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Dihati Qo – Die, die sind

Dihati Qo – Die, die sind

Titel: Dihati Qo – Die, die sind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Maximilian Spurk
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dabei kein Auge von der massigen Gestalt. Er kniete sich hin, löste Brocken mit seiner Axt und sammelte sie in seinen Rucksack.
    »Du bist nicht allein deswegen hier, um geheimnisvoll zu tun und um zuzuschauen, wie wir das Erz aufklauben«, startete Norak einen neuen Versuch, den Dicken auszuhorchen.
    »Stimmt«, fiel Eric ein. »Bist Du der Grund, warum sich keiner traut, das Erz zu holen? Trotz Skeletten war es zu leicht hereinzukommen.«
    »Oh!« Amüsiert bebte der tiefe Bass durch den massigen Körper. »Wie gesagt, ihr seid nicht die Ersten, die hierher gefunden haben. Keiner hat behauptet, dass es schwer sei, hereinzukommen. Das Problem ist, ihr müsst wieder hinaus !«
    Ein Brüllen erschütterte die Höhlenwände einem Erdbeben gleich. Die Wände drohten einzustürzen. Norak und Eric verloren das Gleichgewicht und plumpsten zu Boden.
    Das Brüllen entstammte Hunderten von Kehlen. Der Dicke hielt seinen monströsen Bauch vor Lachen. Eine Aura schwarzen Lichts – oder eher ›Nicht-Lichts‹ - bildete sich um ihn herum. Das Nichts verschlang ihn und er war fort.
    Was blieb waren die Kehlen. Und mit den Kehlen das Brüllen.
    * * *
    Keuchend rappelten sich die beiden Gefährten auf die Beine. Das Brüllen verklang nicht. Wenn eines dieser Wesen aufhörte, stimmten zehn andere in den Chor des Grauens ein.
    Die Freunde rührten sich nicht. Angst nagelte sie fest. Keines der Wesen war bei ihnen in der Kammer; sie sahen sie nicht – sie hörten sie nur. Sie lauerten in den Gängen vor der Kammer. Warteten den günstigsten Augenblick ab, um über die beiden Freunde herzufallen.
    Doch diese Gedanken waren nur ein vergeblicher Versuch, sich Mut zu machen. Dem Heulen und der Anzahl der Kehlen nach zu urteilen, hatten es diese Kreaturen nicht nötig, einen geeigneten Augenblick abzuwarten.
    Trotzdem kamen sie nicht. Das hatte einen Grund: Sie rochen die Angst und labten sich daran. Sie wollten die Angst steigern, um sich an ihrem Genuss zu berauschen – sie schafften es.
    Norak und Eric mussten sich zusammenreißen. Der einfachste Weg bestand darin, ihre Angst durch Wut zu ersetzen.
    Der Dicke hatte mit ihnen gespielt. Die Feuerhöhlen waren eine gute Falle. Noraks Augenbrauen kamen einander näher. Erics weiße Knöchel umklammerten seine Axt. Ihr Zorn, ihre Rache, hatten die beiden hierher getrieben. Sie brauchten sie nur zu nutzen, statt mit dem Schicksal zu hadern. Entweder sie warteten hier auf ihren Tod, oder sie gingen raus und brachten es hinter sich. Die Entscheidung, die keine war, fiel auf Möglichkeit Nummer zwei.
    Beide atmeten durch. Die Wut verrauchte so schnell, wie sie gekommen war, aber die Angst war nicht mehr lähmend. Norak ging sein Repertoire an Zaubersprüchen durch. Bisher hatte er kaum Zeit gefunden, diejenigen auszuprobieren, die der Ohab ihm zum Lesen gegeben hatte. Das sollte sich jetzt ändern. Eric hielt Schild und Axt bereit. Das Knochenschwert hing quer über seinem Rücken, der Rucksack mit dem Erz darüber. So gewappnet wagten sie einen Blick in den Gang.
    Sie sahen nichts als schroffes Felsgestein und zunehmende Dunkelheit, je weiter sie den Gang entlang blickten. Das Brüllen hämmerte auf ihre Nerven. Sie traten in den Gang und begannen ihren Rückzug. Geduckt schlichen sie zur nächsten Biegung. Sie spähten um die Ecke und – nichts!
    Sie gingen weiter – langsam, vorsichtig, tastend – und Eric blieb stehen. Norak hätte ihn beinahe gerammt.
    »Siehst Du es? Dort in den Schatten.«
    Noraks Augen verengten sich zu Schlitzen. Undeutlich, aber er sah es. In den Schatten bewegte sich etwas. Nein, die Schatten bewegten sich.
    Eine Gestalt löste sich aus dem Dunkeln. Sie war schwarz wie Ebenholz. Eigentlich mehr wie verbranntes Holz. Der Kopf des Wesens erinnerte an einen Schakal. Das hämische Grinsen der schwarzen Zähne unterstrich diese Ähnlichkeit.
    Es stand aufrecht auf den Hinterbeinen. Sein langer dürrer Schwanz peitschte über den Boden. Norak, der nicht nur als hager, sondern auch als hochgewachsen galt, schaute auf. Die Kreatur überragte ihn mühelos um zwei Köpfe.
    »Was ist das?«, fragte Eric.
    Norak wusste es nicht, wollte es gar nicht wissen. Er spürte einen unüberwindbaren Drang. Sein Inneres schrie, er solle es nicht tun, doch er tat es. Die Gesten waren ausgeführt und die Worte gesprochen, noch bevor Norak bewusst war, welchen Zauber er vollführte. Dafür gab es nur eine Erklärung: Angst!
    Doch der Feuerball war gut gezielt. Er zerbarst auf der Brust

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