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Dieses heiß ersehnte Glueck

Titel: Dieses heiß ersehnte Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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auf dem Kleid oder Ruß im Gesicht habe. Justin mag dich so, wie du bist; aber Wesley will, daß ich schön aussehe. Das muß ich dann wohl auch. Will das denn niemand begreifen?«
    Leah rieb sich die Wange an der Schulter und blickte auf ihr Kleid hinunter. Da waren tatsächlich Flecke auf dem Rock.
    Kim rückte näher an Leah heran und begann zu flüstern: »Ich fange an, mir Sorgen über Wesley zu machen. Er küßt mich nicht mehr so oft wie früher. Er pflegte mich immer zu betätscheln; doch jetzt schaut er mich nur noch an.«
    »Kim«, sagte Leah ärgerlich, »warum erzählst du mir das? Wie kann ich dir da helfen?«
    »Ich dachte mir nur, du wüßtest irgendein Lockmittel; da du ja . .. nun, da du ja keine Jungfrau mehr bist. Ich meine, es könnte doch sein, daß dir deine Schwester irgendwelche Hinweise gegeben hat.« Sie verstummte bei Leahs Blick. »Ich wollte dich nicht beleidigen«, sagte sie, als wäre sie die Gekränkte. »Ich dachte nur, du könntest mir ein Mittel verraten . . .«
    »Kimberly«, sagte Leah mit tonloser Stimme, »du wäschst jetzt das Geschirr ab.«
    Damit ließ Leah sie stehen.
    In dieser Nacht erwachte Leah von einer Berührung an der Schulter, und als sie die Augen aufschlug, beugte sich Wesley über sie.
    Er legte die Finger auf die Lippen und gab ihr ein Zeichen, ihm zu folgen. Sie schlüpfte in ihr Kleid und ging hinter ihm her in den Wald. Als sie weit genug vom Camp entfernt waren, drehte er sich zu ihr um.
    »Ungefähr eine Meile den Fahrweg hinunter lagert eine Familie, die Hilfe braucht. Ich habe ein paar Sachen zusammengepackt und dachte mir, vielleicht würdest du gern mitkommen, wenn ich sie den Leuten bringe. Falls du nicht zu müde dazu bist.«
    Er hörte sich an wie ein kleiner Junge, der fürchtete, man könne ihm sein Lieblingsspielzeug verbieten. »Ich gehe gern mit«, sagte Leah.
    Sie gingen eine Weile schweigend nebeneinander her.
    »Eine schöne Nacht, nicht wahr?« fragte Wes.
    »Sehr schön.«
    »Du hast dich mit Justin gestritten?« fragte er dann sehr direkt; er grinste sie an, und sie grinste zurück.
    »Du magst ihn, nicht wahr?« fragte Wes beharrlich weiter.
    »Er ist meinesgleichen. Wir sind beide in Armut aufgewachsen.«
    »Oh«, sagte Wesley. »Ich hatte immer Geld, aber ich hatte auch immer Travis am Hals. Ich weiß nicht, ob ich nicht mein ganzes Geld gern hergegeben hätte, wenn ich ohne Travis hätte aufwachsen dürfen.«
    »Nur ein reicher Mann kann so etwas sagen. Kein Bruder kann schlimmer sein als die Armut.«
    »Aber man hat dir nicht die Freiheit des Denkens genommen! Travis hat mir immer vorgeschrieben, was ich denken und wie ich denken dürfte. Und das ist auch der Grund, weshalb Kim .. .« Er stockte.
    »Weshalb Kim — was?« fragte Leah ruhig.
    »Kim braucht mich«, sagte er mit gerunzelter Stirn.
    »Kim braucht etwas«, erwiderte Leah, »aber ich frage mich, ob jemand weiß, was sie braucht. Ist dort das Lager?«
    »Nein, es ist noch weiter weg. Aus irgend welchen Gründen haben sie es in eine Schlucht verlegt. Wenn es regnet, kommen sie dort nicht mehr rechtzeitig heraus. Du hast doch nichts gegen eine kleine Klettertour im Dunklen, oder?«
    Leah schüttelte den Kopf; aber später bereute sie, daß sie sich die »kleine Klettertour« nicht genauer hatte erklären lassen. Sie schienen eine fast senkrechte Wand hinunterklettern zu müssen, um den Grund der Schlucht zu erreichen. Wesley kam vor ihr unten an, und als sie an der Wand herunterrutschte, packte er ihre Knöchel und bewegte die Hände — absolut unnötigerweise, wie Leah dachte — an ihren Beinen zu ihren Hüften hinauf, hob sie dann von der Schluchtwand und stellte sie auf den Boden. Sie wollte ihn seines Benehmens wegen zur Rede stellen, doch er grinste sie so spitzbübisch an, daß sie lachen mußte. Er nahm ihre Hand und ging mit ihr die Schlucht hinunter.
    »Dort ist es!« Er deutete auf das Camp. »Du bleibst hier, während ich das Paket zustelle; dann verschwinden wir rasch.«
    Leah duckte sich hinter einen Felsblock und beobachtete, wie Wes sich an die schlafenden Reisenden heranpirschte. Sie kam sich beinahe wie eine Diebin vor, die etwas Unrechtes täte, wenn sie sich mitten in der Nacht in die Nähe schlafender Menschen schlich.
    Wesley hatte gerade den Rand des Camps erreicht, als Leah einen Mann aus der entgegengesetzten Richtung kommen sah, eine lange Vogelflinte über der Schulter, einen großen Hund neben sich. Sie wußte sofort, daß es Ärger geben

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