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Dinner für eine Leiche

Dinner für eine Leiche

Titel: Dinner für eine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean G. Goodhind
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Brian ist immer in seinem Schatten hinter ihm hergewuselt.«
    »Wer hat Ihnen erzählt, dass Oliver am Wettbewerb teilnehmen würde?
    »Ein Freund.«
    »Wer?«
    »Ein Freund.«
    Sie runzelte verärgert die Stirn. »Ich habe mir sagen lassen, dass Sie Stafford und Brodie vor einiger Zeit beim
Grande Epicure
begegnet sind. Haben die beiden da etwas getan, das Ihre Meinung über sie beeinflusst hat?«
    »Das ist meine Angelegenheit.«
    Honey betrachtete die scharfen Gesichtszüge, das feste Kinn, die Lippen, die nur noch ein Strich waren. Der sanfte Ausdruck der Augen bildete einen starken Kontrast dazu. In Sylvester Pardoe loderte ein inneres Feuer, aber warum, und wer war der Grund dafür?
    Sie spürte, dass er nun nicht mehr viel sagen würde. Es sei denn, ihre Fragen wurden persönlicher.
    »Mein Chefkoch, Mark Smudger, war auch beim
Grande Epicure
. Haben Sie den auch gehasst?«
    Sie hielt die Luft an, während sie auf eine Antwort wartete.
    Sylvester Pardoe schüttelte den Kopf und lächelte traurig. »Der arme Smudger. Der ist ein feiner Kerl und ein guter Koch, aber wenn er ein, zwei Bierchen intus hat …«
    Lächelnd nickte Honey. Das kannte sie. Vier Bier, und ihr Chefkoch schlief tief und fest. Eines mehr, und er lag im Koma. »Kommt mit dem Druck nicht so gut klar«, meinte sie freundlich.
    |210| »Das geht uns doch allen so, was?«
    »Ich finde, dass Druck in der Familie viel anstrengender ist als im Beruf«, erklärte sie, ohne groß zu überlegen. Auf Pardoes Reaktion war sie nicht gefasst.
    Er schaute ihr nicht in die Augen, also merkte er nicht, dass sie sah, wie er die Fäuste so fest ballte, dass die Knöchel weiß hervortraten. Sylvester Pardoe war jähzornig, arrogant und sonst noch so allerlei. Aber unter dieser Oberfläche brodelte etwas, etwas, das sie nicht genau ausmachen konnte.
    Plötzlich ging die Tür auf. »Sylvester, Mr. Greg und Miss …. oh, guten Tag.« Eine schlanke, dunkelhaarige Frau war ins Zimmer getreten. Sie hatte ein gewinnendes Lächeln, und ihr Gesicht war wunderschön. Zumindest die Hälfte davon. Die rechte Wange war stark vernarbt.
    Sie wandte sich an Pardoe. »Tut mir leid, Sylvester. Ich wusste nicht, dass du zu tun hast.«
    Pardoe sprang auf. »Sie wollte ohnehin gerade gehen.«
    Honey war völlig klar, dass man ihr die Tür wies. Die Besprechung war zu Ende.
    Die reizende junge Frau schaute ein wenig bestürzt, zog fragend eine Augenbraue in die Höhe und schaute Pardoe an, als verlangte sie von ihm eine Erklärung. Es kam aber keine.
    Honey brabbelte los. »Ich wollte Ihrem Mann Weinbergschnecken verkaufen.« Den Bruchteil einer Sekunde später wurde ihr klar, warum sie auf diesen Vorwand von vorhin zurückgekommen war. Es war nur ein Bauchgefühl, wie man so sagt, aber sie war sofort davon ausgegangen, dass die junge Frau Sylvester Pardoes Ehefrau war. Damit hatte sie wohl recht gehabt. Die Reaktion der Frau, ihr Lächeln und die hochgezogene Augenbraue schienen das zu bestätigen.
    »Wir haben einen Lieferanten vor Ort. Sind Ihre Weinbergschnecken aus der Region?«, fragte Mrs. Pardoe.
    »Ja. Gewissermaßen. Aus Cornwall.«
    Mrs. Pardoe nickte. »Aha.«
    |211| Sylvester Pardoe kam hinter dem Schreibtisch hervor. »Ich begleite Sie noch nach draußen«, sagte er zu Honey und wandte sich dann an seine Frau. »Sag den beiden jungen Leuten, dass ich gleich komme.« Jede Spur von lautem Mistkerl war verschwunden. Das, vermutete Honey, war der weiche Kern von Pardoe, der unter der harten Schale schlummerte.
    Honey ließ es zu, dass er sie sanft beim Ellbogen fasste und nach draußen geleitete.
    »Vielen Dank dafür«, sagte er, sobald sie das Zimmer verlassen hatten.
    »Dass ich vorgegeben habe, Weinbergschnecken zu verkaufen? Ich mag Schnecken.«
    »Ja, schmecken okay«, erwiderte er.
    Wieder hatte er diesen Blick in den Augen – eine Mischung aus Zärtlichkeit und Sorge.
    »Ich wollte nicht, dass sie erfährt, warum Sie hier sind.«
    »Darf ich wissen, warum?«
    »Nein.«
    Sie wandte sich ab, zog ihren Ellbogen fort. »Muss ich wieder hineingehen und Ihre Frau selbst fragen?«
    Er schnappte ihren Arm.
    »Nein, bitte nicht.« Sein Gesicht war schmerzlich verzogen.
    Wie oft am Tag, in einer Woche oder in seinem gesamten Leben hatte dieser Mann wohl das Wort »bitte« verwendet?
    Sie baute sich mit verschränkten Armen vor ihm auf, blickte ihm geradewegs und grimmig ins Gesicht. Sie bemerkte sein Unbehagen. Nun brauchte sie keine Fragen mehr zu stellen. Er würde ihr

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