Dietz, William C. - Mass Effect 4 - Blendwerk
Kahlee wartete höflich darauf, vorgestellt zu werden. Als das erledigt war, bat Hana seine Besucher, an einem niedrigen Tisch Platz zu nehmen, an dem zerbrechlich aussehende Stühle standen. „Bitte setzen Sie sich.“
Der Salarianer hatte große Augen, eine ledrige Haut und ein langes Gesicht. Er trug einen hautengen Anzug, der mit weißen Quadraten verziert war. Nachdem die drei sich gesetzt hatten, kam Hana gleich zum Punkt. „Wie Sie wissen, wurde Paul Graysons Leichnam aus dem forensischen Labor der C-Sicherheit gestohlen.“
„Ja“, antwortete Anderson. „Das hat uns Lieutenant Varma berichtet. Wie war das möglich?“
Hana machte ein finsteres Gesicht. „Die Untersuchung läuft noch. Aber es scheint, dass die Diebe die Schwächen im Alarmsystem der C-Sicherheit herausgefunden und ausgenutzt haben.“
Anderson und Kahlee hörten aufmerksam zu, als Hana ihnen berichtete, dass ein Angestellter namens Obey ermordet worden war und sich die Diebe so Zugang zum forensischen Labor verschafft hatten. Ein Leichnam war an Graysons Stelle zurückgelassen worden. „Die Leute, die das getan haben, waren kaltblütige Mörder“, schloss der Salarianer grimmig. „Die Ratsmitglieder sind ausgesprochen wütend.“
Anderson wusste, dass die Wendung „die Ratsmitglieder“ sich auf seinen Chef bezog – das einzige Ratsmitglied, das zählte, soweit es ihn betraf.
„Ich würde darauf wetten, dass Cerberus dahintersteckt“, sagte Kahlee gepresst. „Sie haben mit Grayson experimentiert und wollten seinen Leichnam zurückhaben.“
„Das klingt logisch“, stimmte Hana zu. „Die Präsentation, die Sie und Admiral Anderson vor dem Rat gehalten haben, kann für dieses Ereignis ursächlich sein.“
Das erschien sowohl Anderson als auch Kahlee nachvollziehbar, und Anderson nickte. „Kahlee hat recht. Aber ich glaube, dass noch mehr dahintersteckt. Wir haben den Leichnam wegen der Modifikationen, die daran vorgenommen worden waren, vor den Rat gebracht.“
„Modifikationen, von denen Sie beide glauben, dass sie mit den Reapern zu tun haben“, sagte Hana. „Ihre Meinungen in dieser Sache sind wohl bekannt. Obwohl ich diesbezüglich in der Vergangenheit skeptisch war, frage ich mich nun, ob Sie nicht doch recht haben.“
Anderson war sich nicht sicher, was er von Hanas Worten halten sollte. Es wäre angenehm, zur Abwechslung einmal ernst genommen zu werden. Hana war verantwortlich für die geheimdienstlichen Operationen des Rates und als notorischer Ränkeschmied bekannt. Glaubte der Salarianer wirklich, dass die Reaper in die Angelegenheit verwickelt waren? Oder versuchte er, Andersons Vertrauen zu erlangen, um die menschlichen Aktivitäten besser verfolgen zu können?
Andersons Gedankengang wurde unterbrochen, als Brinsa das Büro betrat. „Offizier Varma wartet, Sir. Soll ich den Anruf durchstellen?“
„Ja“, antwortete Hana, bevor er sein Headset aufnahm. „Bitte entschuldigen Sie mich, aber dieser Anruf könnte wichtig sein.“
Der Salarianer hatte sich entschlossen, Anderson und Kahlee den Anruf nicht mithören zu lassen. „Offizier Varma, Hana hier.“
Die nun folgende Unterhaltung war sehr einseitig, denn Varma sprach beinahe die ganze Zeit. Hanas Antworten waren begrenzt auf Kommentare wie „Wirklich?“, „Interessant“ und „Ja, überprüfen Sie das, um sicherzugehen, dass Sie sie alle haben“.
Nach dem Gespräch mit Varma legte Hana auf und kam zu seinem Stuhl zurück. „Sie möchten sicher gerne wissen, dass Varma in Ihrer Wohnung ist.“
„In unserer Wohnung?“ Kahlee war überrascht. „Dazu hat sie kein Recht.“
„O doch, das hat sie“, antwortete Hana kühl. „Beamte der C-Sicherheit dürfen überall hingehen, solange sie die Erlaubnis von den zuständigen Leuten haben. In diesem Fall bin ich das. Ich habe eine Durchsuchung angeordnet, weil der vermisste Junge, McCanns Tod und der Diebstahl von Graysons Leichnam etwas gemeinsam haben. Und das sind Sie.
Nein, warten Sie“, sagte der Salarianer präventiv, als Anderson anhob, ihm zu widersprechen. „Ich glaube nicht, dass Sie Graysons Leichnam gestohlen haben. Was ich sagte, ist, dass all diese Ereignisse auf irgendeine Art mit Ihnen in Verbindung stehen. Deshalb wurde Varma beauftragt, in Ihr Apartment zu gehen und dort nach Wanzen zu suchen. Ihr Team fand zwölf Stück. Jemand hat jedes Ihrer Worte und jede Ihrer Handlungen in Ihrer Wohnung überwacht.“
Kahlee lief rot an, und Anderson fluchte lautstark.
„Ich
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