Dihati Qo – Die, die sind
Selbst mit der richtigen Vorbereitung ist es schwierig, für Normalsterbliche sogar unmöglich.«
»Nun, wir sind Normalsterbliche.«
Die Augen des Ohab blitzten. »Nein, das seid Ihr nicht ! Ihr seid die DIHATI QO! Denkt nicht mal, dass Ihr so seid, wie die Gewöhnlichen. Wenn Ihr das tut, seid Ihr schon verloren.«
Vor Aufregung war das blasse Gesicht des Ohabs rot angelaufen. Er schloss die Augen und atmete tief ein und aus. Ruhiger fuhr er fort. »Aber zurück zur Wahrheit, die schon lange zur Legende zählt. Damals, als die Zwölf ihrer Magie mit Worten Flügel verliehen, gab es drei Sprachen. Alle von unterschiedlicher Herkunft und Klang. ›Ohab‹, wie auch ›Ontru Ulelu‹ kommen aus der Sprache der Kralten. ›Dihati Qo‹ stammt aus der Sprache der Magie, die aus Magie entstanden ist und ihre Wirkung nur durch einen Magier entfaltet. Diese Sprache nennt sich Sorca.«
»Sie nennt sich Sorca?«, fragte Norak erstaunt. »Mir war nicht bewusst, dass sie einen eigenen Namen hat.«
»Ihr seid hier, um zu lernen. Wie Ihr Euch vorstellen könnt, versagten die restlichen neun. Das Böse obsiegte und Verdammung knechtete das Land.«
»Ihr erwähntet drei Sprachen. Welche ist die dritte?«
Ein Schatten fiel über das Gesicht des Ohab. Seine Kehle schnürte sich zu. Er brachte die Worte nur mühsam hervor. »Had’de – die Sprache der Verdammten. Derer, die das Unheil bringen. Ich kenne ihre Worte nicht und will sie auch niemals hören. Es ist eine dunkle Sprache, auf Hass und Vernichtung gegründet, ebenso mächtig wie Sorca. Versucht nicht, sie zu erlernen! Sorca könnt Ihr beherrschen, aber Had’de beherrscht Euch.«
»Wenn wir sie nicht lernen, wie können wir dann die erkennen, die sie gebrauchen?«
»Wenn einer die Verdammnis gegen Euch wendet, werdet Ihr es merken.«
Eric schöpfte daraus wenig Hoffnung. Auch Noraks Zuversicht hielt sich zurück.
»Wer waren die Kralten?«
»Ein Volk, das aufgrund seines Wissens und seiner Begabung glaubte, die übrigen Menschen führen zu müssen. Die zwölf stammten aus dieser Schicht«, erklärte der Ohab abwesend. Die Verdammten nagten noch an ihm.
»Was war mit den anderen drei?«, wollte Eric wissen.
»Bitte?« Der Ohab verweilte auf einer anderen Sphäre.
»Es war der Rat der Zwölf. Trotzdem kamen nur neun Magier.«
»Ja, mein junger Freund, darin liegt der Auslöser für das Unheil.« Der Ohab wandte seine Aufmerksamkeit wieder den beiden Freunden zu. »Zwei dieser drei Magier verbündeten sich mit den Kräften des Bösen und beschworen sie. Sie wollten die Versammlung zerschlagen und jeder allein herrschen. Zuerst gingen sie gemeinsam gegen den Rat vor, dann bekämpften sie sich gegenseitig. Der eine unterlag, der andere triumphierte. Der eine war Grinn ’te Kall, der andere hieß Tang Ok.«
»Ist dieser Tang Ok unser neuer Fürst?« Norak befürchtete das Schlimmste.
»Ja«, war die knappe Antwort.
»Aber wie alt muss er dann sein?«
»Er nährt das Böse, die Bosheit nährt ihn. Sein langes Leben ist teuer erkauft, und was zu Eurem Vorteil gereicht, es zehrt an seinen Kräften. Er ist verschlagen und gemein. Euer größtes Problem wird sein, den Feind zu erkennen. Er hat viele Gesichter.«
»Wer war der dritte?«
Der Ohab lächelte. »Der dritte der fehlenden Magier war der weiseste von allen. Er konnte Teile der Zukunft erkennen. Das Böse war nicht mehr aufzuhalten. Die anderen ignorierten diese Wahrheit. So trennte er sich von ihnen und fasste einen langfristigen Plan, das Böse wieder zu bannen. Sein Name war Gennoh ’di Albah .«
Die Freunde lächelten. Es gab wohl kein Kind, das diesen Namen nicht kannte. Gennoh ’di Albah. Ein Name aus alten Sagen und Mären. Dieser Name stand für das Gute im Land.
Der Ohab fuhr fort. »Seine Weissagung ist die Grundlage, auf die sich der Bund stützt. Der Bund, dem auch wir angehören. Wir sammeln das Wissen, wie man das Böse zerschlägt. Ich gebe dieses Wissen an Euch weiter, denn für Euch ist es bestimmt. Für die Dihati Qo.«
»Wir beide sollen also das Böse vernichten?«
»Nicht Ihr allein. Euch werden andere folgen. Ihr seid die, die sind. Nach Euch kommen die, die sein werden. Nach Ihnen die, die waren. Sie werden den Kreis schließen. Der Kreis beschützt die Quelle.«
»Äh, die, die waren kommen nach denen, die sein werden?« Norak war skeptisch.
»Ja. Sie waren vor Euch und werden nach ihnen kommen. So sagt es ’di Albah, so spricht es das Orakel Biwda’ Gef.«
Wieder ein
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