Diner des Grauens
dass er in dieser Sache kein Stimmrecht hatte.
»Wer ist dran?«, fragte sie.
»Ladies first«, sagte Earl.
»Das ist ja so lieb! Danke!«
Sie beugte sich über die Markierung und schwenkte i h ren Hintern vor ihm. Oder vielleicht auch nur ganz allg e mein in seine Richtung, versuchte er sich selbst zu übe r zeugen.
Unter Aufbietung jener Willenskraft, die nur jemand au f bringen konnte, der durch den Tod gegangen war, wandte Earl den Blick ab.
Ein unangenehmes Knurren entrang sich Chads Kehle.
Die nächsten vierzehn Löcher dehnten eine halbe Stunde auf die Länge von zwanzig Jahren aus. Earl las seine Broschüre, starrte in die Lampen und studierte seinen Golfball, bis er jede Vertiefung auswendig kannte. Er schaute in die Gegend und überall dahin, wo Tammy nicht war, in dem vergeblichen Versuch , sie zu entmutigen. Irgendwie schaffte sie es trotzdem immer, in sein Sichtfeld zu geraten. Es war unheimlich, wie sie überall da zu sein schien, wohin er schaute. Sie glitt anmutig hin und her, hierhin und dorthin, beugte sich über dies und kniete neben jenem und zog ihre Strümpfe zurecht und glättete mit schrecklichen Auswirkungen ihren Rock. Zugegebenerm a ßen brachte Earl nicht all seine Kraft auf, um ihr zu wide r stehen, aber das Mädchen kannte seinen Körper und wus s te, wie es ihn einzusetzen hatte. Er ertappte sich mehr als einmal beim Starren.
Duke ebenfalls. Das schiefe Grinsen des Werwolfs schien festgewachsen zu sein.
Chad machte einen sinnlosen Versuch, an der Seite se i ner Freundin zu bleiben, doch er wurde ständig ausmanö v riert und war immer einen Schritt hinterher.
Der letzte Ball schepperte ins letzte Loch – einen mete r hohen Vulkan.
»Das war lustig«, sagte Tammy. »Wir würden gern noch mal spielen, aber Chad und ich haben noch was zu tun.«
Earl stieß einen Seufzer der Erleichterung aus.
Sie streckte die Hand nach vorn und berührte ihn zum zwe i ten Mal an diesem Abend. Es war nur flüchtig. Nur eine leichte Hand in seinem Rücken. Doch genug, um einen Schauer an seinem Rückgrat hinunter in seine unt e ren Regionen zu sch i cken.
»Wir sehen uns«, sagte sie.
»Genau«, stimmte Chad durch zusammengebissene Zähne hindurch zu.
Das Teenagerpärchen gab Wacky Willie die Ausrüstung z u rück. Earl und Duke waren gerade dabei, dasselbe zu tun, als der Geist von Herbert Smythe an ihrer Seite e r schien.
»Entschuldigen Sie bitte, aber ich konnte nicht umhin zu bemerken, dass Sie da ein perfektes Spiel gespielt haben, mein Freund.«
Duke rollte den Golfball in seiner Handfläche herum. »War nicht so schwer.«
»Es ist sowieso alles nur Glückssache«, fügte Earl hi n zu.
Herbert ignorierte ihn. »Wie auch immer. Wie Sie sicher schon vermutet haben, bin ich dazu verdammt, auf diesem Platz zu spielen, bis ich ein perfektes Spiel schaffe. Ich beherrsche alle Löcher, bis auf Nummer neun, und ich hatte gehofft … «
»Sicher.«
»Wirklich? Danke, ich weiß das ehrlich zu schätzen.«
»Kein Problem.«
*
Tammy beobachtete den Werwolf, der dem Geist Golftipps gab, während der Vampir so tat, als läse er seine Werb e broschüre. Gleichzeitig ließ er ständig seinen Blick an ihrer Gestalt auf- und abwandern.
Tammy war immer davon ausgegangen, dass Vampire schwerer zu verführen waren als normale Männer. B e stimmt würde es ein paar Grade schwieriger sein als bei Jungs im Teenageralter. Er war ja keiner. Earl leistete etwas falschen Widerstand, aber das war alles. Er gehörte ihr, wann immer sie wollte.
Sie war furchtbar enttäuscht.
Trotzdem war sie gleichzeitig fasziniert, nicht von dem Vampir, sondern von dem Werwolf. Duke widerstand ihren Flirtangriffen besser als jeder andere zuvor. Sie ertappte ihn dabei, wie er sie mehrmals aus dem Augenwinkel anschaute, aber nur, wenn sie genau hinsah, und auch nur, argwöhnte sie, weil es ihm ziemlich egal war, wenn sie es bemerkte.
Sie wollte ihn. Er war fett und grob, mit schwieligen Händen und fettigen Haaren. Aber sie wollte ihn. Sie hatte noch nie zuvor jemanden gewollt. Sie ließ Chad ab und zu ran, um ihn ruhig zu halten, aber das war ein Mittel zum Zweck. Sie hatte Roger Simpkins einmal bis zum dritten Schritt gehen lassen, aber das war auch nur, weil er Denise Calhouns Freund war. Sie hatte Earl interessant gefunden, bis sie gemerkt hatte, dass die Tatsache, dass er ein u n sterblicher Jäger der Nacht war, ihn nicht weniger zu einem Hampelmann machte. Sie war mal kurz in Boris Karloff verknallt gewesen, bis
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