Dinner fuer drei Roman
Hollywood-Schönling hatten abtun wollen, spielt ihren Sohn Eric mit der Leidenschaft und der grüblerischen Melancholie eines jungen Mannes, der noch immer auf der Suche
nach seinem Platz im Leben ist. Er verleiht dem Charakter, der - gespielt von jemandem mit weniger Talent - nichts als ein attraktiver Muskelprotz wäre, eine erstaunliche Nuanciertheit.
Vor allem jedoch hat sich Amerika in die beiden Hauptdarsteller verliebt. Für Dash Coogan ist es die Rolle seines Lebens, seine Darstellung des abgehalfterten Rodeo-Reiters ist einfach perfekt. Und die dreizehnjährige Honey Jane Moon, das lebhafte kleine Mädchen auf der Suche nach einem richtigen Zuhause, ist zweifelsohne der gewinnendste Kinderstar seit Jahren. Sie ist temperamentvoll, so unverfälscht und authentisch, dass man kaum glauben kann, dass sie die Rolle nur spielt. So wie Coogan und Moon die Vater-Tochter-Beziehung darstellen, sollte die Liebe zwischen Eltern und ihren Kindern in der Realität sein - voller Ecken und Kanten, konfliktreich, doch zugleich von einer unerschütterlichen Tiefe.
Honey starrte auf die Seite und hätte über die schmerzliche Ironie des letzten Satzes beinahe laut aufgelacht. Seit sie sechs Jahre alt gewesen war, hatte sie keine unerschütterliche, tiefe Liebe mehr erlebt.
Schniefend schob sie den Artikel zurück in ihre Tasche, um ihn später Chantal zu geben, die ihn zu den anderen Artikeln, in denen sie erwähnt wurde, in ihren Schuhkarton legen würde. Eines Tages, wenn sie die Zeit dafür fände, wollte Chantal all diese Artikel in ein Sammelalbum kleben. Inzwischen lagen in dem Karton jede Menge Artikel, obgleich Ross keinen der Reporter je an sie heranließ. Er sagte, er wolle sie vor der Öffentlichkeit schützen, bis sie sich an alles gewöhnt hätte, doch sie nahm an, dass der wahre Grund für seine Anweisung, sich von den Journalisten fern zu halten, darin lag, dass er ihr nicht über den Weg traute. Offenbar fürchtete er, sie würde etwas erzählen, was nicht für die Allgemeinheit bestimmt war, wie zum Beispiel ihr wahres Alter.
Sie sprang von der Schaukel, und ihr Herz begann zu pochen,
als sie Eric Dillon in Richtung seines Wohnwagens gehen sah. Seine Jeans waren so eng und ausgeblichen, dass man die Umrisse der Geldbörse in seiner Hosentasche sah.
Er drehte den Kopf, sodass sie sein Profil sehen konnte. Ihr Mund war wie ausgetrocknet, als sie seine hohe Stirn sah, die fein gemeißelte, gerade Nase und den schmalen, festen Mund. Sie liebte seinen Mund und brachte einen Großteil ihrer Freizeit damit zu, davon zu träumen, wie es wäre, ihn zu küssen. Doch dazu würde es nur kommen, wenn die Drehbuchautoren es so wollten, was bisher eher unwahrscheinlich war.
Manchmal fand sie es regelrecht erschreckend, wenn die Autoren sie zu sich in den Konferenzraum luden, um sie zu befragen. In ihrem alten Leben hatte Gott die höchste Macht besessen, doch seit sie die fünf Autoren kannte, war ihr bewusst, dass die wahre Macht bei Wesen wie diesen Schreiberlingen lag.
»Eric!« Sein Name drang mit peinlichem Eifer über ihre Lippen.
Er wandte sich ihr zu, und sie bemerkte den Anflug von Angst in seinem Blick, ehe sie jedoch zu dem Schluss kam, dass es bestimmt nur seine gewohnte Gereiztheit war. Den ganzen Tag über sprachen ihn irgendwelche Leute an. Ein paar Teammitglieder hatten sich bereits über Erics Unfreundlichkeit beschwert, doch sie konnte ihm seine Haltung nicht verdenken. Bestimmt war es nicht immer einfach, so berühmt zu sein. Sie eilte zu ihm hinüber, während sie sich vornahm, sich möglichst lässig zu benehmen, doch er wandte sich bereits zum Gehen, sodass sie ihr Tempo noch beschleunigen musste.
»Würdest du vielleicht gerne den Text mit mir durchgehen, Eric? Ich habe diese Bewusstseinsübungen gemacht, von denen du Liz erzählt hast. Heute Nachmittag kommt die Szene neben der Pferdekoppel dran. Das ist eine wichtige Szene, und wir müssen gut darauf vorbereitet sein.«
Er ging einfach weiter. »Tut mir Leid, Kleine. Nicht jetzt.«
Es lag an ihrem Hundenapf-Haarschnitt. Wie sollte er sie jemals als siebzehnjährige Frau betrachten, wenn sie aussah wie irgendjemandes kleiner Bruder?
»Wie wäre es in einer halben Stunde? Wäre das für dich okay?«
»Ich fürchte, nein. Ich habe noch zu tun.« Er stieg die Treppe zu seinem Wohnwagen hinauf und öffnete die Tür. »Aber Eric ᅳ«
»Tut mir Leid, Honey. Ich habe keine Zeit.«
Die Tür fiel vor ihrer Nase zu. Sie starrte reglos auf
Weitere Kostenlose Bücher