Dihati Qo – Die, die sind
Trotzdem mussten sie schnell raus aus diesem Höhlensystem.
Wenn Noraks Heilmagie versagte, mussten Pflanzen und Wurzeln aushelfen. Norak griff an seinen Gürtel und flößte das Gebräu aus der Feldflasche Eric in den Mund. Er hielt Erics Nase zu und zwang ihn zu schlucken.
Ein Kiesel kullerte hinter Norak. Er drehte sich um und bekam den Schlag des Schwanzes ins Gesicht. Norak schlug hart gegen den Höhlenboden. Bewusstlos blieb er liegen. Der kohlrabenschwarze Ignam sah auf Eric und entflammte.
Noraks Trank rann dem benommenen Kämpfer durch die Kehle und rammte Erics Bewusstsein zurück an seinen Platz. Er schlug die Augen auf. Sein Herz raste. Durch seinen Körper floss Energie, die ihn zittern ließ. Sie schrie: Renn, renn so schnell Du kannst.
Er sah Norak nach hinten fliegen, sah die schwarze Kohle, sah die lebende Fackel, sah, wie Norak auf dem Boden liegend auf ihn zukam und sah, wie seine Arme Norak ergriffen und ihn über die Schulter warfen.
Er zögerte nicht, er spürte nichts, er dachte nicht. Wohin lief er und warum? Es war ihm gleich. Er rannte. Allein das war wichtig. »Weg von hier! Weg von hier!«, hallte es durch seinen Kopf. Der unwiderstehliche Instinkt der Flucht befehligte den Willen.
Eric wich einer Feuersäule aus, die irgendwie menschlich aussah. Er nahm den Gang links, die nächste Biegung rechts.
Vor ihm sah er noch mehr flammenzüngelnde Wesen. Sie griffen ihn an, spuckten Feuer, verbrannten ihn. Er wich aus, stieß Kohle zur Seite, schleuderte ihnen Sand entgegen.
Die meiste Angst hatten die Flammen vor dem Rucksack, den er in der linken Hand schwenkte. Wann hatte er ihn vom Rücken genommen? Er wusste es nicht. Er wurde gelenkt, reagierte nur. Seine Reflexe bestimmten sein Handeln und seine Reflexe waren hundertmal besser als je zuvor.
Doch langsam durchbrach der Verstand sein Handeln. Wo rannte er eigentlich hin? Er hielt sich nicht an Noraks Markierungen. Auch die Karte in seinem Kopf war unbrauchbar.
Wo war er? Alles, was er sah, war Höhlenboden, hier und da ein Knochenschädel oder die beiden Hälften eines Ghuls. Und der Hammer in seinem Verstand traf den Amboss. Er wusste wieder, wo er war!
Die nächste Abzweigung rechts, eine Fallgrube umgangen, vergiftete Dornen übersprungen, den Gang rechts und diesen links.
Abrupt blieb er stehen. Hier waren sie hereingekommen. Massiver Fels begrüßte ihn. Der Eingang war schon bei ihrem Eindringen verschwunden, erinnerte er sich.
»Verdammt!«, fluchte er. »Daran hätte ich früher denken sollen. Wie komme ich jetzt hier wieder raus?« Er blickte sich um. Die Ignams holten auf. »Was kann ich tun?« Er schloss die Augen und konzentrierte sich. »Illusion ist mächtig«, sagte er laut. Er öffnete die Augen. Von wem hatte er das gehört? » Eule «, antwortete sein Kopf.
» Wenn Ihr Euren Augen nicht traut, …« Er streckte die Hand aus und fühlte massiven Fels. Er drehte sich zum Gang um. Die brennende, brüllende Meute rückte näher. Die Hitze, die sie ausstrahlten, hätte seine Kleider verbrannt, hätte er noch welche auf der verkohlten Haut getragen. Es half nichts. »… schließt sie. «
Er musste es versuchen. Er schloss die Augen, nahm all seinen Mut – all seine Verzweiflung – zusammen und schritt auf die Felswand zu. Das Brüllen verstummte. Nach fünf Schritten blieb er stehen. Er hörte ein Dröhnen in den Ohren. Durch dieses Dröhnen stahl sich ein anderer Laut, eine Art Pfeifen – Vogelgezwitscher.
Eric öffnete die Augen. Er stand auf der Lichtung vor der Höhle. Vögel tanzten durch die Luft und Eric beobachtete träge und fasziniert zugleich ihren Flug.
Dann katapultierte sein Überlebenswille wieder die Ignams in seine Gedanken. Er hatte zu lange am selben Platz verweilt. Er wirbelte herum, bereit von der wütenden Menge zerfleischt zu werden.
Aber alles, was er sah, war der Höhleneingang. Friedlich. Still. Einladend.
Eric brach auf der Lichtung zusammen.
17
Etwas Kühles legte sich auf seine Stirn. Er war zu erschöpft, um die Augen zu öffnen. Aber seine Stirn nahm die Kühle dankbar auf.
Er nahm Stimmen wahr. Doch er war nicht in der Lage sie zu verstehen; sein Schädel dröhnte. Langsam und mit Anstrengung konnte er die Gesprächsfetzen zu Wörtern zusammensetzen und die Wörter zu Sätzen. Eine Tür ging auf und jemand trat herein.
»Wie geht es ihm?«, fragte eine besorgte Stimme. »Norak«, dachte Eric. »Es ist Noraks Stimme.«
»Ihr solltet doch liegenbleiben«, antwortete die
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