Dietz, William C. - Mass Effect 4 - Blendwerk
verstehe Ihre Wut“, sagte Hana mit einem angedeuteten Lächeln. „Es ist offensichtlich, dass jemand sich Sorgen macht, dass Sie etwas Bestimmtes erfahren könnten. Sie sollten vorsichtig sein, damit nicht einer von Ihnen oder gar Sie beide wie McCann enden.“
Das war ein mehr als ernüchternder Gedanke. Anderson blickte Kahlee an und wieder zu Hana zurück. „Wir werden vorsichtig sein.“
„Gut. Was planen Sie als Nächstes?“
Hanas Augen waren so dunkel wie die Tiefen des Weltraums. Erneut überkam Anderson ein leichtes Gefühl des Misstrauens. Warum wollte Hana das wissen? Welch dumme Frage! Das gehörte schließlich zu seinem Job. „Wir fliegen nach Omega.“
„Um den Jungen zu finden?“
„Um den Jungen und Graysons Tochter Gillian zu finden“, antwortete Kahlee. „Sie will den Unbekannten suchen und töten.“
„Eine verständliche Absicht“, meinte Hana, „aber verschwendete Zeit und Mühe. Sie wollen also in die Geschehnisse eingreifen?“
„Ja“, antwortete Kahlee, „und schauen, was wir erfahren können. Vielleicht wirbelt Gillian ja etwas Staub auf, sodass wir an die Informationen gelangen, nach denen wir suchen.“
Hana erhob sich. Das war seine Art, deutlich zu machen, dass er das Treffen als beendet ansah. „Bleiben Sie mit uns in Kontakt“, sagte er.
Diese Worte hätten eine Einladung sein können oder Hanas Besorgnis ausdrücken. Anderson, der vom Militär kam, wusste jedoch, wann er einen Befehl hörte. „Ja, Sir.“
♦ ♦ ♦
Planet Thessia
Die Luft war kühl, als Aria T’Loak aus dem Schlafzimmer kam und auf die Veranda hinaustrat. Das Dach der Terrasse ruhte auf sieben kunstvoll gearbeiteten Säulen, eine für jeden der sanft gerundeten Hügel der Stadt. Drei der Hügel waren von dieser Seite des Hauses aus gut zu erkennen. An ihren Hängen standen Hunderte teurer, sorgfältig gepflegter Häuser, deren Dächer, Swimmingpools, Fenster und Waffentürme das frühe Morgenlicht reflektierten. Diese Häuser waren der Stolz der Begüterten.
Wie Aria mehr als einmal in ihrem langen Leben erfahren hatte, gab es jedoch so manches, das man mit Geld nicht kaufen konnte. Dazu zählte der Seelenfrieden, wie sie aus eigener leidvoller Erfahrung wusste. Der Anblick der Leiche ihrer Tochter stand ihr stets vor Augen und ließ sie nicht zur Ruhe kommen.
Der Unbekannte behauptete, dass Paul Grayson für Liselles Tod verantwortlich war. Das war einleuchtend, da sie einander geliebt hatten und er geradezu süchtig war nach rotem Sand. Vielleicht hatte es Ärger gegeben: Grayson war high gewesen und hatte im Streit Liselles Kehle aufgeschlitzt.
Das Problem war, dass T’Loak kriminell war, und zwar eine sehr versierte Kriminelle. Nicht wenige glaubten, dass sie die alles beherrschende Macht auf Omega war, und damit hatten sie vollkommen recht. Das und die Tatsache, dass sie mehrere Hundert Jahre alt war, bedeutete, dass T’Loak über eine umfangreiche Erfahrung verfügte, was das Morden anging. Etwas, dessen war sie sich absolut sicher, stimmte hier nicht. Ich werde es herausfinden, schwor sie sich, und zwar eher früher als später.
Doch dieses Vorhaben musste jetzt erst einmal zurückstehen. Statt Liselle auf Omega zu verbrennen, hatte T’Loak sich dafür entschieden, ihre Tochter nach Hause zu holen, wo ihr Geist gemäß der Tradition auf alle diejenigen treffen würde, die schon vor ihr gegangen waren. T’Loak war nicht ganz davon überzeugt, dass das tatsächlich zutraf, hoffte es jedoch umso mehr. Nachdem sie einen letzten Blick auf die Stadt geworfen hatte, die sie liebte, wandte sie sich um und ging wieder ins Haus hinein. Die Beerdigung würde in weniger als einer Stunde beginnen.
♦ ♦ ♦
Der Tradition der Asari folgend wurde Liselles am Abend vorher sorgfältig konservierter Leichnam gebadet, mit Öl gesalbt und in ein weißes Gewand gekleidet. Über Nacht lag er auf einem eigens dafür angefertigten Podest in der Mitte der geräumigen Eingangshalle der Villa. Die vier Wachen, die ihn beschützen sollten, taten noch immer ihren Dienst, als T’Loak die Halle betrat.
Sie war in ein langes Kleid gehüllt, unter dem sie ein ihre Formen betonendes Mieder trug. Die Asari, die sie bereits erwarteten, waren ähnlich gekleidet. Es waren ihrer acht und allesamt Verwandte T’Loaks. Jedoch waren es nicht ihre einzigen Verwandten, denn deren hatte sie Hunderte. Die meisten missbilligten die Art, wie sie lebte. Schlimmer noch, sie machten T’Loak
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