Dietz, William C. - Mass Effect 4 - Blendwerk

hatten und alle möglichen Arten der Panzerung trugen. Sie nannten sich die Lightnings und waren bekannt für ihre blitzartigen Überfälle.
    Hendel überquerte die Straße, um mit einer der Wachen zu sprechen, die um das Gebäude herum postiert waren. Es war unschwer zu erkennen, dass hier vor nicht langer Zeit ein erbitterter Kampf ausgetragen worden war. Die Wache hatte lilafarbenes Haar und orangefarbene Markierungen im Gesicht und auf den Zähnen, die spitz zugefeilt waren. „Das ist nahe genug, alter Mann“, sagte der Gangster. „Zwing mich nicht, dir das Licht auszupusten.“
    „Ganz ruhig“, antwortete Hendel und hielt die Hände hoch. „Ich brauche nur ein paar Informationen. Schau lieber mal auf deine Brust, bevor du versuchst, mich auszuknipsen.“
    Der Lightning bemerkte voller Überraschung den roten Punkt, der sich auf seiner Brust leicht hin und her bewegte, und wusste sofort, was er bedeutete. Jemand zielte mit einer Waffe auf ihn, wahrscheinlich von der anderen Seite der Straße aus. Er blickte zu dem Schutthaufen hinüber, der gute Deckung bot, und runzelte die Stirn. Es lag keine Angst in seinem Blick, als er sich wieder Hendel zuwandte, doch seine Worte hatten nun einen leicht beschwichtigenden Unterton. „Schon gut, Opa! Was willst du?“
    „Wir haben gehört, dass der Biotische Untergrund hier sein Hauptquartier hatte, aber jetzt zieht ihr hier ein. Was ist geschehen?“
    Der Lightning zuckte mit den Schultern. „Die Biotiker waren dumm genug, eine Bank auszurauben, die T’Loak gehört. Sie hat eine kleine Armee hierhergeschickt, um sie zu bestrafen. Wenn man den Anwohnern glaubt, ging das Gefecht jedoch mehr oder weniger unentschieden aus. Die Biotiker hatten Ärger erwartet und leisteten T’Loaks Leuten erfolgreich Widerstand. Nach dem Gefecht sind sie ausgezogen.“
    „Wohin?“
    „Keine Ahnung … Und jetzt mach dich vom Acker, bevor ich den Jungs auf dem Dach sage, sie sollen eine Rakete in den Haufen schießen, auf dem deine Kumpels sich verstecken.“
    Hendel nickte. „Verstanden! Mir gefallen übrigens deine Zähne.“
    Hendel wandte dem Lightning den Rücken zu und gesellte sich wieder zu Anderson und Kahlee. „Tut mir leid, kein Glück gehabt“, sagte Hendel. „Sie wissen nicht, wohin die Biotiker verschwunden sind.“
    „Verdammt“, sagte Anderson. „Wir stehen wieder am Anfang.“
    „Was ist mit Gillian?“, fragte Kahlee. „Vielleicht sollten wir jetzt nach ihr suchen.“
    „Gute Idee“, meinte Anderson. „Aber wo! Auf ihren Kopf ist eine Belohnung ausgesetzt. Sie wird sich irgendwo verkrochen haben.“
    Einen Moment lang herrschte ratlose Stille, bis Hendel sagte: „Ich habe eine Idee. Haben die Quarianer eine Niederlassung auf Omega? Wenn dem so ist, werden sie Gillian vermutlich Zuflucht gewähren.“
    „Brilliant!“, rief Kahlee erfreut. „Sie müssten tatsächlich eine Niederlassung hier haben. Und genau da gehen wir hin. Los, machen wir uns auf die Suche danach.“
     
    ♦ ♦ ♦
     
    Das Licht im Innern des Lagerhauses war gedämpft und die Luft kühl. Die Geräusche hallten von den Wänden wider, als ein Team in Bioanzüge gekleideter Quarianer zum Versand bestimmte Frachtmodule zum Ladedeck schaffte. Tar Vas Soothas Büro war mit Wandschirmen in einer Ecke der Lagerhalle abgeteilt worden.
    Tar leitete das Lagerhaus seit Längerem und war für seinen harten, aber korrekten Führungsstil bekannt. Gillian saß ihm an einem abgenutzten Metalltisch von Angst erfüllt gegenüber. Und das aus gutem Grund. Die junge Biotikerin hatte in der Hoffnung, mit Aria T’Loak sprechen zu können, das Afterlife aufgesucht, war jedoch in einen Kampf geraten und hatte fliehen müssen. Nachdem sie sich die ganze Nacht ruhelos auf ihrer Liege herumgeworfen hatte, war sie zu einem Treffen mit Tar beordert worden. Der Leiter des Lagerhauses verschwendete keine Zeit und kam sofort zum Grund ihres Treffens. Gillian konnte seinen Gesichtsausdruck nicht sehen, aber sein Unmut war beinahe mit Händen zu greifen.
    „Gillian Nar Idenna“, sagte er ernst. „Wenn ich sage, dass ich enttäuscht bin, ist das eine Untertreibung. Du hast bei uns Unterschlupf gesucht. Da du ein Mannschaftsmitglied auf der Idenna warst und dich bei der Verteidigung des Schiffes gegen Piraten als tapfer erwiesen hast, wurde dir die erbetene Zuflucht gewährt. Und wie hast du uns diesen Gefallen vergolten? Indem du ins Afterlife gegangen bist und Ana T’Loaks Wachen getötet hast. Ein Video von