Dihati Qo – Die, die sind
zerfleischten. Er nahm das, was übrig blieb: die Macht!
Norak machte Eric mit einem flüchtigen Blick auf Davion aufmerksam. Eric verstand den Blick und auch was er sah. Davion war viel zu gelassen. Er war nicht der Strippenzieher, der den Schelm lenkte, wie sie zuerst dachten. Aber Davion wollte die Macht. Er konnte die Künste selbst studieren und seinem Meister nacheifern, ihn sogar vom Thron stoßen. Doch dazu benötigte er die Kugel. Wieso war er dann so ruhig?
Die Antwort war einfach: Er kannte die Wahrheit! Und hielt es nicht für nötig, seinen Meister darüber aufzuklären, dass die Kugel nicht zerstört war. Eric und Norak hatten sich geirrt. Nicht Retsetlee machte mit dem Narren gemeinsame Sache. Davion war der Verräter. Also hatte ihr Plan diesmal funktioniert. Gut, er stammte ja auch von Gopolan.
Allerdings sah dieser Plan nicht das weitere Vorgehen vor, nachdem sie den Verräter entlarvt hatten. Dem Wutausbruch des Schelms nach wäre dies aber eine gute Idee gewesen. Doch was Improvisation betraf, waren die beiden Freunde ja die Meister.
Norak demonstrierte dies auch sogleich und Eric stöhnte innerlich. Er hasste Plan B. Noraks strahlend blaue Augen durchbohrten die des Schelms. Der Kurs war klar: Konfrontation! Dabei hatte Eric sich immer eingeredet, er wäre der Draufgänger der beiden.
»Seid Ihr Euch überhaupt bewusst, dass wir erwartet wurden?«, offenbarte Norak dem Schelm.
»Wie meint Ihr das?«, fragte der Schelm verblüfft.
»Jemand hatte den Narren gewarnt. In Euren Reihen befindet sich ein Verräter!« Norak sah, wie Davion zuckte, als hätte ihn eine Peitsche getroffen.
» Lenkt nicht ab! «, ereiferte sich der Schelm. »Wahrscheinlich steckt Ihr mit dem Narren im Bunde!«
»Ja, so ist es ganz gewiss!« Das war Davion. Seine Stellung war bedroht, also griff er an. Anderen die Schuld zuschieben, war seine große Stärke. » Sie sind die Verräter! Und Retsetlee ist auf ihrer Seite!« Volle Breitseite. Davion sah die Chance zum Großreinemachen.
»Beherrscht Euer loses Mundwerk, Davion.« Retsetlee ließ sich die Anschuldigungen nicht länger gefallen. »Wenn Ihr glaubt, auch gegen mich intrigieren zu können, dann müsst Ihr Euch schon etwas Besseres einfallen lassen. Nachlässigkeit mag man mir vorwerfen, aber niemals Verrat!«
»Er lügt, Meister! Sie lügen alle!« Er war nah an der Wahrheit, aber wollte er sie aussprechen? »Sie wollen Euch in die Irre führen. Sie stehen mit dem Narren im Bunde …«
»Ihr solltet Euch gut überlegen, wer hier zum Verräter taugt, mit ach so schmeichelnd, süßen Zungen.« Bei diesen Worten blickte Norak ostentativ in Davions Richtung.
» Wagt es! «, zischte Davion. »Ich bin ein loyaler Untertan des Meisters. Ich bin sein Berater. Er weiß, wie treu ich ihm ergeben bin.«
»Weiß er das, Davion?« konterte Retsetlee. »Auch ich bin sein Berater, was Euch nicht abhielt, mich zu verdächtigen.«
»Ja, Davion. Weiß ich das?« Der Schelm dehnte diese Worte und Skepsis erklang in ihrem Nachhall. »Sprecht, warum sollte ich Eurer Loyalität sicher sein? Ihr seid so ein guter Berater für mich, weil ich weiß, dass Ihr mir bei der erstbesten Gelegenheit einen Dolch in den Rücken stoßt und ihn umdreht.«
Norak triumphierte innerlich. Der Zweifel Saat konnte aufgehen.
»Doch auch Euch traue ich nicht mehr, Retsetlee«, fuhr der Schelm fort. »Was Euch betrifft, Fremde, Euch glaube ich kein Wort. Ihr habt die Kugel nicht zerstört! Ihr wollt sie für Euch !«
Eric hatte das dumpfe Gefühl, dass Plan B nicht ganz aufging.
33
Mit hängendem Kopf saß Eric neben Norak und Retsetlee in ihrer Zelle. Sie hatten sich dem Schelm ergeben. Norak wollte sich nach wie vor nicht mit ihm messen. Daher hockten sie in diesem Loch und taten nichts. Gopolan wartete auf Nachricht, aber wie eine schicken?
Darüber hinaus hatten sie abermals ihre Waffen abgeben müssen. Eric hatte sich geschworen, das unheilbringende Knochenschwert nie wieder aus den Augen zu lassen. Jetzt lag es zum zweiten Mal irgendwo in einer Rumpelkammer. Und die Gnome vergriffen sich daran. Noraks Einwand, der Zweihänder sei zu groß für sie, beruhigte Eric nicht.
»Nun, was gedenkt Ihr jetzt zu tun?«, zerriss Retsetlee die grüblerische Stille.
»Genau darüber denke ich gerade nach, mein Bester«, antwortete Norak gereizt.
»Lasst Ihr mich an Euren Gedanken teilhaben?«, bot Retsetlee ungerührt an.
»Ich beabsichtige kleinere architektonische Veränderungen an unserem
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