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Dieses heiß ersehnte Glueck

Titel: Dieses heiß ersehnte Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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sobald er zurückkäme. Leah hatte die Frau, die nur noch aus Haut und Knochen bestand, gewaschen und in ihren Armen gewiegt, bis sie endlich eingeschlafen war.
    Abe versuchte, Leah Vorhaltungen zu machen, weil sie Revis hatte abblitzen lassen; doch auf ein paar treffliche Antworten von Leah hin hatte er die Blockhütte verlassen. Die meiste Zeit an diesem langen Tag hatte Leah am Herd verbracht und sich viel Mühe mit dem Mittagessen gegeben, um sich bei Bud und Cal für deren Hilfe zu revanchieren.
    Als sie sich am Mittagstisch auch noch mündlich bei den beiden jungen Männern bedanken wollte, taten sie so, als wären sie taub. Da beugte sich Leah, einem Impuls folgend, über den Tisch und gab jedem einen Kuß auf die Wange.
    »Du hast doch hoffentlich nicht die Absicht, mit diesen
    Attrappen ins Bett zu gehen!« jammerte Abe. »Du kannst Revis keinen Korb geben, und dann mit diesen Lümmeln ins Heu steigen!«
    »Abe«, sagte Leah mit tonloser Stimme, »ich habe mir jetzt genug von dir bieten lassen. Noch ein Wort und . . .«
    Abe unterbrach sie: »Wenn du mir oder Revis noch einmal frech kommst, erzähle ich ihm von dem reichen Knaben, den du hier in der Nähe versteckt hast. Deshalb solltest du lieber zweimal nachdenken, bevor du den Mund aufmachst und mir drohst.«
    Leah hatte nach dieser Ermahnung keinen Ton mehr gesagt. Abe hatte nur gekichert und sie an alle möglichen Arbeiten erinnert, die im Haus noch getan werden mußten.
    Es war eine Stunde vor Mitternacht, als Leah endlich mit dem Putzen und Aufräumen fertig war und den langen Weg zu der Blockhütte antreten konnte, wo Wesley sich versteckt hielt. Unterwegs dachte sie sich eine Geschichte aus, mit der sie ihre Abwesenheit begründen wollte, wenn er sie fragte, wo sie tagsüber gewesen sei.
    Sie war sehr müde, als sie die Hütte betrat, aber ihr Herz klopfte wild. Würde Wesley überhaupt noch am Leben sein?
    Sie zündete die Laterne neben seinem Bett an und seufzte erleichtert, als sie Wesley friedlich schlummernd vor sich sah. Aber im gleichen Moment schlug er schon die Augen auf.
    »Leah?« flüsterte er.
    »Ich bin bei dir. Ich habe dir etwas zu essen gebracht. Kannst du überhaupt etwas essen?«
    Er betrachtete sie schweigend. »Wo bist du gewesen, Leah?« fragte er leise, während er sich im Bett aufrichtete.
    »Bleib liegen! Lieg still, und ich werde dich füttern.« Sie versuchte, ihn auf das Lager niederzudrücken, doch er schob ihre Hände weg.
    »Ich verlange eine Antwort.«
    Das war ein Befehl und keine Bitte, und plötzlich war das alles zuviel für sie. Sie fiel auf den Bettrand, schlug die Hände vors Gesicht und begann zu weinen.
    »Leah, Liebling«, begann er und griff tastend nach ihren Händen. »Es war nicht meine Absicht, dich zum Weinen zu bringen.«
    »Ich ... es tut mir leid«, sagte sie schluchzend. »Ich bin nur schrecklich müde. So viele Dinge passieren auf einmal. .'.«
    »Was für Dinge?« fragte er mit zusammengepreßten Zähnen. »Wer hat auf mich geschossen, und warum bist du den ganzen Tag weggewesen?«
    Leah wischte sich mit dem Handrücken die Augen ab. Müde oder nicht — sie mußte ihm nun das perfekteste Theater ihres Lebens Vorspielen. »Oh, Wesley«, sagte sie, »es war ein schrecklicher Unfall. Die Männer waren auf der Jagd und haben aus Versehen auf dich geschossen. Sie haben mir geholfen, dich hierherzutragen, dann zogen sie weiter. Ich vermute, sie hatten Angst, du würdest ihnen nachstellen und dich rächen, wenn du wieder gesund bist. Deshalb hatten sie es so eilig mit ihrem Aufbruch.«
    Sie holte tief Luft. Jetzt kam der schwierigste Teil ihrer Geschichte.
    »Nachdem ich dich hierhergebracht hatte, kam ein kleines Mädchen und flehte mich an, mit ihr nach Hause zu kommen. Ihr Vater wäre tot, und ihre Mutter darnieder. Nur sie sei noch gesund und müßte die ganze Familie versorgen. Ich dachte, daß du nun vor allem Ruhe nötig hättest und auch allein in dieser Hütte bleiben könntest, und deshalb bin ich mit dem Mädchen zu dessen Haus gegangen. Ich habe dort den ganzen Tag gekocht, gewaschen und kranke Leute gepflegt.«
    Sie hielt jählings inne und blickte ihn mit Augen an, die ihn beschworen, daß er ihr glauben möge. Sie zweifelte, ob sie noch die Kraft für eine Auseinandersetzung hätte, wenn sie ihn nicht zu überzeugen vermochte.
    Wesleys Augen bohrten sich in die ihren. Noch nie in seinem Leben hatte ihm jemand so viele Lügen auf einmal aufgetischt; doch sie bettelte ihn an, ihr zu

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