Dinner fuer drei Roman
die undurchdringliche Fassade und erkannte, dass ihr schon wieder derselbe Fehler unterlaufen war. Obwohl sie sich immer wieder vornahm, sich reif und weltgewandt zu benehmen, endete es stets damit, dass sie sich wie die dreizehnjährige Janie aus der Serie verhielt.
In der Hoffnung, dass niemand den peinlichen Auftritt mitbekommen hatte, blickte sie sich um. Die einzige Person in ihrer Nähe war Liz Castleberry, die sie jedoch nicht einmal zu sehen schien. Honey schob die Hände in die Hosentaschen, damit es aussah, als liefe sie ohne besonderes Ziel einfach so herum.
Am Set hatten die vier Hauptdarsteller jeder einen eigenen kleinen Wohnwagen bekommen. Liz’ Wagen stand direkt neben dem von Eric. Sie saß in einem Liegestuhl, und Mitzi, ihr Golden Retriever, lag neben ihr auf dem Boden. Sie hatte sich einen Pullover um die Schultern geschlungen und studierte durch eine große Sonnenbrille mit transparentem rosafarbenem Gestell ihr neues Skript.
Von Anfang an hatte Honey den Hund wesentlich lieber gemocht als Liz. Liz war einfach zu glamourös, als dass sie sich in ihrer Nähe hätte wohl fühlen können. Sie benahm sich wie eine echte Diva, und seit dem allerersten Tag ging Honey ihr tunlichst aus dem Weg. Was nicht weiter schwierig war, da die Stars der Serie ohnehin die meiste Zeit für sich blieben.
Mitzi erhob sich und kam schwanzwedelnd auf sie zu. Erics
Abfuhr schmerzte sie noch immer, und eigentlich wäre sie lieber allein gewesen, doch einen Hund zu ignorieren, der mit einem spielen wollte, war nicht gerade einfach, vor allem, wenn dieser Hund so groß wie Mitzi war. Also streichelte sie den mächtigen, wohlgeformten Kopf des Tiers. »Hallo, meine Gute.«
Mitzi lief um sie herum, drückte ihr die Schnauze in die Knie und wedelte immer schneller mit dem Schwanz. Also ging Honey in die Hocke, vergrub ihre Finger in dem weichen, cremefarbenen Fell, beugte sich etwas nach vorn und schmiegte ihre Wange ungeachtet von Mitzis etwas muffigem Atem an ihren Hals. Auch wenn Mitzi nur ein Hund war, wusste Honey ihre Zuneigung zu schätzen.
Langsam wurde es immer schwieriger, nur den anderen die Schuld daran zu geben, dass sie nichts mit ihr zu tun haben wollten. So viele Dinge stimmten nicht mit ihr. Sie war hässlich und herrisch. Abgesehen davon, dass sie gut kochen und Auto fahren konnte, besaß sie keine besonderen Talente. Während sie darüber nachdachte, wurde ihr bewusst, dass es nicht gerade viele liebenswerte Eigenschaften an ihr gab.
»Hast du einen schlechten Tag?«
Liz’ ruhige Frage ließ Honey abrupt den Kopf heben. »Verdammt, nein. Ich habe einen guten, nein, sogar einen wirklich tollen Tag.«
Sie ließ von Mitzi ab, setzte sich auf ihre Fersen und blickte auf Liz’ volles, kastanienbraunes Haar und ihre makellose Haut, während sie sich wünschte, sie könnte so aussehen wie sie. Allmählich bekam sie das Gefühl, als gäbe es in ganz Südkalifornien keinen hässlichen Menschen - außer ihr.
Liz schob sich ihre Sonnenbrille ins Haar. Ihre Auge waren so grün wie der Silver Lake, bevor dessen Wasser vergiftet worden war. Sie nickte in Richtung von Erics Trailer. »Der ist ein paar Nummern zu groß für dich, meine Kleine. Nimm dich vor ihm in Acht.«
Honey sprang auf die Füße. »Ich habe keine Ahnung, wovon
Sie reden. Außerdem schätze ich es nicht, wenn andere sich in meine Angelegenheiten mischen.«
Liz zuckte mit den Schultern und setzte sich die Sonnenbrille wieder auf die Nase.
Honey machte auf dem Absatz kehrt, stürmte zornig los und stieß prompt gegen Lisa Harper, die Schauspielerin, die die Dusty spielte. Als sie erkannte, dass Lisa auf dem Weg zu Eric war, hielt sie sie zurück.
»Ich an deiner Stelle würde mir gar nicht erst die Mühe machen, Lisa. Eric hat zu tun, und dabei will er nicht gestört werden.« Sie versuchte sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr es sie ärgerte, dass sich Lisas volle Brüste unter ihrem purpurroten Stricktop deutlich abzeichneten.
»Du bist wirklich ein Spaßvogel, Honey«, erklärte Lisa lachend. » Ich bin das, womit Eric zu tun hat.« Sie ging die Stufen zu seinem Wohnwagen hinauf und verschwand durch die Tür.
Eine Stunde später tauchte sie endlich wieder auf. Ihr purpurrotes Stricktop hatte sie in der Zwischenzeit gegen eines von Erics ärmellosen T-Shirts eingetauscht.
Im Konferenzraum war es düster, da nur einige Strahlen der spätnachmittäglichen Sonne durch die zugezogenen Vorhänge drangen. Honey fühlte sich wie eine
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