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Dihati Qo – Die, die sind

Dihati Qo – Die, die sind

Titel: Dihati Qo – Die, die sind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Maximilian Spurk
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Wache und schürte neben ihm mit einem Stock das Feuer. Norak drehte sich zu ihm um.
    »Was ist, Norak, kannst Du nicht schlafen?«
    Norak sog die kalte Nachtluft ein. Seine Nase biss sich durch den harzigen Rauch. »Ich habe wieder von ihm geträumt.«
    Eric verdrehte die Augen Richtung Nachthimmel. Früher konnte er mit kindlicher Begeisterung stundenlang die Sterne anstarren. Jetzt ignorierte er ihr herablassendes Funkeln. Er schenkte sein Desinteresse wieder dem Feuer. »Was wollte er denn diesmal?«, fragte er, ohne die nötige Neugierde anklingen zu lassen.
    Norak beäugte seinen Freund mit dem gleichen resignierten Blick, mit dem Eric das Feuer begutachtete. »Er sagte, wir sollen nicht zweifeln und dass wir ganz in der Nähe der Feuerhöhlen seien.«
    »Nicht zweifeln, was?« Eric rang sich ein trockenes Lachen ab. »Hält er sich nicht ein wenig zu bedeckt, Dein anonymer Freund, um zu erwarten, dass wir ihm glauben?«
    Norak verstand den Einwurf und nickte. »Ja, Du hast recht. Es interessiert mich mehr denn je, wer er ist. Vor allem, da ich das Gefühl habe, ihn zu kennen.«
    »Du bist sicher, dass es nicht Dein Großvater ist?«
    »Hör auf!«, ärgerte sich Norak. »Niemand kannte Großvater besser als ich.«
    »Schon gut, schon gut, tut mir leid.« Eric schob die Reste der Glut von einer Ecke in die andere. »Ich schlage vor, dass wir weiter zweifeln und trotzdem diese dämlichen Höhlen suchen. Wir sind schon so weit gegangen, umkehren bringt jetzt auch nichts mehr.«
    »Vor allem, wohin zurück?«
    Eric stocherte weiter in seinem Feuer.
    * * *
    Drei weitere Tage rangen sie ihre gedeihende Verzweiflung nieder. Sie widersetzten sich der offensichtlichen Zwecklosigkeit ihrer Suche. Sie gaben nicht auf, sie forschten weiter. Und ihre Hartnäckigkeit wurde belohnt. Eine junge Frau kam ihnen auf dem Weg entgegen. Sie grüßten sie.
    »Guten Tag, meine Dame. Ihr kommt nicht zufällig aus einem Dorf in der Nähe, in der es eine Taverne mit gutem Essen gibt?« Norak freute sich auf ein warmes Essen und ein Dach über dem Kopf.
    Die Frau lachte. »Wir haben eine Taverne im Dorf, aber ob Euch das Essen schmeckt, wage ich zu bezweifeln. Ottar ist ein miserabler Koch.«
    »Wir werden ihm trotzdem eine Chance geben«, sagte Norak. »Und haltet uns nicht für verrückt, obwohl das schon genug Leute tun, aber habt Ihr schon einmal etwas von den Feuerhöhlen gehört?« Er hatte diese Frage tausendmal gestellt. Und inzwischen war die Hoffnung auf eine brauchbare Antwort zum flackernden Licht eines Kerzenstummels abgebrannt. Doch diesmal entflammte ein Leuchtfeuer.
    Die Miene der Frau verfinsterte sich. »Ich halte Euch für verrückt, wenn Ihr wirklich vorhabt, die Höhle zu betreten.«
    Norak und Eric klappten die Münder auf. Das konnte nicht sein! Nach all den Wochen, all den Meilen, am Ziel? Norak fasste sich wieder. »Das heißt, Ihr kennt die Höhlen?«
    » Höhle. Eine. Ja, selbstverständlich. Sie liegt oberhalb des Dorfes, abseits des weiterführenden Weges. Aber glaubt mir, Ihr wollt dort nicht hin.«
    Eric war kurz davor, vor Freude in die Luft zu springen. »Könntet Ihr uns die Höhle trotzdem zeigen?« Die Erwartungen der beiden überschlugen sich. Das Gefühl endlich den Höhlen – ihrer Rache – nähergekommen zu sein, brannte durch ihre Körper.
    »Nein. Ich denke nicht daran.«
    »Warum nicht? Ist die Höhle so wertvoll für Euch?«
    »Wertvoll? Ha! Ich weiß, was Ihr vorhabt. Lasst es! Ihr verfolgt Mären und werdet den Tod finden.« Die Frau presste die Lippen zu schmalen, blutleeren Strichen zusammen. Sie meinte es ernst.
    Norak war vom Starrsinn der Frau überrascht. Handelte sie aus Sorge, oder wollte sie ihren Besitz verteidigen? »Der Tod ist in diesen Tagen allgegenwärtig. Warum lasst Ihr uns nicht entscheiden, welchen Weg wir wählen?«
    Der Blick der Frau wurde sanftmütig. »Weil so viele sinnlos sterben. Und zwei weitere, zwei zu viel sind.«
    »So viel Anteilnahme gegenüber Fremden ehrt Euch. Aber Ihr werdet uns so oder so nie wiedersehen. Ob wir in den Höhlen vergehen oder weiter unserer Wege ziehen, für Euch ist es einerlei. Und was sind schon zwei Leben, wenn man die größere Sache bedenkt, die wir erreichen können?«
    »Größere Sache!« Die Frau lachte bitter. »Welchen Bären wollt Ihr mir aufbinden? Es gibt keine größeren Sachen dieser Tage. Es gibt Euer erbärmliches Leben. Es sollte Euch mehr wert sein. Mir ist es das, obwohl ich Euch weniger gut kenne, als Ihr Euch

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