Dinner fuer drei Roman
beschützen, völlig natürlich sei. Während der letzten drei Jahre war er schließlich so etwas wie ein Vater für sie gewesen, und er wollte nicht, dass irgendjemand sie verletzte.
Wenn es ein anständiger Junge wäre, jemand, der sie wirklich mochte und nicht nur mit einer Berühmtheit ins Bett steigen wollte, wäre es etwas völlig anderes. Wenn sie sich in einen anständigen Jungen verlieben würde, der sie gut behandelte und sie nicht verletzte, dann -
- sollte sich der Hurensohn lieber erst recht auf eine Abreibung gefasst machen.
Das Verlangen nach einem Drink traf ihn wie ein Fausthieb. Er nahm seinen Hut ab und wischte sich mit einem Hemdsärmel die Schweißtropfen von der Stirn. Sie war wie eine verdammte kleine Termite, die sich Schicht für Schicht in ihn hineinfraß. Doch konnte er nicht leugnen, dass sie ihm das Gefühl gab, wieder jung zu sein. Sie weckte in ihm den Glauben,
dass das Leben auch für ihn noch etwas bereithielt. Und sie weckte sein Verlangen. Verdammt, sie weckte sein Verlangen. Doch eher würde er sich eigenhändig eine Kugel durch den Schädel jagen, als dieses kleine Mädchen zu verletzen.
»Lilly, Schätzchen.«
Eric beobachtete, wie sich Guy Isabella durch die dichten Silberfäden schob, die von den riesigen karminroten und schwarzen Heliumballons herabhingen, die an der Decke seines Hauses in Bel Air wippten. Er trug einen tadellosen eleganten Anzug und lächelte Lilly beifällig zu, während er bei Erics Anblick jedoch missbilligend den Kopf schüttelte. Offensichtlich machte Erics Smoking das unrasierte Kinn nicht ausreichend wett. Lilly strahlte beim Anblick ihres Vaters. Sie schlang ihm die Arme um den Hals und küsste ihn zärtlich auf die Wange. »Hi, Daddy. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag.«
»Danke, mein Engel«, erwiderte er, ohne den Blick von Eric abzuwenden.
»Daddy, das ist Eric Dillon. Eric, mein Vater.«
»Sir.« Eric schüttelte Isabellas Hand und verbarg seine Verachtung hinter seiner höflichen Miene. Guy Isabella und Ryan O’Neal, beide blond und mit einem jungenhaften Charme, hatten in den Siebzigern häufig um dieselben Hauptrollen gebuhlt. Doch O’Neal war eindeutig der bessere Schauspieler, und soweit Eric wusste, hasste Guy den Konkurrenten aus tiefster Seele, seit dieser die Hauptrolle in der Love Story bekommen hatte.
Guy Isabella verkörperte alles, was Eric an Filmschauspielern verabscheute. Er war nichts als eine hübsche Fassade. Außerdem hieß es, er hätte Probleme mit dem Alkohol, obwohl das vielleicht nichts weiter als ein bösartiges Gerücht war, denn gleichzeitig wurde ihm regelrecht Gesundheitsfanatismus nachgesagt. Seine größte Sünde in Erics Augen war jedoch die berufliche Faulheit. Isabella schien es nicht für wichtig
zu halten, sein schauspielerisches Können zu verbessern, und mit inzwischen über fünfzig, da er nicht länger die naiven Jünglinge spielen konnte, wurde es immer schwieriger für ihn, irgendwelche Rollen zu bekommen.
»Ich habe diesen Spionagefilm gesehen, den Sie gemacht haben«, sagte Isabella jetzt. »Für meinen Geschmack ein bisschen zu viel Action, aber die Arbeit, die Sie geleistet haben, war trotzdem ziemlich gut. Ich habe gehört, Sie drehen im Moment etwas Neues?«
Angesichts von Isabellas herablassendem Ton knirschte Eric mit den Zähnen. Mit welchem Recht maßte sich ein alternder Schwachkopf ein Urteil über seine Arbeit an? Um Lillys willen jedoch schluckte er seinen Zorn herunter. »Nächste Woche sind die Dreharbeiten beendet. Allerdings ist es wieder etwas mit ziemlich viel Action.«
»Schade.«
Eric wandte sich ab und betrachtete das Haus. Es war im Stil einer Mittelmeervilla gebaut, jedoch mit deutlichem maurischen Einfluss, was darauf schließen ließ, dass es in den zwanziger Jahren errichtet worden sein musste. Die Einrichtung war düster und opulent, und Eric konnte sich geradezu bildlich vorstellen, wie einer der alten Stummfilm-Vamps inmitten der schmalen Buntglasfenster, der Bogentüren und der schmiedeeisernen Arbeiten hier früher Hof gehalten hatte. Im Wohnzimmer standen auf kostbaren Perserteppichen handgefertigte, mit Leopardenfell bezogene Sessel, und auf dem Kaminsims fand sich ein antiker Samowar. Die perfekte Umgebung für einen Mann, der ganz offensichtlich an einem ausgeprägten Valentino-Komplex litt.
Noch immer blickte Isabella missbilligend auf Erics unrasiertes Kinn. Der schwere Moschusgeruch seines Rasierwassers mischte sich mit dem Aroma des
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