Dinner fuer drei Roman
getraut. Die Zeremonie fand in einer Art Behörde statt - wo genau, konnte Honey nicht sagen, da sie die spanischen Schilder nicht lesen konnte und Dash noch immer nicht allzu gesprächig war. Sie trugen beide Jeans, und ihr Brautstrauß bestand aus einem Gesteck, das er zuvor bei einem Straßenhändler erstanden hatte. Ihr schlichter Ring war aus Gold und stammte aus einem kleinen Juweliergeschäft in der Nähe des Standesamtes.
Die Wände waren dünn, und aus dem Radio im Nachbarbüro drangen spanische Rocksongs an ihr Ohr. Der Beamte, der sie traute, hatte einen Goldzahn und dünstete den intensiven Geruch von Knoblauch aus. Als die Zeremonie vorüber war, schnappte sich Dash die Kopie ihrer Heiratsurkunde und zerrte sie, ohne sie auch nur geküsst zu haben, nach draußen auf die Straße.
Die warme Nachmittagsluft war vom Gestank der Abwasserkanäle und Düngemittel erfüllt, doch Honey sog sie glücklich in ihre Lungen ein. Sie war jetzt Mrs. Dash Coogan. Honey Jane Moon Coogan. Endlich gehörte sie wirklich zu einem anderen Menschen.
Er zog sie in Richtung des Jeeps, der am Straßenrand geparkt stand und voll beladen mit ihrer Campingausrüstung war. Sie wusste aus früheren Gesprächen, dass das Fahrzeug speziell für das raue Terrain der Wildnis ausgerüstet war, in der er so gern campierte. Als er an die staatliche Pentex-Tankstelle fuhr, um den 130-Liter-Tank zu füllen, musste sie unwillkürlich an all die Male denken, als er ohne sie zum Camping aufgebrochen war und sie davon geträumt hatte, ihn dabei zu begleiten. Doch nun tat sie genau das, und dazu noch in der Rolle seiner Frau.
Von Mexicali aus fuhren sie auf dem Highway 2 in Richtung
Westen. Hitzewellen stiegen von der Straße auf, und Abfall wurde durch die Luft geweht. Am Straßenrand lagen Teile von geplatzten Autoreifen wie tote Alligatoren, und hier und da ragten erschlaffte alte Plakatwände wie schlecht verheilte Narben aus der trostlosen Landschaft auf. Ein alter Lastwagen voller Feldarbeiter ratterte laut hupend an ihnen vorbei. Honey hielt die Hand aus dem offenen Fenster und winkte ihnen fröhlich zu.
»Willst du, dass dir der Arm abgerissen wird?«, schnauzte Dash sie an. »Wenn nicht, behalt die Hände besser drinnen.«
Die Tatsache, dass die Trauungszeremonie inzwischen hinter ihnen lag, hatte seine Laune ganz offensichtlich nicht verbessert. Früher oder später würde er sie wissen lassen, weshalb seine Laune seit dem Vortag so grässlich schlecht war, und sie nahm sich vor, sich bis dahin besser mit vorlauten Bemerkungen zurückzuhalten.
Sie war schon mehrmals mit Gordon und Chantal in Tijuana gewesen, dieser Teil der Baja jedoch war ihr neu. Das Land ragte wie ein ausgedörrter, knorriger Finger drohend ins Meer. Mehrere Meilen westlich von Mexicali kreuzte der Highway die Spitze der Laguna Salada, eines breiten, ausgetrockneten Sees von enormem Ausmaß. Die Reifenabdrücke von Jeeps und Allradfahrzeugen hatten ein wirres Zickzackmuster auf der krustigen Oberfläche hinterlassen.
Langsam begannen ihre Lider schwer zu werden, während sie auf die trockene Mondlandschaft des ehemaligen Sees hinausstarrte. Sie waren am Vorabend kurz nach Einbruch der Dunkelheit auf seiner Ranch eingetroffen und hatten schweigend eine kleine Mahlzeit eingenommen. Anschließend hatte er sie in eins der Gästezimmer verwiesen, wo sie sich aus Angst, er würde es sich bis zum nächsten Morgen noch einmal anders überlegen, die ganze Nacht schlaflos im Bett herumgeworfen hatte. Jetzt blickte sie auf den goldenen Ring an ihrem Finger und versuchte zu begreifen, dass sie tatsächlich mit ihm verheiratet war.
Ihre Schultern prallten gegeneinander, als er von der Straße abbog und den Wagen über den salzigen Boden lenkte. »Heute Abend schlafen wir in einem Palmen-Hain«, erklärte er kurz. »Er ist nicht ganz einfach zu erreichen, aber genau aus diesem Grund begegnet man dort für gewöhnlich auch niemand anderem.«
›Nicht ganz einfach‹ erwies sich als eindeutige Untertreibung. Das Getriebe des Jeeps begann zu ächzen und zu knirschen, als sich der Wagen schließlich die steilen, felsigen Abhänge am Westufer des Sees hinaufschob. Eine Stunde lang folgten sie einer Straße, die kaum mehr war als ein mit Schlaglöchern übersäter, schmaler Pfad, und Honey wurde derart hin und her geschleudert, dass ihr am Ende jeder einzelne Knochen wehtat. Schließlich fuhren sie durch eine schmale Spalte zwischen den Felsen in einen winzigen palmenbestandenen
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