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Dieses heiß ersehnte Glueck

Titel: Dieses heiß ersehnte Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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hatte eine Weile gedauert, bis er sie dazu überreden konnte, ihm die Stelle an ihrem Nacken zu zeigen, wo drei Bienen sie gestochen hatten, als sie sich gegen einen Holunderbusch lehnte.
    »Und du hast keinem etwas davon gesagt?« hatte Wes sich gewundert.
    »Ach, das sind doch nur ein paar Bienenstiche«, hatte sie mit einem Achselzucken erwidert.
    Sie wollte sich nicht dabei helfen lassen, die Paste aus Backsoda auf ihrem Nacken zu verreiben; doch von da an war Leah Wesley nicht mehr aus dem Kopf gegangen.
    Und er hatte angefangen, sich Fragen zu stellen.
    Das Leben auf einer Farm war niemals leicht, und obwohl viele Leute das Gegenteil annahmen, besaß er nicht viel bares Geld. Zwar gehörte ihm die Hälfte der Stanford-Plantage; aber deren Reichtum bestand aus Ländereien. Nur wenn der Grundbesitz verkauft wurde, konnte Wes an sein Geld herankommen. Travis hatte sich bereitgefunden, Wes so viel zu bezahlen, wie er konnte; und obwohl Wes mancherlei an seinem Bruder auszusetzen hatte, zweifelte er nie an dessen Ehrlichkeit. Wes war nicht reich, konnte sich keine Armee von Dienern oder Angestellten leisten; was wollte er mit einer Frau anfangen, die schon bei einem lächerlichen Bienenstich hysterisch wurde? Würde Wes den ganzen Tag pflügen, dann heimkommen und auch noch den Haushalt machen müssen? Würde Kim von ihm verlangen, daß er ihr jeden Morgen das Frühstück ans Bett brachte?
    Als er noch unter der Fuchtel seines älteren Bruders stand und dessen tyrannisches Wesen ertragen mußte, hatte er sich nach jemandem gesehnt, der sich an ihn lehnte. Aber Kim lehnte sich nicht an ihn, sie lag die meiste Zeit im Bett.
    Und wenn er sie küßte! Kim pflegte zu sagen: »Du darfst dir heute abend zwei Küsse nehmen, Wesley!« Dann spitzte sie die Lippen, machte »schmatz, schmatz«, ließ diesem Schmatzen ein verschämtes Lachen folgen, als hätte sie etwas Unschickliches und höchst Anrüchiges begangen, und rückte von ihm ab.
    Eine Weile lang hatten ihn diese keuschen Küsse und dieses verschämte Lachen fasziniert. Er hatte geglaubt, was er ja auch glauben sollte, daß sie von einer unbezähmbaren Leidenschaft wäre, wenn sie sich nur gehenließe. Aber irgendwann hatte er dann aufgehört, das zu glauben. Er begann sich vorzustellen, daß sie auch nach ihrer Heirat jeden Abend die Lippen spitzte und sagen würde: »Du darfst dir heute abend zwei Küsse nehmen, Wesley!« Oder vielleicht durften es auch drei sein, weil er nun ihr Ehemann war.
    Einmal hatte er versucht, sie zu einer leidenschaftlichen Reaktion zu zwingen; aber sie war ängstlich von ihm abgerückt, und als sie sich wieder von ihrem Schock erholt hatte, hatte sie ihm Vorhaltungen gemacht, als wäre er ein kleiner Junge, der für seine Untat eine Tracht Prügel verdient hätte.
    Er hatte von da an derartige Versuche unterlassen — und aufgehört, sich seine abendliche Ration an Küssen abzuholen, wenn sie diese Bezeichnung überhaupt verdienten.
    Und je mehr er sich von Kim zurückzog, um so aufmerksamer wurde er auf Leah. Er bemerkte ihre unauffällige Tüchtigkeit, sah, wie sie Situationen meisterte, die sich leicht zu einer Krise auswachsen konnten. Und sie war von einer unglaublichen Bescheidenheit. Nichts war ihr zuviel. Sie verlangte kaum etwas für sich und gab dafür um so reichlicher.
    Je länger sie zusammen reisten, um so lieber gewann er sie. Er wußte nicht mehr genau, wann er sich dazu entschlossen hatte, sie zu behalten. Vielleicht war diese Entscheidung auch nur langsam gereift, aber er wußte, daß er lieber Leah heiraten als Kim adoptieren würde.
    Er hatte Leah seine Entscheidung sofort mitteilen wollen; aber irgendwie hatte er gespürt, daß sie nicht gleich bereit sein würde, ihn mit offenen Armen aufzunehmen. Warum sie das nicht tun würde, war ihm allerdings unbegreiflich; denn er gab ihr ja schließlich nur, was sie schon immer haben wollte; aber wer verstand schon, was sich im Kopf einer Frau abspielte?
    Also hatte er lange darüber nachgedacht und war zu dem Schluß gekommen, daß er sie in eine Situation bringen sollte, wo sie sich auf ihn verlassen mußte — wenn es eine solche Situation überhaupt gab. Leah war so unglaublich selbständig, daß ihm große Zweifel kamen, ob er Leah überhaupt in eine Lage bringen könnte, bei ihm Hilfe zu suchen.
    Dann kam der Tag, als sie im Schlamm miteinander rangen — er lächelte in der Erinnerung daran —, und er hatte herausgefunden, daß sie sich fürchtete, wenn sie allein im

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