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Dihati Qo – Die, die sind

Dihati Qo – Die, die sind

Titel: Dihati Qo – Die, die sind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Maximilian Spurk
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vermischte sich mit der Schwüle der Luft. Die Feuchtigkeit lastete wie ein Mühlstein auf ihren Schultern. Ein Schmetterling mit gelben Flügeln und rotem Punkt tanzte vor ihren Augen. Doch die Ästhetik dieses Anblicks verbrannte in der Hitze.
    Der Boden unter Erics Füßen gab nach. Er ruderte mit den Armen, doch der Kampf um sein Gleichgewicht trieb ihn nur tiefer in den Morast hinein. Norak schnappte einen Arm und zog seinen Freund auf festeren Boden. Allerdings war ›fester Boden‹ gleichbedeutend mit knöcheltiefem Schlamm. Die beiden standen mitten in einem Sumpfgebiet.
    »Hat er nicht behauptet, wir seien nicht verbannt worden?«, wunderte sich Eric.
    »Wenn man jahrelang in einer Glaskugel hockt, ist das hier vermutlich das Paradies. Aber als jemand, der die Zeit vor der Finsternis miterlebt hat, sage ich Dir, wir sind verbannt.«
    »Na, wenigstens ist es hier heller als zu Haus. Meine Augen sind das gar nicht mehr gewohnt.«
    »Ja, Du hast recht.« Norak schaute sich in der stinkenden und drückenden Schwüle um. »Man sollte auch die positiven Seiten sehen.«
    * * *
    Die beiden Kameraden wateten durch den Sumpf. Kolonien von Insekten bevölkerten die Luft. Mit unstillbarem Blutdurst stürzten sie sich auf ihre neuen Opfer.
    »Wenn ich mich recht entsinne«, klatschte Norak eine weitere Stechmücke gegen seinen Hals, »hatte uns schon der Ohab in dem Dorf vor unserem Feind gewarnt. Wir müssen ihn erkennen . Wie das auch immer gemeint ist.«
    »Ja, der Ohab und der alte Mann haben gut reden. Aber der Fürst hat uns schon einmal mit seiner Dienerverkleidung getäuscht. Wir dürfen nicht wieder auf ihn hereinfallen.«
    »Sollte er so arrogant sein, sich nochmals verkleidet uns gegenüberzustellen, wird er sich wundern, welch ausgeprägtes Gedächtnis ich mein Eigen nenne.«
    » Falls Du ihn erkennst.«
    »Ich erkenne ihn. Vielleicht durchschaue ich sein Spiel nicht, aber ich werde ihn erkennen.«
    »Na, hoffen wir’s.«
    * * *
    Das Zwitschern der Vögel verstummte in dem Augenblick, in dem sich die Freunde beobachtet fühlten. Sie kniffen die Augen zusammen und spähten durch die Insektenwolken hindurch. Sie konnten nur Bäume, Gräser, Farne und viel Schatten ausmachen – beunruhigend viel Schatten.
    Blasen stiegen aus dem Sumpfloch vor ihnen auf. Sie spritzten hoch und vermengten sich in der Luft zu Schlamm. Konturen zeichneten sich ab. Als ob ein unsichtbarer Töpfer vor ihren Augen schwebenden Ton modellierte. Und er gab dieser wabernden Masse aus Schlamm ein menschliches Antlitz.
    »Was ist denn das?« Eric runzelte die Stirn. »Sag nicht, es ist ein Wassergeist.«
    »Nun ja«, zögerte Norak »Nicht ganz. Es ist ein Sumpfgeist. Der Ohab hat mich aber gelehrt, dass sie zu den Wassergeistern zählen.«
    »Na, großartig! Erst schlagen wir uns mit Ignams in den Feuerhöhlen ’rum und jetzt das!«
    »Nicht so voreilig, Eric. Es gibt viele Legenden, in denen ein Aquosu Wanderern hilft, die sich verirrt haben. Nicht jedes Elementarwesen ist von Grund auf schlecht.«
    »Erzähl das dem Aquosu, nicht mir!«
    Die Wassergestalt näherte sich ihnen bis auf drei Schritte. Sie reckte sich vor wie ein Hund und beschnüffelte Eric. Dann drehte sich der Aquosu zu Norak und schüttelte sich. Er wich zurück, verharrte einen Moment und kam dann vorsichtig näher. Argwohn lag auf seinen Zügen.
    »Norak, ich trau diesem Wassergeist nicht.«
    »Ganz ruhig bleiben, Eric. Im Moment sieht es nicht so aus, als ob er gefährlich …« Und der Moment verstrich.
    Eric bekam einen Schwall Schlamm ins Gesicht. Der Geist verwandelte sich in eine tosende Wassersäule und schoss auf Norak zu. Die Schnelligkeit des Angriffes überraschte Norak. Die Säule umtoste ihn, bevor er reagieren konnte.
    Eric wischte sich den Schlamm aus dem Gesicht und zog seine Axt. Das von Kallap geschmiedete Erz schimmerte Grün im Licht der Sonne.
    Eric kam sich albern vor, mit einer Axt Wasser zu attackieren. Allerdings war es auch nicht irrwitziger, als ihre bisherigen ›Heldentaten‹. Er schwang die Axt, das Erz erglühte und der Geist wich zurück, mehr aus Überraschung als aus Schmerz.
    Die Ablenkung genügte Norak. Er hustete. Luft fand wieder ihren Weg in seine Lungen. Der Aquosu zögerte nur kurz, dann griff er erneut an.
    »Beeil Dich!«, brüllte Eric. »Die Axt kann ihm nicht viel anhaben.«
    Der Wassergeist schoss auf die beiden zu. Diesmal überraschte er Norak nicht. »Warum sich beeilen, wenn man ihn verlangsamen kann«, überlegte

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