Dietz, William C. - Mass Effect 4 - Blendwerk
austricksen? Oder würde Alarm ausgelöst und ein Einsatzteam sich seiner bemächtigen? Mit leicht beschleunigtem Herzschlag tat er einen Schritt vor und wandte sich dann nach rechts. Ein Ton erklang, und der Turianer nahm den Pass aus dem Lesegerät. „Willkommen auf der Citadel, Mr. Forbes. Bitte gehen Sie zu Station 2.“
Leng lächelte. Die speziell entworfenen Kontaktlinsen hatten nicht versagt. „Danke.“
Blinkende Pfeile führten Leng und seine Koffer zur Station 2, wo ein Roboter darauf wartete, sein Gepäck auf einen rostfreien Stahltisch zu legen. Ein uniformierter Beamter begrüßte ihn, bat Leng, beide Koffer zu öffnen, und untersuchte deren Inhalt flüchtig. Dem Krückstock, auf den Leng sich stützte, schenkte er keinerlei Beachtung. „Willkommen auf der Citadel“, sagte der Beamte, während er dem Roboter ein Zeichen gab. „Bitte folgen Sie den Lichtern im Boden zum Ankunftsbereich.“
Leng befahl den Koffern, sich zu schließen, woraufhin der Roboter sie auf den Boden stellte, und ging in einen großen Raum, wo rund hundert Leute darauf warteten, Freunde oder Verwandte zu begrüßen, die mit der Parsus eingetroffen waren. Von dort aus war es nur ein kurzer Weg bis zum Präsidium. Leng war auf der Citadel eingetroffen. Der Unbekannte würde zufrieden sein.
♦ ♦ ♦
Täglich starben Tausende Leute auf der Citadel. Für gewöhnlich wurden sie binnen einiger Minuten, längstens innerhalb weniger Stunden identifiziert. In Übereinstimmung mit den Wünschen, die sie hinterlassen hatten, oder auf Anweisung ihrer nächsten Angehörigen wurden sie auf ihren Heimatplaneten transportiert. Andernfalls wurden sie auf der Citadel entsorgt.
Doch so manche Leiche – ein paar Hundert an jedem Tag -konnte nicht identifiziert werden. Da Nick möglicherweise ermordet worden war, hatten Anderson und Kahlee sich bereit erklärt, zur Leichenhalle der Raumstation zu fahren und sich die dort aufgebahrten nicht identifizierten Leichen anzusehen. Sie befanden sich in mit Gas gefüllten, aufrecht stehenden Kapseln und vermittelten den Eindruck, dass es sich bei ihnen um Lebende handelte, die lediglich ihre Augen geschlossen hatten.
Nur zweiundzwanzig Prozent von ihnen waren Menschen. Das machte die Sache ein wenig leichter. Doch noch immer war es schwer zu ertragen, und Kahlee war froh, als sie Varma schließlich aus der Leichenhalle in den hell erleuchteten Gang folgten. „Ich bin erleichtert, dass es vorbei ist. Gott sei Dank war er nicht unter den Toten.“
Varma nickte. „Es tut mir leid, dass ich Ihnen das nicht ersparen konnte. Aber jetzt wissen wir zumindest Bescheid. Das ist alles, was wir im Moment tun können. Ich lasse es Sie wissen, wenn wir auf neue Spuren gestoßen sind.“
„Was nun?“, fragte Kahlee auf dem Weg zum Aufzug, der sie zum Präsidium bringen würde. „Hast du eine Idee?“
„Ja“, antwortete Anderson. „Ein gutes Mittagessen. Dann gehen wir nach Hause und machen uns für morgen bereit. Ich verkleide mich als zwielichtiger Geschäftsmann, und du spielst meine Freundin.“
„Ich bin deine Freundin.“
Anderson lächelte. „Ja, das stimmt. Deshalb bist du ja auch die perfekte Besetzung für diese Rolle.“
Kahlee lachte. Anderson gefiel der Klang ihrer Stimme.
Ihre Beziehung hatte begonnen, als sie gemeinsam gegen einen Spectre namens Saren ermittelten. Dann hatten sie jedoch verschiedene Wege eingeschlagen und einander wiedergefunden, als die Bedrohung durch Cerberus sie erneut zusammenführte. „Warum verkleiden wir uns?“, fragte Kahlee.
„Weil, wie wir es in der Navy ausdrücken, es einen Weg gibt, wie man es machen sollte, und einen anderen, wie man es tatsächlich macht.“
„Was bedeutet das?“
„Während C-Sicherheit die Dinge streng nach Vorschrift handhabt, werden wir die Regeln brechen.“
Kahlee lächelte, als sie in das künstliche Sonnenlicht hinaustraten. „Du bist ein böser Admiral. Das gefällt mir. Komm“, sagte sie. „Ich bin in der Stimmung für einen Braten nach Asari-Art.“
Anderson grinste. „Und wie sieht es mit dem Nachtisch aus?“
„ Das“, sagte Kahlee, „musst du schon selbst herausfinden.“
♦ ♦ ♦
Früh am nächsten Morgen standen sie auf und frühstückten in einem nahe gelegenen Restaurant, bevor sie sich auf den Weg in die gefährliche Nachbarschaft der Citadel wagten. Anderson trug einen teuren Anzug, der viel zu auffallend für einen echten Geschäftsmann war. Ein modischer Visor, den er um
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