Dinner fuer drei Roman
Gelegenheit bekämen, sie zu sehen.«
»Ich fürchte, da bin ich etwas weniger zuversichtlich als du. Chantal ist ein wirklich zauberhaftes Mädchen, aber die Konkurrenz bei diesem Casting ist einfach riesengroß.«
Sofort setzte Honey zur Verteidigung ihrer Cousine an. »Das sagen Sie doch nur, weil sie den Stab fallen gelassen hat.
Dabei hatte nicht sie, sondern ich diese dämliche Idee. Sie ist die geborene Schauspielerin. Ich hätte sie den Monolog aus dem Kaufmann von Venedig halten lassen sollen, wie sie wollte, aber ich musste sie ja dazu zwingen, diesen dämlichen Stab zu schwingen. Chantal hat enormes Talent. Ihre Vorbilder sind Katharine und Audrey Hepburn.« Sie wusste, dass sie verzweifelt klang, doch sie konnte es nicht ändern. Ihre Angst wurde von Sekunde zu Sekunde größer. Dieses Casting war ihre letzte Hoffnung, und sie würde gewiss nicht einfach tatenlos mit ansehen, wie sie ihnen genommen wurde.
»Ich habe mehrere Male mit dem Castingverantwortlichen telefoniert. Sie haben bereits Hunderte Mädchen gesehen, und die Chance, dass Chantal tatsächlich von ihnen ausgesucht worden wäre, ist ziemlich gering.«
Honey reckte das Kinn und richtete sich zu voller Größe auf, sodass sie beinahe auf Augenhöhe mit der Veranstalterin des Schönheitswettbewerbes war. »Hören Sie mir zu, Miss Waring, hören Sie mir gut zu. Ich habe die Ausschreibung des Schönheitswettbewerbs hier in meiner Tasche. Dort steht schwarz auf weiß, dass die Siegerin der Wahl zur Miss Paxawatchie County zum Casting für die Dash Coogan Show eingeladen wird, und ich verlange, dass das auch passiert. Bis Montagnachmittag haben Sie dafür gesorgt, dass Chantal zu dem Casting eingeladen wird, andernfalls gehe ich zu meinem Anwalt und verklage Sie. Erst Sie und dann das Kaufhaus und schließlich jeden Beamten des Bezirks Paxawatchie, der sich heute auch nur in der Nähe dieses Veranstaltungsortes aufhält.«
»Honey ᅳ«
»Ich komme am Montagnachmittag um vier zu Ihnen ins Büro.« Sie deutete mit dem Zeigefinger auf Monica Warings Brustkorb. »Und wenn Sie dann keine positive Nachricht für mich haben, wird dies das letzte Mal sein, dass Sie mich ohne den durchtriebensten Hurensohn an meiner Seite sehen, der je vor einem Gericht in South Carolina aufgetreten ist.«
Auf der Fahrt nach Hause verließ Honey der Mut. Sie hatte nicht das Geld, um einen Anwalt zu bezahlen. Sicher würde niemand in dem Kaufhaus ihre Drohung jemals ernst nehmen.
Doch in ihrem Leben war kein Platz für negative Gedanken, also brachte sie den ganzen Sonntag und den halben Montag damit zu sich einzureden, dass ihr Bluff sicher Erfolg hätte. Nichts machte die Leute nervöser als die Drohung mit einem Anwalt, und Dundees Kaufhaus war sicher nicht gerade auf negative Schlagzeilen erpicht. Doch sosehr sie auch versuchte, sich selbst Mut zuzusprechen, hatte sie das Gefühl, als versänken ihre Zukunftsträume zusammen mit der Bobby Lee auf dem Grund des heimatlichen Sees .
Schließlich war der Montagnachmittag gekommen, und Honey war vor Aufregung beinahe übel, als sie Monica Warings Büro betrat, das im dritten Stock des Kaufhauses lag. Auf der Schwelle blieb sie stehen und spähte in den kleinen Raum, in dessen Mitte ein mit ordentlichen Papierstapeln bedeckter Schreibtisch aus Stahl stand und gegenüber dessen einzigem Fenster an einer großen Korkwand etliche Werbeplakate und Anzeigen des Kaufhauses aufgereiht waren.
Honey räusperte sich, und die Organisatorin des Schönheitswettbewerbs blickte von ihrem Schreibtisch auf.
»Hallo, wen haben wir denn da«, sagte sie, setzte die Brille mit breitem, schwarzem Plastikgestell ab und erhob sich anmutig.
Die Herablassung in ihrer Stimme gefiel Honey ganz und gar nicht. Die PR-Frau trat hinter dem Schreibtisch hervor, lehnte sich mit der Hüfte gegen die Platte und kreuzte entschlossen die Arme vor der Brust.
»Du bist nicht neunzehn, Honey«, erklärte sie, da sie offensichtlich keinen Anlass für lange Vorreden sah. »Du bist gerade mal sechzehn, hast die Highschool abgebrochen und stehst in dem Ruf, ein Störenfried zu sein. Als Minderjährige bist du nicht befugt, deine Cousine zu vertreten.«
Honey sagte sich, dass es nicht schwieriger sein konnte, sich
gegen Miss Waring zu behaupten als gegen Onkel Earl, wenn er ein paar Gläser Whiskey zu viel getrunken hatte. Betont lässig trat sie an das einzige Fenster des Raumes und blickte hinunter in die Einfahrt der First Carolina Bank auf der
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