Dinner mit Rose
›Liebling‹ vor«, sagte Mum. »So nennt dich Matthew, wenn er anruft. Wie dem auch sei, ich habe Graeme gesagt, dass du bei Matthew übernachtest und er ein andermal anrufen muss. Rose, wann kommt Art Cooper, um die Hühner zu holen?«
»Am späten Vormittag. Glaubst du, er möchte vielleicht auch einen Hund mitnehmen?« Sie stellte die Frage beiläufig, hielt aber den Kopf gesenkt, damit man ihr Gesicht nicht sah.
»Trenn sie nicht«, sagte ich impulsiv. »Ich kümmere mich um sie, ich verspreche es. Und um Percy.«
»Kindchen«, sagte Rose sanft, »du willst doch nicht wirklich vier Hunde und ein Schwein am Hals haben.«
»Oh doch.« Lieber jedenfalls, als mit ansehen zu müssen, wie der Versuch, ein neues Zuhause für sie zu finden, Rose das Herz brach.
»Matthew sieht das sicher anders.«
Ich lächelte sie an. »Er wird lernen, alle fünf zu lieben.«
»Meine Güte, Josephine, du wirst deiner Mutter jeden Tag ähnlicher«, stellte Rose fest.
»Das war ein Kompliment«, erklärte Mum. »Nur für den Fall, dass du es nicht gemerkt hast.« Sie griff nach meiner Hand und drückte sie.
Von oben ertönte ein bedrohliches Krachen, und Putz rieselte von der Decke.
»Eric?«, rief Mum. »Was treibst du denn da oben?«
»Ich versuche, nicht durchs Dach zu fallen«, erwiderte Dad leicht gereizt.
»Jo, warum fährst du nicht mit ihm in die Stadt?«, schlug Mum vor. »Ich hab eine Liste zusammengestellt, und es wird ihm guttun, eine Weile hier rauszukommen.«
»Was hat dir Andy denn zum Dinner serviert?«, erkundigte ich mich an diesem Nachmittag.
Kim kauerte sich auf die Fersen und lächelte. Wir pflück ten Narzissen für Tante Roses Zimmer, die entlang des Ob stgartenzauns wuchsen. »Pasta«, erwiderte sie. »Pasta mit Zitronenhühnchen, Salat und Knoblauchbrot.«
»Wow.« Ich hätte nicht gedacht, dass Andy zu solchen kulinarischen Meisterleistungen fähig war.
»Es ist angebrannt«, sagte Kim. »Alles klebte am Boden des Topfes, also hat er es mit einem Holzkochlöffel abgekratzt, und danach war das ganze Essen mit Kohleflocken durchsetzt. Und das Knoblauchbrot war in der Mitte noch gefroren.«
Aha. Also doch keine kulinarischen Meisterleistungen. »Wie war der Salat?«
»Kopfsalatblätter aus der Tüte, aber sie waren schon ziemlich alt und ein bisschen schleimig geworden.« Sie legte ihre Narzissen weg und brach in herzhaftes Lachen aus. »Also sind wir zu McDonald’s gegangen.«
»Immerhin hat er sich Mühe gegeben.«
»Stimmt.« Kim lächelte verträumt. »Außerdem mag ich Chicken-Nuggets.«
Kapitel 34
B YE, MUM.« ICH umarmte sie fest und barg das Gesicht einen Moment lang an ihrer warmen Schulter. Zwar war ich erwachsen und inzwischen durchaus fähig, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen, aber es war eine ungeheure Erleichterung gewesen, wenigstens eine Zeitlang nicht diejenige zu sein, die handeln musste, wenn etwas schieflief.
Mum lächelte und strich mir das Haar hinter die Ohren zurück, wie sie es getan hatte, als ich sechs Jahre alt war. »Wir sind so stolz auf dich«, sagte sie. »Nicht wahr, Eric?«
»Hmm?«, kam es vage von Dad, der die letzten Koffer in den winzigen Kofferraum eines Toyota Yaris wuchtete. »Ich schätze, sie genügt bescheidenen Ansprüchen, so wie es die meisten Töchter tun.«
»Da hörst du es«, sagte Mum. »Überschwängliches Lob aus dem Mund deines Vaters. Ich rechne fest mit einer Grabinschrift, die lautet: ›Es hätte schlimmer kommen können.‹« Sie seufzte. »Nun, Liebes, ich komme in ein paar Wochen wieder. Oder vielleicht auch früher.« Ungeduldig betupfte sie ihre Augen mit einem Papiertaschentuch.
»Ich habe euch ein bisschen Geld überwiesen – wegen der Flüge«, murmelte ich.
»Jo, Liebes …«
»Ihr könnt es mir zurückzahlen, wenn sich herausstellt, dass ihr es nicht braucht.« Anfang Frühjahr ist finanziell gesehen eine extrem schlechte Jahreszeit für alle, die von der Milchproduktion leben. »Ihr solltet lieber losfahren, oder ihr verpasst euren Flieger.« Ich küsste Dads Wange, als er die Fahrertür öffnete. »Bis bald.«
Ein paar Tage später kam ich aus Roses Zimmer, um zu prüfen, ob der für das Abendessen bestimmte Schmortopf gar war. Dort sah ich Matt ans Bufett im Wohnzimmer gelehnt, wo er im dämmrigen Licht, das aus dem Flur hereinschien, irgendetwas las.
»Hey.« Er klappte das Buch hastig zu und richtete sich auf. »Wie sieht’s mit dem Brennholz aus?«
»Wir haben Berge davon.« Ich spähte um ihn
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