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Diner des Grauens

Diner des Grauens

Titel: Diner des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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zurück, um einen Schluck Limo zu nehmen.
    »Ich habe alle Sekten-Krisenherde überprüft: Sander's Mill, das alte Robertson-Haus, Canin Field. Alle Orte, die einsam und verlassen genug sind, dass sich ein Haufen Leute dort treffen und schwarze Magie ausüben könnte.«
    »Irgendwas gefunden?«
    »Bis jetzt nicht. Ich nehme an, die wissen, dass wir sie s u chen, und halten sich bedeckt. Aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie einen Fehler machen. Und du weißt ja, was man sagt: Es ist immer da, wo man am wenigsten sucht.«
    »Jep.« Duke warf seine Tüte mit den magischen Zutaten in die Fahrerkabine seines Pick-up und kletterte hinterher.
    »Bis dann, Duke!«
    Der Streifenwagen fuhr los.
    Duke ließ den Motor an. Er warf einen Blick zurück zum Laden. Tammy winkte von der Tür aus und warf ihm eine Kusshand zu. Er fing ihren Duft auf, den ein Windhauch her ü bertrug. Sie roch gut. Jung, willig und fruchtbar. Perfekt zum Paaren. Jeder Muskel in seinem Körper straf f te sich. Das Len k rad bog sich unter seinem Griff. Ein Abdruck seiner großen Hände blieb in dem Lederimitat zurück.
    »Verdammt!«
    Er bot die letzten Reserven seiner schwindenden Selbs t kon t rolle auf und floh mit gemächlichen vierzig Meilen pro Stunde vom Parkplatz des Rockwood General Supply and Auto Sales.

DREIUNDZWANZIG
    Die Realität ist wie ein Obstkuchen. Hübsch anzusehen, aber unter der Oberfläche lauern allerhand scheußliche Dinge. Alte Dinge, älter als die Zeit selbst, versteckt unter dem erdrücke n den interdimensionalen Gewicht dessen, was Sterbliche mit ihrem beschränkten Verstand Existenz nennen würden. Es sind die dunklen Dinge: vergessene Schatten dessen, was einmal war, aber nicht mehr ist, unheilvolle Träume davon, was gew e sen sein könnte, aber nie sein sollte. Und außerdem verdrehte Trugbilder von Wesen, die nie wirklich lebten, aber trotzdem nicht sterben können. Die schrecklichsten dieser Albträume, könnte man solche Werte tatsächlich messen, sind die alten Götter. Weggesperrt im tiefsten, dunkelsten Gewölbe wie das hässliche, rothaarige Stiefkind der Schöpfung, abgeschoben in die hinterste Ecke des kosmischen Wandschranks, um nicht beachtet zu werden.
    Manche Dinge wehren sich jedoch dagegen, unbeachtet zu bleiben.
    Um die Metaphern zu vermischen, öffnete sich die Schran k tür in Gil's All Night Diner nur einen Spalt weit, und eine garstige Walnuss schlüpfte hindurch. Eine garst i ge, faule Wa l nuss, die entschlossen war, den Zahn all dessen auszuschlagen, was gut und anständig war.
    Im Augenblick war sich Loretta dieser Tatsache glüc k selig unbewusst. Genauso wie ihr nicht klar war, dass der Geist eines Terriers in der Ecke der Küche saß und ihr beim Säubern des Grills zusah.
    Napoleon verstand seinen augenblicklichen Existenzz u stand nicht ganz. Er wusste nur, dass ihn die meisten Leute nicht mehr sehen konnten. Er erinnerte sich dunkel daran, einen Präriehasen über eine Straße gejagt zu haben und von einem Pick-up zerquetscht worden zu sein. Er erinnerte sich auch, dass er über dem platten Körper eines Hundes geschwebt hatte, der sehr nach ihm aussah, es aber offe n sichtlich nicht sein konnte. Dann war da das Licht. Es rief ihn in einem Chor aus spieler i schem Bellen und Heulen. Der herrliche Duft von rohem Fleisch und Würstchen zog ihn an. Sein Hundeverstand wusste, dass auf der anderen Seite des Lichts ein Paradies mit unendl i chen Bergen von Leckereien mit Lebergeschmack, Dingen, die ständig bepinkelt werden mussten, und langsamen Hasen lag. Allerdings nicht zu langsamen. Er trieb in das Licht, doch etwas hielt ihn zurück. Der Präriehase, der ihn zu diesem vorzeitigen Abgang geführt hatte, saß an der Straße. Ein Hase war ein Hase, und Napoleon entschied, dass dieser hier so leicht nicht davo n kommen würde. Er stieg zur Erde hinab und das Licht ve r schwand. Er bemerkte es nicht.
    Er erwischte seine Beute, fand aber schnell heraus, dass er ihr mit seinem immateriellen Körper nicht viel anhaben konnte. Trotzdem war es eine gute Jagd gewesen – und das war zumi n dest etwas.
    Loretta kratzte mit einem Bratenheber an einem hartn ä ck i gen, fettigen Klumpen herum. Grunzend verlagerte sie ihr immenses Gewicht von einer Seite zur anderen. Ihr ausladender Hintern bebte, während sie in ihre lästige Pflicht versunken war und einen eingetrockneten braunen Fleck nach dem anderen abschälte.
    Napoleon studierte das zitternde Fleisch. Hinterbacken zogen sich rhythmisch

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