Dinner fuer drei Roman
hundeelend. »Sie - Sie hätten mich nicht schlagen sollen. Wissen Sie, wie alt ich bin?«
»Tja, Janie ist dreizehn, aber ich weiß, dass du in Wirklichkeit ein paar Jahre älter bist.«
Wieder drang ein Schluchzer aus ihrer zugeschnürten Kehle. »Ich bin achtzehn. Achtzehn Jahre, einen - einen Monat und zwei Wochen.«
»Ich nehme an, das war mir nicht bewusst. Irgendwie macht das alles noch schlimmer, findest du nicht auch? Mit achtzehn solltest du dich benehmen wie eine erwachsene Frau und nicht wie ein kleines Mädchen, dem man ab und an den Hintern versohlen muss.«
Ihre Stimme brach. »Ich, ich glaube, ich werde nie erwachsen. Ich - ich scheine für immer in diesem Kinderkörper gefangen zu sein.«
»Dein Körper ist vollkommen in Ordnung. Es ist dein Verstand, der endlich erwachsen werden muss.«
Sie beugte sich nach vorn und krümmte sich verzweifelt zusammen. Brennender Selbsthass strömte durch ihre Adern. Sie ertrug es ganz einfach nicht mehr, sie selbst zu sein.
Seine Finger strichen so leicht über ihr Rückgrat, dass sie die Berührung zunächst nicht einmal bemerkte. Doch dann öffnete er vorsichtig die Hand, legte sie auf ihren Rücken, und all die Gefühle, die sie über allzu viele Jahre hatte unterdrücken müssen, brachen urplötzlich aus ihr heraus - das Gefühl des Verlassenseins, der Einsamkeit, das Verlangen nach Liebe, das wie ein großer Eisblock ihr Herz umschloss.
Sie fuhr herum, warf sich an seine Brust, schlang ihm die Arme um den Hals und vergrub ihr Gesicht an seinem zerknitterten
Hemd. Sie spürte, dass er erstarrte. Er hatte sie nicht in seine Arme nehmen wollen - niemand wollte das je tun ᅳ, doch sie konnte es nicht ändern.
»Ich bin all das, was Sie gesagt haben«, wisperte sie an seiner breiten Brust. »Ich bin verabscheuungswürdig und egoistisch und eine bösartige kleine Hexe.«
»Menschen können sich ändern.«
»Sie - Sie finden wirklich, dass ich mich entschuldigen sollte, nicht wahr?«
Er hielt sie linkisch in seinen Armen, schob sie weder von sich fort, noch zog er sie enger an sich. »Sagen wir einfach, du bist an einer Gabelung angelangt. Auch wenn es dir jetzt vielleicht noch nicht ganz klar ist, wirst du irgendwann einmal an diesen Augenblick zurückdenken und wissen, dass du gezwungen warst, eine Entscheidung zu treffen, die von Bedeutung für dein gesamtes weiteres Leben war.«
Schweigend presste sie ihre Wange an seine Schulter und dachte über seine Worte nach. Sie hatte zugelassen, dass zwei Menschen gefeuert wurden, und fast alle anderen im Team beleidigt. Es galt also, eine ganze Menge wieder gutzumachen.
Sie atmete zitternd ein. »Das ist die wirkliche Moral der Sendung, nicht wahr, Dash?«
Stille senkte sich über den Raum, doch schließlich kam die Antwort. »Nun, ich nehme an, dass sie das ist.«
10
Als sie aus der Scheune trat, merkte sie, dass der Drehplan wie durch ein Wunder verändert worden und statt ihrer Szene mit Dash plötzlich eine Szene mit Blake und Eleanor an der Reihe war. Alle waren ungewöhnlich beschäftigt, und niemand sah sie an, doch sie erkannte an den zufriedenen Gesichtern, dass sie alle genau wussten, was im Innern der Scheune vorgefallen
war. Bestimmt hatten diese elenden Dreckskerle ihre Ohren an die Scheunentür gepresst.
Sie kniff die Augen zusammen und presste die Lippen aufeinander. Keiner von ihnen würde über sie lachen. Dafür würde sie sorgen. Sie …
»Das würde ich dir nicht raten«, raunte ihr Dash mit leiser Stimme zu.
Sie blickte in seine Augen, die im Schatten der Hutkrempe lagen, und auf seinen grimmig zusammengekniffenen Mund, in der Erwartung, wieder den vertrauten Widerwillen zu verspüren, doch stattdessen bemerkte sie, dass sich ein seltsames Gefühl der Ruhe und des Friedens in ihr ausbreitete. Endlich hatte jemand eine Grenze gezogen und ihr deutlich gemacht, dass sie sie besser nicht übertreten sollte.
»Ich würde dir vorschlagen, einen Termin mit Ross zu vereinbaren, ehe du heute nach Hause gehst. Es gibt da ein paar Leute, um deren Wiedereinstellung du dich bemühen solltest.«
Sie konnte nicht wirklich glauben, dass er sie tatsächlich festhalten und ihr von allen anderen den Hintern versohlen lassen würde, trotzdem wollte sie es lieber nicht drauf ankommen lassen, deshalb nickte sie langsam.
»Und wage es ja nicht, jemandem vom Sender etwas vorzujammern wegen der Dinge, die heute vorgefallen sind. Diese Geschichte geht nur uns beide etwas an.«
Endlich flackerte wieder
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