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Diner des Grauens

Diner des Grauens

Titel: Diner des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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i nung der Rechtebefürworter war die, dass tote Menschen immer noch Menschen und deshalb laut Verfassung mit gewissen Grundrechten ausgestattet waren. Das Gegena r gument zielte darauf ab, dass jeder, ob lebend oder tot, die meisten seiner Rechte einbüßt, wenn er anfängt, an fre m den Gliedmaßen zu nagen.
    Earl legte die Zeitung beiseite und ging sich seinen dri t ten Kaffee holen. »Hast du einen Stadtplan?«
    »Ich glaube, ja. Irgendwo. Soll ich ihn holen?«
    Er nickte, während er seine Tasse bis zum Rand füllte.
    Loretta fand ihre Karte, eine einfache Ausgabe von e i nem örtlichen Kartenhersteller, die schon seit ein paar Jahren nicht mehr aktuell war. Sie breitete das zerknitterte Papier auf dem Tisch aus und strich die Falten glatt.
    »Reicht das?«
    Er nippte an seinem dampfenden Becher. »Sollte es. Hast du ein paar Reißnägel?«
    »Wofür?«
    »Damit wir die Karte markieren können.«
    »Können wir nicht einfach einen Filzstift benutzen?«
    Er zuckte die Achseln. »Spricht nichts dagegen. Es ist deine Karte.«
    Sie nahm einen Stift aus der Tasche und tippte damit auf den Tisch. »Was hast du vor?«
    »Wir gehen diese Zeitungen durch und kennzeichnen jeden Ort, über den berichtet wird, Jahr für Jahr. Vielleicht zeigt sich dann irgendeine Art von Muster, das wir im Augenblick nur nicht sehen.«
    »Keine schlechte Idee.«
    »Habe ich mal in einem Film gesehen. Da rennt dieser S e rienmörder herum und der Polizeikommissar hängt diese riesige Karte an die Wand und steckt Reißzwecken an die Stellen, wo die Morde passiert sind und vermutet, dass der Mörder ein Sternzeichen darstellt. Steinbock oder Krebs oder so was. Als er das herausfindet, kann er den Mörder aufspüren und davon abhalten, sein nächstes Opfer zu töten, das zufällig die Freundin des Cops ist. Der Cop erschießt den Mörder gerade noch rechtzeitig, aber natü r lich ist er nicht sofort tot. Er steht auf, als keiner hinsieht, obwohl er sechs Kugeln abgekriegt hat, und die Freundin muss dann noch ein paar Mal auf ihn schießen.«
    »Ich glaube, den habe ich auch gesehen.«
    »Blood Hunt oder Dark Blood oder Blood Stalker«, ve r suc h te Earl sich zu erinnern. »Irgendwas mit Blut. Egal, im Film hat das jedenfalls funktioniert. Hier vielleicht auch.«
    »Einen Versuch ist es wert«, stimmte Loretta zu.
    Earl begann mit der neuesten Ausgabe des Examiners und arbeitete sich rückwärts durch. Er las die einschlägigen Artikel vor, während Loretta die Karte kennzeichnete. Sie kritzelte die Jahreszahl in kleine Kreise. Fünfundvierzig Minuten später war in der Tat deutlich ein Muster erken n bar. Sie waren gerade dabei, es zu entschlüsseln, als Duke auftauchte.
    »Wie gings den Hühnern?«, fragte Earl.
    »Sie brauchten nur besseres Futter.« Duke zog sich e i nen Stuhl heran und nahm sich eine Zeitung.
    Earl deutete auf die Karte. »Schau mal. Die Phänomene nehmen von Jahr zu Jahr gleichmäßig zu. Nicht viel. Nur ein kleiner Anstieg jedes Jahr.«
    »Ja, und?«
    »Und wenn du weit genug zurückgehst, wirst du sehen, dass vor ungefähr achtzehn Jahren ein gewaltiger Sprung stattfand. Vorher sind zwar auch Zwischenfälle passiert, aber nicht ann ä hernd so viele. Und auch keine so großen Sachen. Geht von Poltergeistern über Kornkreise bis zu Zombieausbrüchen und massiven Nagerwanderungen.« Er schnippte mit den Fingern. »Einfach so.«
    Loretta verzog das Gesicht. »Du hast Recht. Seltsam. Ich h a be mein ganzes Leben hier verbracht und es nie bemerkt.«
    Duke meldete sich hinter seiner Zeitung. »Natürlich nicht. Es ist, wie wenn man Wasser beim Erhitzen zu s chaut. Man merkt es eigentlich nicht, bis es kocht. Und was auch immer diesen Anstieg verursacht hat, hat vermutlich dafür gesorgt, dass es vollkommen normal erscheint.«
    »Es hat irgendwas mit meinem Kopf angestellt?«
    »Es hat mit allen Köpfen was angestellt.«
    »Glaub nicht, dass ich das gut finde.« Sie knurrte. »Nein, ich mag das ganz und gar nicht! Fühlt sich an, als wäre ich, na ja, ich weiß nicht, als wäre ich vergewaltigt worden!«
    »Es ist nur dein Verstand«, sagte Earl. »Nicht, als hätte dir jemand die Augen ausgestochen oder dir die Finger gebr o chen.«
    »Naja.«
    »Jedenfalls«, fuhr Earl fort, »da muss etwas sein, das vor achtzehn Jahren passiert ist, und das hat das Ganze ausgelöst.«
    »Und wie finden wir raus, was es war?«
    »Indem wir nochmal die Zeitungen durchgehen, schätze ich.«
    »Glaub nicht, dass das nötig sein wird.« Duke

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