei machen mir schon genug Arbeit.«
In diesem Moment begann das Baby zu schreien. »Lassen Sie mich nur machen«, sagte Leah und lief zu dem Jüngsten, der gerade hingefallen war. Der Kleine war an Fremde gewöhnt; er klammerte sich an Leah, und als sie ihn hochhob, schossen ihr die Tränen in die Augen.
»Fehlt dir etwas?« fragte Wesley hinter ihr. Es war, als habe er sie die ganze Zeit beobachtet und nur darauf gewartet, daß sie ihn brauchte.
»Mein Kind wäre nun fast in seinem Alter«, stammelte Leah und drückte den Kleinen an sich, der nicht länger schrie. Sie drehte sich zu den Wagen um.
»Unser Kind«, murmelte Wes, aber das hörte sie nicht mehr.
Die nächsten Tage verliefen sehr angenehm. Leah fuhr mit Mrs. Greenwood, sie tauschten Rezepte aus — Sadie von ihren Gerichten, Leah von ihren Schönheitskrems. Und sie redeten endlos über Kinder und Kindererziehung.
»Und welchen von den beiden Männern werden Sie erhören?« fragte Sadie.
Leah wandte den Blick nicht von den Pferden ab. »Ich verstehe nicht, was Sie meinen.«
Sadie lachte leise in sich hinein. »Zuerst dachte ich, Justin würde es sein, da er immer in Ihrer Nähe blieb; aber dann konnte dieser gutaussehende Wesley nie die Augen von Ihnen abwenden, und deshalb fragte ich ihn, wie eng denn die Verwandtschaft zwischen Ihnen beiden sei.«
»Das haben Sie ihn gefragt?« sagte Leah erschrocken.
»Ich habe es schon vor Jahren aufgegeben, mich von meiner Neugierde plagen zu lassen. Ich muß immer alles über andere Leute wissen. Das ist wie ein Laster, das man nicht los wird.«
»Und was sagte Wesley über unsere Verwandtschaft?« fragte Leah leise.
Sadie blickte sie aus den Augenwinkeln an. »Er sagte, Sie wären eine angeheiratete Kusine, keine Blutsverwandte.«
Leah lachte. »Das ist allerdings wahr«, sagte sie. Um das Thema zu wechseln, fragte sie Sadie etwas, das deren Kinder betraf.
An diesem Abend kam es zu dem ersten Zusammenstoß zwischen Sadie und Kimberly. Die Sache begann ganz harmlos. Sadie war daran gewohnt, Aufgaben zu verteilen, zu organisieren, den Leuten zu sagen, was sie tun sollten, damit man mit der Arbeit vorankäme. Leah, Wes, Justin
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