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Dinner mit Rose

Dinner mit Rose

Titel: Dinner mit Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Hawkins
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dich gefälligst, du dummer Köter!« Der Lichtstrahl wanderte über den hinteren Rasen, während ich mit der Ölhaut kämpfte, erfasste eine Gestalt, die sich vom Licht wegduckte, und ich schrie erschrocken auf.
    Sie sah kaum menschlich aus, eher wie eine Art bösartiger Troll, und daneben kauerte ein formloser dunkler Fleck, der dem Gebbeth aus Die Saga von Erdsee glich. Ich legte wie eine der Heldinnen aus Graemes Horrorfilmen die Hand auf die Brust, dann erkannte ich, dass der Fleck mit ingwerfarbenen Borsten übersät war. Es war nur Percy, und Percy würde sich nie mit den Mächten des Bösen verbünden. Meine Hand mit der Taschenlampe hörte auf zu zittern, und der Troll verwandelte sich in einen völlig durchnässten Bob McIntosh, der im Lichtstrahl vor der Tür des Holzschuppens stand.
    »Bob!«, rief ich, ließ den belastenden Sack fallen, trat von der Veranda hinunter in den strömenden Regen hinaus und schlang Roses Öljacke eng um mich.
    Einen Moment lang dachte ich, er würde herumwirbeln und flüchten, doch stattdessen wich er bis zur Seite des Holzschuppens zurück. Spud stand steifbeinig neben mir, und Percy watschelte auf mich zu, um in der Hoffnung auf einen Leckerbissen an der Tasche meiner Öljacke zu schnuppern. Als Wachschwein war er eine absolute Fehlbesetzung; Regel Nummer eins lautet doch sicherlich, sich nicht mit dem verdächtigen Eindringling zu verbünden! Aber der Preis für Percys Kooperation ist gering – ich schätze, ein Schokoladenkeks würde genügen.
    »Was tun Sie hier?«, fragte ich, dabei richtete ich die Taschenlampe direkt auf Bob. Er legte eine zitternde Hand vor seine Augen, um sie vor dem Lichtstrahl zu schützen, und ich ließ die Lampe ein kleines Stück sinken.
    »Ich … ich bin nur vorbeigekommen, um zu sehen, ob bei Ihnen alles in Ordnung ist«, stammelte er.
    »Und wie bringen Sie das in Erfahrung, wenn Sie um das Haus herumschleichen?«
    »Ich wollte nur überprüfen …«
    » Was überprüfen?«, herrschte ich ihn an.
    »Das Dach«, sagte Bob, dessen Blick aus einer plötzlichen Eingebung heraus zum Haus hinter mir gewandert war. »Da haben sich ein paar Wellblechbahnen gelöst. Es wird hineinregnen.«
    »Ja«, bestätigte ich kalt. »Vielen Dank. Und jetzt gehen Sie bitte.«
    Er trat unverhofft einen Schritt vor, woraufhin ich erschrocken einen zurückwich. »Sie sollten sich bei diesem schlechten Wetter nicht draußen aufhalten, Josie. Ich denke, wir gehen jetzt hinein und trinken eine schöne Tasse Tee, hmm?« Er streckte eine Hand aus, als wolle er sie auf meinen Arm legen, und ich trat noch einen Schritt zurück.
    »Josie, ich habe mir nur Sorgen um Sie gemacht.«
    »Bob«, erwiderte ich fest, »wenn man sich Sorgen um jemanden macht, schleicht man nicht heimlich um dessen Haus herum. Das ist doch krank! Machen Sie, dass Sie wegkommen!« Ich glaube, ich habe sogar mit dem Fuß aufgestampft, um meinen Worten Nachdruck zu verleihen.
    Sein Lächeln blieb unverändert, obwohl ihm der Regen von der Nasenspitze tropfte und sein schütteres Haar an seiner Kopfhaut klebte. »Aber, aber, Josie. Wir wollen uns doch nicht aufregen, wir könnten ja Ihre arme kranke Tante wecken. Und das wollen wir doch nicht, oder? Wir wollen der armen Frau keine Angst einjagen.«
    Bei diesen Worten lief mir die Galle über. »Mach, dass du wegkommst!«, zischte ich giftig. »Verschwinde, du widerlicher kleiner Wurm, oder ich rufe die Polizei!«
    »Das Telefon dürfte nicht funktionieren«, erwiderte Bob selbstgefällig. »So, Josie …« Er packte mich am Ellbogen, und ich versetzte ihm einen kräftigen Tritt in den Unterleib. Als er auf dem nassen Gras zusammensackte, empfand ich nichts außer tiefer Befriedigung.
    Bob stieß einen hohen, pfeifenden Laut aus, dann zog er sich mühsam auf Hände und Knie, bevor er sich ganz hochrappelte. Er schwankte um den Holzschuppen herum und torkelte durch das hölzerne Tor unter dem Walnussbaum. Ich sah ohne den geringsten Anflug von Reue zu, wie er in der verregneten Dunkelheit verschwand.
    Dann marschierte ich zum Haus zurück, hob den Müllsack auf, trug ihn zum Abfallloch, zog den schweren Betondeckel weg und ließ den Sack hineinfallen. Beweisstücke vernichtet.
    Ich drehte mich um und richtete den Lichtstrahl aufs Dach. Mindestens zwei Wellblechbahnen waren weggerissen worden und hatten die nackten Balken freigelegt, und ein Stück Regenrinne flatterte daran wie ein Schal im Wind. Es war, als brächte das alte Haus ohne seine Besitzerin

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