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Dinner mit Rose

Dinner mit Rose

Titel: Dinner mit Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Hawkins
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flüsterte ich.
    »Ich hatte in meinem ganzen Leben noch nie solche Angst«, erwiderte er. »Und dann hast du mich angesehen, als wäre ich ein schleimiger Widerling, der dich in einer Kneipe aufreißen wollte.«
    »Das stimmt nicht!«
    »Oh doch. Es ist etwas deprimierend, herauszufinden, dass die Frau, die man liebt, einen für einen betrügerischen Mistkerl hält.«
    »Nur ungefähr zehn Sekunden lang«, verteidigte ich mich lahm. »Es war ein ganz schlechter Tag.«
    »Hmmpf«, machte Matt.
    Ich zwickte ihn in die empfindliche Haut unter dem Arm. »Unterlass das, Matthew King. Ich musste dich die letzten sechs Monate lang regelmäßig mit Farmer-Barbie nach Hause gehen sehen, schon vergessen?«
    »Farmer-Barbie?«, wiederholte er.
    »Ja, ich weiß, es ist kindisch, aber ich war verbittert.«
    »Jose, es tut mir wirklich leid.«
    Mit einem Mal überkamen mich heftige Schuldgefühle. Tante Rose würde sterben. Seine Mutter war zu nichts zu gebrauchen, also war es Matt, der Kim das Autofahren beibrachte, ihr den Kopf zurechtrückte, sich Sorgen um sie machte und all das tat, was eigentlich die Aufgabe der Eltern gewesen wäre. Er war der angebetete Sohn und Erbe, und er hatte sein ganzes Leben lang gewusst, dass er die Farm der Familie würde übernehmen müssen, wenn er seinem Vater nicht das Herz brechen wollte. Ich glaube, niemand kam auf den Gedanken, ihn zu fragen, ob das auch sein Wunsch sei. Er arbeitete zwölf Stunden am Tag und sieben Tage in der Woche, und er beklagte sich nie – er fand sich mit seinem Los ab. Es war unentschuldbar von mir, so jemandem mangelnde Rücksicht auf meine Gefühle vorzuwerfen.
    »Es ist nicht wichtig«, wisperte ich. »Mir tut es auch leid.« Ich drehte uns beide herum, so dass ich auf ihm lag, und umarmte ihn. »Kennst du das Gedicht ›If?‹ von Rudyard Kipling?«
    »Was ist damit, du rätselhafte, unbegreifliche Frau?«
    »Es beschreibt dich.«
    Matt lachte. »Manchmal werde ich aus dir nicht schlau, Josephine.«

    Nicht mehr als zwei Minuten schienen vergangen, als sich der Radiowecker einschaltete und wir von irgendeinem Schwachkopf geweckt wurden, der uns versicherte, dass nichts über McGuires superbillige Importfahrzeuge ging. Ich fiel auf meiner Seite aus dem Bett und tastete blind nach meinen Sachen.
    »Du brauchst nicht aufzustehen«, nuschelte er. »Es ist Samstag. Bleib im Bett.«
    Ich stieß mir den Kopf an der Ecke seines Nachttischs und blieb auf dem Boden sitzen. »Scheiße.«
    Matt knipste das Licht an, und wir blinzelten uns benommen zu. »Du musst nicht mitkommen.« Er griff nach einem Shirt.
    »Ich möchte aber. Hast du einen Overall für mich?«
    »Yeah.« Er wühlte in einem Kleiderhaufen in der Zimmerecke herum und warf mir einen zu. »Socken?«
    »Ja, bitte.«
    Draußen war es sehr dunkel, still und kühl; kein Stern funkelte am Himmel. Matt parkte das Quad beim Kuhstall, schaltete das Licht aus. Er nahm eine große Taschenlampe aus dem Kasten am Eingang und ließ den Strahl langsam über die angrenzende Koppel gleiten. Kuhaugen schimmerten grün im Licht, und ein neugeborenes Kalb versuchte gerade unbeholfen, auf die Beine zu gelangen.
    »Gut«, stellte er fest. »Keins liegt mit den Beinen nach oben in einer Hecke. Machst du das Tor zu, Jo?«

    Einige Stunden später zog ich meine Gummistiefel aus und ging mit der Zeitung in der Hand in Roses Küche.
    »Guten Morgen, Liebes.« Mum schenkte sich Tee ein. »Hattest du viel Spaß?«
    »Menschenskind, Edith, was für eine Frage!«, entrüstete sich Rose. Sie lag in eine flauschige grüne Decke gehüllt mit einem Stift in der einen und einem Block in der anderen Hand auf der Chaiselongue. »Ist das die Zeitung von heute, Kindchen?«
    »Sie ist etwas feucht.« Ich entfernte die Hülle und reichte sie ihr. »Heute Morgen hat er sie genau in die Ablaufrinne geworfen. Wo ist Dad?«
    »Auf dem Dach«, sagte Mum. »Sucht nach Löchern. Oh, Graeme hat angerufen.« Sie umfasste ihre Teetasse mit beiden Händen und bedachte mich über den Rand hinweg mit einem boshaften Lächeln.
    »Worüber?«
    »Achte auf deine Grammatik, Josephine«, murmelte Rose.
    »Ich habe keine Ahnung, was er wollte«, erwiderte Mum. »Seine genauen Worte lauteten: ›Babe, wir müssen reden.‹«
    » Babe? « Ich glaube, das letzte Mal bin ich nach siebzehn Tequila in der Martini Lounge so angesprochen worden, in der Nacht, als Graeme die Assistenzarztstelle bekommen hatte. Vielleicht hatte Chrissie ihn umerzogen.
    »Ich persönlich ziehe

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