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Dinner fuer drei Roman

Dinner fuer drei Roman

Titel: Dinner fuer drei Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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»Und ich kann einem Schurken mit einem einzigen Schlag den Kopf abhauen.«
    »Ach ja?«
    »Ich kann ihm sogar den Bauch aufschlitzen, und sein Blut und seine Eingeweide und sein Gehirn können aus ihm rausquellen, ohne dass ich dabei auch nur mit der Wimper zucke.«
    Eric war für seine eiserne Konzentration berühmt, doch als Rachel jetzt zum ersten Mal versuchte, seinen Akzent zu imitieren,
hätte er um ein Haar die Fassung verloren. Doch er hatte die Regeln dieses besonderen Spieles aufgestellt, sodass er seine Belustigung vor den Mädchen verbarg und sie stattdessen zweifelnd ansah.
    »Ich weiß nicht. Rauben und Plündern ist eine ziemlich schwere Arbeit. Ich brauche jemand Mutigen, der an meiner Seite kämpft. In Wahrheit …« Er sank auf den Stuhl neben Becca und flüsterte verschwörerisch: »Ich kann nämlich einfach kein Blut sehen.«
    Becca tätschelte ihm mitfühlend die Schulter. »Armer Patches.«
    Rachels Augen hingegen blitzten auf. »Patches, welcher Pirat kann denn wohl kein Blut sehen?«
    »Viele. Das ist eins der Risiken unseres Berufs.«
    »Patches, ich und Becca lieben Blut, nicht wahr, Becca? Wenn du uns mitnimmst, werden wir dich beschützen.«
    »Ich beschütze Patches«, erklärte auch Becca und schlang ihm liebevoll die Arme um den Hals.
    Er schüttelte den Kopf. »Die Sache ist ziemlich gefährlich. Wir werden Schiffe entern, auf denen es jede Menge Löwen gibt, die so große Mäuler haben, dass kleine Mädchen mühelos darin verschwinden.« Die beiden lauschten mit weit aufgerissenen Augen, während er ihnen die Gefahren des Piratenlebens beschrieb. Er wusste aus Erfahrung, dass sie eine besondere Vorliebe für exotische Tiere an Bord der Schiffe hatten, während ihnen Schilderungen von Räubern oder großen Hunden eine Heidenangst einjagten.
    Schließlich sagte Rachel das, was unweigerlich jedes Mal bei diesem Spielchen kam. »Patches, kann meine Mami auch mitkommen?«
    Er hielt nur für eine Sekunde inne. »Ist sie so stark wie ihr?«
    »Oh, ja. Sogar noch viel stärker.«
    »Und sie hat keine Angst vor Blut?«
    Rachel schüttelte den Kopf. »Sie findet Blut auch ganz toll.«
    »Dann nehmen wir sie mit.«

    Die Mädchen kicherten vor Freude, und ihm wurde warm ums Herz. Zumindest in der Fantasie konnte er ihnen die Mutter geben, die in der Realität so wenig Anteil an ihrem Alltag nahm und selbst bei den seltenen Gelegenheiten stets überfordert war.
    Dann begann Patches sein Seemannsgarn zu spinnen - Erzählungen, in denen tapfere kleine Mädchen über die sieben Meere fuhren und sämtliche Feinde mühelos besiegten, Geschichten über Entschlossenheit und Mut, in denen kleine Mädchen sich gegen erwachsene Männer behaupteten und niemals aufgaben.
    Die Kinder hingen wie gebannt an seinen Lippen. Trotzdem war Patches für sie einfach der Vater, der seiner Fantasie beim Erzählen freien Lauf ließ. Sie waren noch zu klein, um zu begreifen, dass hier der vielleicht beste Schauspieler seiner Generation zu ihnen sprach, und zwar in der einzigen Rolle, in der er absolut niemandem - weder sich noch seinem Publikum - entfremdet war.

20
    »Hat Daddy gewonnen?« Rachel kam mit wehendem rotem Nachthemd ins Wohnzimmer gerannt, wobei ihre nackten Füße auf dem schwarz-weißen Marmorboden ein patschendes Geräusch verursachten.
    Widerstrebend löste Lilly den Blick vom Fernseher, der in einen grauen Wandschrank eingelassen war. Sie hatte das Haus im Coldwater Cañon, in dem sie und Eric früher zusammengelebt hatten, gerade neu gestalten lassen. Ionische Säulen flankierten die Türen, und die antiken Möbel waren mit neuen weißen Leinenbezügen ausgestattet worden. Die hellgrauen Wände dienten als Hintergrund für Marmorskulpturen aus dem ersten Jahrhundert, französische Kandelaber und für
ein wandgroßes surrealistisches Ölbild von einem Überschalljet, der mitten durch einen riesigen roten Apfel flog. Anfangs hatte sie das neue Dekor geliebt, inzwischen jedoch empfand sie es als zu kalt.
    »Du sollst nicht immer laufen, Rachel«, schalt sie ihre Tochter. »Warum schläfst du noch nicht? Es ist schon nach neun. Ich hoffe, du hast Becca nicht geweckt.«
    »Ich will sehen, ob Daddy seinen Oscar gewonnen hat. Und außerdem habe ich Angst vor dem Gewitter.«
    Lilly blickte aus dem Fenster und stellte fest, dass der Wind die Bäume hin und her peitschte. Südkalifornien litt unter einer entsetzlichen Dürre, und sie nahm an, dass dieses Unwetter ebenso wie alle anderen an ihnen vorüberziehen

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