Dinner mit Rose
Wildenten?«
»Scotty und ich gehen manchmal in den frühen Morgenstunden dahin«, sagte Matt. »Aber wir nehmen die Entenjagd nicht sehr ernst.«
»Ernsthaft betriebene Entenjagd hat auch ein paar ernsthafte Nachteile«, bemerkte ich.
»Zum Beispiel, dass man die Enten essen muss?«
»Zum einen. Und man muss sie rupfen.« Truthähne waren natürlich noch schlimmer; sie waren nicht nur hässlich wie die Sünde, sondern wimmelten meist auch noch von Läusen. Und sie waren größer als Enten, und das hieß, dass man mehr davon essen musste.
»Ich mag Ente«, sagte Andy freundlich.
»Komm doch nächstes Jahr mit, wenn du Lust hast«, bot Matt an.
Andy lächelte; wahrscheinlich fühlte er sich geschmeichelt, dass Matt ihm zutraute, im nächsten Mai noch im Gespräch zu sein. »Cool«, sagte er.
Es war nach acht, und Andy war schon gegangen, als Hazel die Küchentür aufriss und in den Raum stürzte, ohne sich die Mühe zu machen, die Schuhe auszuziehen. »Ist Kim hier?«, fragte sie mit einer für sie ganz untypischen Schroffheit.
»Sie und Matt sind in Tante Roses Zimmer.« Ich wischte den Tisch ein letztes Mal mit einem Lappen ab und ging dann zum Wasserhahn, um ihn auszuspülen.
Hazel marschierte entschlossen durch die Küche. An der Tür zum Flur blieb sie stehen und drehte sich noch einmal um. »Josie, meine Liebe, meinst du wirklich, du solltest diesen Hund die Essensreste von einem guten Porzellanteller fressen lassen?«
Das sollte ich vermutlich nicht, aber er hatte mich mit großen braunen Augen so hoffnungsvoll angesehen, dass ich weich geworden war. Ich hängte mein Geschirrtuch auf und unterließ es bewusst, Hazels schlammige Fußabdrücke aufzuwischen, in der Hoffnung, sie würde sie auf dem Rückweg bemerken und sich schämen. Dann folgte ich ihr durch den Flur.
»Hier steckst du also, Kim«, sagte Hazel, als sie Roses Tür erreicht hatte. »Komm, wir fahren nach Hause. Hallo, Matthew, Liebling.«
Kim lag zusammengerollt neben ihrer Tante auf dem Bett und hatte ihr gerade laut vorgelesen. Sie legte das Buch verkehrt herum auf die pfauenblaue Tagesdecke und musterte ihre Mutter stirnrunzelnd. »Es ist alles okay. Ich habe meine Englischarbeit heute eingereicht.«
»Ich will nicht mit dir diskutieren; ich wünsche, dass du tust, was dir gesagt wird. Sag deiner Tante gute Nacht.«
»Was zum Henker ist dein Problem?«, fragte Kim beißend.
Matt, der sich in dem Sessel am Fuß des Bettes rekelte, zuckte zusammen.
»Dein Ton gefällt mir nicht, junge Dame. Wenn ich dir etwas sage, erwarte ich, dass du gehorchst.«
»Was ist denn los, Hazel?«, erkundigte sich Rose erschöpft.
Hazel richtete sich zu ihrer vollen Größe von einem Meter sechzig auf und griff in ihre Handtasche. » Das ist los«, fauchte sie, dabei schwenkte sie vor unseren verblüfften Augen eine Packung Kondome.
» Mum !«, rief Kim empört.
»Was hast du dazu zu sagen?«
Kim öffnete und schloss den Mund eine Weile, ohne einen Ton herauszubringen, dann krächzte sie aufgebracht: »Wie kannst du es wagen, in meinen Schubladen herumzuschnüffeln?«
»Du lebst unter meinem Dach, also geht mich der Inhalt deiner Schubladen sehr wohl etwas an.«
»Das stimmt«, warf Matt unverhofft ein. Seine Schwester starrte ihn fassungslos an, woraufhin er fortfuhr: »Schubladen sind für jeden Schnüffler erste Wahl. Ich kann nicht glauben, dass dir kein besseres Versteck eingefallen ist.«
»Matthew, sei still«, schnappte seine Mutter. »Kim, ich bin sehr enttäuscht von dir. Jetzt steh auf und komm mit!«
»Nein«, sagte Kim – nicht trotzig, sondern mit einer ruhigen Entschlossenheit, die in ihrer Mutter den Wunsch auslösen musste, sie zu ohrfeigen.
»Du hörst mir jetzt gut zu, junge Dame …«, begann Hazel.
»Mum, beruhige dich«, sagte Matt. »Ich habe sie ihr gegeben.«
» Du hast …« Sie brach ab und ließ verzweifelt die Schultern hängen. »Also wirklich, Matthew – dein armer Vater würde sich im Grab umdrehen!«
»Wohl eher in seiner Urne«, murmelte Kim und goss so Öl in die Flammen des Zorns ihrer Mutter. »Ein niedlicher kleiner Aschewirbelsturm.«
Rose runzelte die Stirn, und Kim hatte den Anstand, beschämt den Kopf zu senken.
»Ich bezweifle, dass er sich überhaupt rührt«, vermutete Matt. »Er hat mir damals auch eine Schachtel gegeben, also dachte ich, ich setze die Tradition fort.«
»Das war doch etwas ganz anderes!«, schrillte Hazel. »Du bist ein Mann, von dir erwartet man …« Sie verstummte
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