Dietz, William C. - Mass Effect 4 - Blendwerk
sehen. Ich weiß, dass Ihre Bemühungen eine wichtige Rolle dabei spielen, diesen Eindruck zu erwecken und zu verstärken.“
Oro dankte ihm, als das Gespräch sich dem Ende zuneigte.
„Denken Sie an eine Sache“, sagte der Unbekannte, der den Abschied einleitete. „Das größte Problem sind nicht die anderen Völker, auch wenn sie uns nicht mögen. Die größte Herausforderung ist die Gleichgültigkeit, die soziale Integration und das Verrinnen der Zeit. Wenn die Menschheit ihre Identität verliert, haben auch wir den Kampf verloren, ohne dass ein einziger Schuss gefallen ist. Kämpfen Sie also weiter, Margaret! Wir haben in letzter Zeit einige Rückschläge erlitten, aber die Zeiten werden auch wieder besser werden.“
Nachdem die Verbindung unterbrochen war, wandte sich der Unbekannte um und blickte durch das ovale Fenster hinter ihm. Es gab noch so viele Gefechte, die bestanden, und so viele Variablen, die bedacht werden mussten. Ein Ton unterbrach seine Gedanken. „Wer ist da?“
„Kai Leng“, antwortete Jana über das Interkom.
Als der Unbekannte sich wieder zu seinem Schreibtisch umdrehte, schien sich ein durchsichtiger Kai Leng aus der dünnen Luft zu materialisieren. Der Gesichtsausdruck des Agenten war wie üblich völlig neutral. „Wo sind Sie?“
„Auf der Citadel.“
Der Unbekannte hatte sich gesetzt. Er steckte sich eine Zigarette zwischen die Lippen. „Ich verstehe. Und?“
„McCann ist tot.“
„Sehr gut! Ging alles glatt?“
„Zum größten Teil, ja.“
„Und das Mädchen?“
„Das muss ich noch erledigen“, antwortete Leng. „Nach dem, was Hendel Mitra, Kahlee und Anderson berichtet hat, hat sie sich vor ein paar Stunden auf ein Schiff nach Omega begeben.“
Der Unbekannte war enttäuscht, wusste jedoch, dass die Schmutzarbeit sich anstrengend und langwierig gestalten konnte. „Was ist mit der dritten Aufgabe?“
„Erledigt. Der Leichnam ist an Bord eines Schiffes, das zu Ihnen unterwegs ist. Wozu brauchen Sie ihn überhaupt?“
Ein kurzes Aufblitzen erhellte das Gesicht des Unbekannten, als er das Feuerzeug betätigte. „Der Leichnam ist eine Variable, und Variablen müssen bedacht und kontrolliert werden. Haben Sie Zeit, dem Mädchen zu folgen?“
„Ja.“
„Seien Sie vorsichtig.“ Schon unterbrach der Unbekannte die Verbindung. Er blies eine Rauchwolke in die Mitte des Raums, wo sie kurz verharrte und sich dann auflöste. Entropie, dachte der Unbekannte. Der Feind von allem.
♦ ♦ ♦
Auf der Citadel
Die Türen des Aufzugs öffneten sich, und als Anderson Kahlee in die Eingangshalle folgte, rasten seine Gedanken. Varma hatte ihn kontaktiert, um sie wissen zu lassen, dass Graysons Leichnam gestohlen und ein anderer dafür zurückgelassen worden war. Sie hatten diese Nachricht gerade einigermaßen verdaut, als der Assistent des salarianischen Ratsmitglieds um ein Treffen an diesem Nachmittag gebeten hatte. Solche „Bitten“ waren eher Befehle, ganz besonders für Anderson, der beim Rat angestellt war.
Der gewundene Weg führte an einer Statue und dichten Baumreihen am Fuße des Citadel-Turms vorbei. Das Wachpersonal der C-Sicherheit ließ sie fast schon in Rekordzeit passieren, und nur wenige Augenblicke später befanden sie sich in dem gläsernen Aufzug, der sie nach oben brachte. Der Ausblick war unglaublich, doch Andersons Gedanken beschäftigten sich mit anderen Dingen, als der Lift hoch oben in der Nähe der Räume des Rates stoppte.
Sie traten in die geräumige Eingangshalle, die mit abstrakten Gemälden, eleganten Möbeln und einem sandfarbenen Marmorboden ausgestattet war. Ein Salarianer trat ihnen entgegen, um sie zu empfangen.
„Hallo! Ich bin Nee Brinsa. Dor Hana telefoniert im Moment noch, aber er ist gleich für Sie da. Bitte folgen Sie mir.“
Anderson und Kahlee wurden in einen kleinen, gemütlich eingerichteten Warteraum geführt, wo sie keine andere Wahl hatten, als auf salarianischen Möbeln Platz zu nehmen. Sie waren eindeutig unbequem. Doch wie Brinsa angekündigt hatte, dauerte es nur wenige Minuten. „Dor Hana erwartet Sie nun“, sagte er, als würde er ein kleines Wunder verkünden.
Hanas Büro war groß und bot einen fantastischen Ausblick auf die Umgebung des Präsidiums und die Bezirke dahinter. Anderson bekam jedoch nur wenig von der spektakulären Aussicht mit, da Hana sofort um den Tisch herumkam, um sie zu begrüßen. Er kannte den Salarianer nicht sehr gut, hatte ihn jedoch schon einige Male getroffen.
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