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Dihati Qo – Die, die sind

Dihati Qo – Die, die sind

Titel: Dihati Qo – Die, die sind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Maximilian Spurk
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für Eric nicht verheißungsvoll. Trotzdem mochte er die Frau. »Ihr seid sympathischer als unser letztes Orakel.«
    »Oh, Ihr wart beim Culum?«
    »Ja, wir hatten bereits das Vergnügen. Er schickte uns zu Euch.«
    »Ihr wollt Euch das Schwert holen.« Das Orakel nickte. »Ihr glaubt das Licht der Seraphen kann Euch schützen.«
    »Kann es das nicht?« Norak vermutete eine versteckte Warnung.
    »Doch, wenn Ihr es richtig macht.«
    Keine erhellende Antwort. Eric wollte nachsetzen, als ihm einfiel, dass die Frau ein Orakel war; also ließ er es darauf beruhen. Er ging zum Marmorblock, das Schwert holen.
    »Es ist ein Magierschwert. Kampfkunst wird Euch mit ihm nichts nutzen.«
    Eric blieb stehen. Auffordernd blickte er zu Norak. Der überlegte kurz, dann ging er zum Block, ergriff das Schwert und zog es heraus.
    Das Schwert war einfach und schlicht gehalten, trotzdem von vollendeter Eleganz. Eindeutig die Arbeit von Kallap, dem wahnsinnigen Schmied. Wobei ihn erst dieses Prachtstück in den Nebel der Manie trieb.
    Weiße feine Linien überzogen die Schneide. Dies waren die Spuren des Steins der Weisen, die eine Verbindung zu dessen Magie herstellten. Wie der Ring, den sie an den Fürsten verloren hatten. Die Dame schaute Norak gebannt an.
    »Was ist?«, wollte er wissen. »Fragt Ihr Euch, ob ich es richtig mache?«
    »Verzeih mir«, antwortete sie. »Es ist nur ungewöhnlich für mich, Dich so wiederzusehen.«
    »Wir sind uns schon einmal begegnet?« Zweifel zog Furchen in Noraks Stirn.
    »In gewisser Weise. Das ist kompliziert zu erklären.« Sie seufzte. »Ich kenne Dich gut, Norak. Besser als Du ahnst. Und ich kannte Deinen Großvater. Du hast seine Augen.«
    »Ihr kanntet meinen Großvater?«
    »Oh ja!« Sie lächelte. »Er war einer der mächtigsten Zauberer dieses Landes, so wie einst ich.« Trauer und Wehmut mischten sich in ihre Stimme. Norak ignorierte es. Die Frau brachte ihn durcheinander.
    »Mächtig? Mein Großvater? Zugegeben, seine Tricks waren nicht übel. Aber mächtig ist ein Attribut, das ich eher in Bezug auf Gennoh ’di Albah verwendete.«
    Die Dame lachte. »Gennoh, mein junger Abenteurer, war Dein Großvater.«
    Norak verschlug es die Sprache. Auch Eric fand keine Worte.
    »Du bist Gennohs Enkel. Und nicht nur das. Sein Geist lebt in Dir!«
    »Was bezweckt Ihr damit? Mein Großvater war ein talentierter Magier, aber nicht Gennoh. Außerdem habe ich nur wenig von seiner Begabung geerbt.« Norak war verwirrt. Er rettete seinen Geist hinter einen Wall aus Sturheit und blockte die Wahrheit ab.
    »Das, mein Lieber, stimmt nur zum Teil. Es ist richtig, Norak, dass Deine magischen Fähigkeiten nie sehr ausgeprägt waren. Doch nach dem Tod Deines Großvaters beherrschtest Du die Magie besser und besser, nicht wahr?«
    Woher wusste die Frau das? Kannte sie ihn doch von früher? Oder sprach sie die Wahrheit? »Schon«, antwortete Norak. »Vieles fiel mir leichter. Ich übte auch viel in dieser Zeit. Es half mir, über Großvaters Tod hinwegzukommen. Irgendwie war ich damals ein anderer. Ich stand neben mir.«
    »Und das bist Du noch!«
    Norak sah die Dame verständnislos an.
    »Ich meine ›ein anderer‹.« Die Frau stand auf, ging auf Norak zu und nahm seine freie Hand in die ihren. »Der Geist Deines Großvaters lebt in Dir fort. Er half Dir bei der Magie. In Deinem Körper leben zwei Seelen und langsam verbinden sie sich zu einer.« Sie streichelte ihm über die Wange. » Du bist Gennoh. Und wenn Du stirbst, wird sich Eure gemeinsame Seele einen neuen Körper suchen. Das ist Gennohs Geheimnis. Die Zeit war und ist sein Verbündeter.«
    Norak zog die Hand zurück. Feine Nadelstiche überliefen seinen Rücken. Bilder schossen durch seinen Kopf. Gefühle, kalt wie ein Gebirgsbach, heiß wie die Wüstensonne, brandeten über ihn hinweg. Das konnte nicht sein. Das durfte nicht sein. Er wusste, wer er war. Er konzentrierte sich auf eine simple Frage. Raus aus den Zweifeln. »Aber danach könnte ich, beziehungsweise Gennoh, niemals sterben?«, warf er ungläubig ein.
    »Nur, wenn er sich selbst trifft.« Betrübt blickte die Dame zu Boden.
    Norak schluckte. Aus einer leichtsinnig gestellten Frage wurde ein wichtiger Aspekt.
    »Gennoh spielt mit der Zeit. Sie hilft ihm, sie vertraut ihm. Aber es kommt der Tag, an dem er den Preis dafür zahlen muss. Wenn die Zeit ihn überlistet.« Sie atmete hörbar aus. Ihr Blick flüchtete durchs Fenster ins friedliche Blau des Nachmittagshimmels. »Man kann sich nicht

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