Dietz, William C. - Mass Effect 4 - Blendwerk
Vorwürfe, weil sie Liselle auf Omega aufgezogen und ihr erlaubt hatte, dort zu leben. Rückblickend stimmte die Herrin des Verbrechens mit ihnen überein. Dass Liselle in schlechte Gesellschaft geraten war, lastete sie sich selbst an. Das Wissen darum fraß sie förmlich auf.
Als die Gäste die geschmückte Bahre von der Plattform anhoben, waren es ihrer beinahe zu wenige. Die Trauernden, die den Leichnam durch die Vordertür zu einem lang gestreckten Leichenwagen hinaustrugen, waren nicht so zahlreich wie die schwer bewaffneten Leibwächter, die überall Aufstellung bezogen hatten. Leibwächter, dachte Ana verbittert. Wie passend!
Die Kolonne der Trauernden bestand aus vier Fahrzeugen. Ein extra angefertigter Wagen war so ausgestattet, dass er andere Fahrzeuge rammen und, wenn nötig, aus dem Weg schieben konnte. Er übernahm die Führung. Der zweite Wagen war eine gepanzerte Limousine, in der T’Loak und die anderen Familienmitglieder Platz nahmen, dicht gefolgt von dem dritten Fahrzeug, in dem die Trauergäste saßen, und dem vierten Wagen, der wie ein schwarzer Kleinlaster aussah. Zwei Dachteile dieses Wagens ließen sich öffnen, um Ziele in der Luft oder am Boden mit Raketen unter Feuer zu nehmen. Das war natürlich ungewöhnlich, besonders auf Thessia, aber der Preis, der dafür zu zahlen war, dass man mächtige Feinde hatte. Zudem ging T’Loak niemals unnötige Risiken ein.
Niemand in der Limousine sprach ein Wort. Das war Anas Vorrecht, die nie in ihrem Leben ihre Gefühle mit anderen geteilt hatte. Eine lastende Stille herrschte in dem Wagen, als er die kurvenreiche Straße hinunterfuhr, an zahlreichen herrschaftlichen Villen vorbei. Die Ebene war dicht mit hoch aufragenden Gebäuden bebaut, von denen zahlreiche über filigran aussehende Brücken miteinander verbunden waren. Niedrigere Gebäude umstanden die Wolkenkratzer. Einige waren recht ordentlich, andere jedoch schäbig und heruntergekommen.
T’Loak war bestens vertraut mit der hässlichen Schattenseite der Stadt, da sie in einem solchen Block namens „Hell Waiting Room“ aufgewachsen war. Jedermann hatte von seiner Cleverness gelebt und niemandem Vertrauen geschenkt. Kriminalität war etwas Alltägliches und vollkommen Normales gewesen. Ihre Mutter war nicht in diesem Bezirk aufgewachsen, jedoch aus Gründen, die T’Loak nur erraten konnte, dorthin gezogen und niemals wieder fortgegangen. Seit T’Loak ihre Heimat verlassen hatte, hatte sie es zu etwas gebracht, das die gesetzestreuen unter ihren Verwandten als „hässliche, fragwürdige Prominenz“ bezeichneten. Diese Worte sollten ihr wehtun, vermochten es jedoch nicht, da T’Loak ihren Broterwerb als natürlichen Ausdruck dessen ansah, wie die Natur funktionierte. Jeder Planet hatte eine Nahrungskette, und die Jäger standen stets an ihrer Spitze. Der Rest war sentimentaler Mist.
Eine Reihe stattlicher immergrüner Bäume säumte die Straße und verstellte die Sicht auf den Fluss und die sich an seine Uferhänge schmiegenden Häuser. Als die Straße eine lang gezogene Kurve beschrieb, kam in der Ferne der Friedhof in Sicht. Er war vor vielen Tausend Jahren angelegt worden und bedeckte eine riesige Räche. Ein scheinbar endloses Labyrinth aus Gräbern, Mausoleen und Schmuckbauten in allen möglichen Formen und Größen, von denen einige an Tempel erinnerten, erstreckte sich vor den staunenden Besuchern. Nicht wenige Bauten hatten die Form von aufragenden Spitzen oder waren mit Statuen und abstrakter Kunst versehen.
Der Trauerzug folgte einer sich über den Friedhof windenden Straße an einem schönen Kuppelgrab vorbei zu einer Brücke, die zu einem künstlichen See führte. Dieser Bereich des Friedhofs hatte am äußersten Ende der Anlage gelegen, als T’Loak es seinerzeit gekauft hatte.
Seitdem waren Tausende von Gräbern hinzugekommen. Sie machten den kleinen See umso bemerkenswerter. Einige sagten, es sei ein Graben, dort angelegt, um niederrangige Wesen auf Distanz zu halten. Andere bezeichneten ihn als Ausdruck des übersteigerten Egos T’Loaks oder ihres schlechten Geschmacks. All diese Kritiker haben recht, dachte T’Loak, als der Trauerzug zum Stehen kam. Nicht, dass es mir wichtig wäre.
Der pyramidenähnliche Bau bestand aus schwarzem Granit und ging auf eine viel jüngere T’Loak zurück, eine T’Loak, die noch etwas zu beweisen hatte und dachte, Extravaganz sei der Schlüssel dazu. Es war die Art von Unreife, die typisch für jemanden war, der nur hundert Jahre
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