Dieses heiß ersehnte Glueck
dir das Gesicht verbrennst, schaut Revis dich nicht mehr an.«
Leah bewegte sich nicht. Sie hatte die Augen offen, aber sie schien ihn nicht zu sehen.
»Leah?« Er kniete sich neben sie. »Bist du verletzt?« Seine Stimme klang besorgt. »Willst du mir keine Antwort geben? Willst du einfach hier so liegenbleiben?«
Er legte ihr die Hand auf die Stirn. Sie fühlte sich heiß an; doch sie reagierte nicht auf seine Berührung. Stirnrunzelnd stand er wieder auf, spitzte den Mund und ließ ein hohes, schrilles Pfeifen hören.
Es dauerte nicht lange, und Bud und Cal traten unter den Bäumen hervor.
Cal kniete sich neben Leah auf den Boden, beschattete mit seinem Körper ihr Gesicht und streckte behutsam seine Hand aus, um ihre Wange zu berühren. Dann sah er zu seinem Bruder hoch, schien eine Antwort auf seine stumme Frage zu erhalten und hob im nächsten Moment Leah auf seine Arme.
»He!« protestierte Abe. »Das kannst du nicht machen. Du läßt sie hier liegen! Ich werde mich um sie kümmern.«
Cal ging mit seiner Last auf den Wald zu.
»Hast du nicht gehört, was ich zu dir gesagt habe, du kolossales Stück Hundescheiße?«
Bud pflanzte sich vor Abe auf.
»He! Geh mir aus dem Weg!« befahl Abe. »Ihr könnt doch meine Schwester nicht einfach wegtragen! Und ihr reicher Knabe wird sie nicht haben wollen, wenn sie krank ist. Sie hat niemanden außer mir!«
Trotz seiner Proteste blieb Abe, wo er war, als die beiden Brüder mit seiner Schwester im Wald verschwanden.
Wesley ging mit nacktem Oberkörper vor seiner Hütte auf und ab, spannte seine Armmuskeln an und machte allerlei Übungen, um seine verwundete Körperseite zu kräftigen. Er legte den Kopf zur Seite, als er Schritte auf dem Pfad hörte. Bud und Cal benützten in der Regel nicht den verschlungenen Pfad, der durch Sträucher und Dornenhecken führte, sie suchten sich ihren eigenen Weg quer durch das Unterholz.
Wesley duckte sich hinter den Büschen, bis er sicher war, daß es tatsächlich die Jungs waren, die ihn besuchten.
Als er Cal sah, der Leah auf seinen Armen trug, rannte er auf ihn zu.
»Ist sie verletzt?« fragte er und nahm den jungen Männern die Last ab. »Ist ihr etwas zugestoßen? Hat dieser Revis sie etwa . ..? Ich dachte, ihr beiden würdet auf sie aufpassen!«
Leah lag schlaff und mit geschlossenen Augen in seinen Armen, als wäre sie bewußtlos. Er trug sie in die Hütte und legte sie dort aufs Bett. Er hatte einen Eimer mit Wasser neben seinem Bett stehen und tauchte nun ein Tuch ein, das ihm vorher als Verband gedient hatte. Dann legte er ihr das feuchte Tuch auf die Stirn.
Leah stöhnte, zog die Beine an den Leib, drehte sich auf die Seite und lag wieder still.
»Ihr solltet lieber den Mund aufmachen und reden«, sagte Wesley mit schmalen Augen. »Und zwar rasch!«
Cal redete zuerst. »Sie sagte heute morgen zu uns, sie wolle eine Weile für sich sein, und deshalb ließen wir sie allein. Nach einer Stunde begannen wir, nach ihr zu suchen.«
»Wir folgten den Spuren zweier Pfade durch eine Schlucht und hörten Schüsse«, berichtete Bud weiter.
»Als wir dort ankamen, hatte Revis einen Mann erschossen und eine Frau verwundet. Er ritt mit Leah im Galopp wieder den Berg hinauf. Als wir zur Hütte zurückkamen, lag Leah so wie jetzt auf dem Boden, und Revis war wieder fortgeritten.«
Wesley ging vor dem Bett auf und ab. »Ich dachte, Revis würde die Leute nur bestehlen.«
»Er tötet sie auch, wenn es ihn danach gelüstet«, sagte Bud mit schmalen Lippen.
Wesley schlug mit der Faust gegen die Wand. »Wie konnte ich nur so töricht sein, sie bei ihm zu lassen! Ich hätte sie sofort mitnehmen sollen.«
»Dann wären Sie verblutet«, sagte Cal mit nüchterner Stimme.
Wes schwieg einen Moment, während er sich umdrehte und Leah anstarrte. »Sie muß Zeuge des Mordens geworden sein, und das hat sie so verstört.«
Dann durchquerte er plötzlich mit zwei Schritten die Hütte, packte Leah bei den Schultern und richtete sie in eine sitzende Stellung auf. »Zum Henker mit dir, Leah!« schrie er ihr ins Gesicht. »Warum kommst du nicht los von deiner fixen Idee, es sei deine Pflicht, die Welt zu retten? Warum konntest du mir nicht die Wahrheit sagen? Warum war ich nur so dumm, dir zu glauben? Ich dachte, du wärest gut aufgehoben. Und jetzt — verdammt, jetzt haben wir die Bescherung!«
Wesley begann, sie zu schütteln und fuhr damit fort, bis Cal ihm die Hand auf die Schulter legte. Sofort ließ Wesley von ihr ab, und als er
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