Dinner mit Rose
Bogen um das Quad, bog auf die Straße ab und geriet einen Schreckmoment lang ins Schleudern, weil auf dem Asphalt Aquaplaning herrschte. Grimmig brachte ich das Auto wieder unter Kontrolle und fuhr zum Haus der Kings.
Dort war gleichfalls alles dunkel, und mir wurde plötzlich bewusst, dass Matt, wenn er hier sein sollte, doch sicher mit seinem Transporter gekommen wäre. Der noch immer vor seinem Haus stand. Aber da ich schon einmal da war, stieg ich aus und lief den Weg zur Hintertür hoch.
Ich klopfte und drehte dann den Türknauf. Sie würden mich bei diesem Regen nicht hören – ich würde an ihre Schlafzimmerfenster hämmern müssen und sie zu Tode erschrecken –, aber die Tür öffnete sich unter meiner Hand und zog mich förmlich in den Flur. »Hazel! Hazel! Kim! Matt! « Ich tastete nach dem Lichtschalter, stellte aber fest, dass der Strom auch hier ausgefallen war.
Mit der Taschenlampe in der Hand durchsuchte ich das ganze Haus; öffnete jede Tür, obwohl ganz offensichtlich niemand da war. Die Vorhänge waren zugezogen, die Betten ordentlich gemacht, und in Kims Zimmer starrte mich aus dem Sessel unter dem Fenster ein Stofftierbataillon gleichmütig an.
Mit zitternden Händen nahm ich mein Handy aus der Tasche und rief die gespeicherten Nummern ab. Unter Matts Nummer meldete sich niemand, also versuchte ich es bei Hazel. »Hallo?«, meldete sie sich nach dem zweiten Klingeln mit bebender Stimme, und ich hätte das Handy vor Erleichterung fast fallen gelassen.
»Hazel«, sagte ich. »Ich bin es, Jo.«
»Oh, Josie «, jammerte Hazel.
»Wo bist du?«, fragte ich.
»Im Krankenhaus. Im Waikato.«
»Wo ist Matt?«
Hazel begann leise und kläglich zu weinen. Ich rutschte an der Wand ihres Flurs hinunter – meine Beine wollten mich nicht länger tragen. »Ist … ist er tot?« Meine Stimme glich einem heiseren Krächzen, etwas anderes wollte sich meiner vor Entsetzen wie zugeschnürten Kehle nicht entringen. Seine Mutter fuhr am anderen Ende der Leitung fort, herzzerreißend zu schluchzen, während ich mich benommen fragte, wie um alles in der Welt ich ohne ihn weiterleben sollte.
» Josie! JOSIE ! «
Ich schrak zusammen und griff nach dem Handy, das in meinen Schoß gefallen war.
» JOSIE ! «, bellte Kim in mein Ohr.
»Was?«, fragte ich betäubt.
»Matt ist verletzt. Er ist eben aus dem OP gekommen.«
Verletzt. Nicht tot. Vor Erleichterung bildete sich ein Kloß in meinem Hals, an dem ich fast erstickte.
»Josie? Bist du noch dran?«
»Er ist nicht tot?«, japste ich.
»Nein. Nein! Er hat ein paar gebrochene Rippen, und eine innere Blutung oder so was hat ihnen Sorgen gemacht, aber sie glauben, sie gestillt zu haben. Und einen Riss in der Leber, hat der Arzt gesagt.«
»Es war Bob«, informierte ich sie.
»Bob? Was war Bob?«
»Er hat Matt verletzt.«
»Das war nicht Bob«, widersprach Kim. »Sondern Cilla.«
»Cilla?«, wiederholte ich ungläubig. Was um alles in der Welt hatte eine mordlustige Cilla in einer stürmischen Nacht wie dieser draußen zu suchen? Das hätte ich ihr nicht zugetraut.
»Sie hat ihn auf seiner Auffahrt erwischt.«
»Womit?« Sense? Spaten? Nagelschere? Nichts in diesem ganzen Alptraum ergab einen Sinn.
»Mit ihrem Pick-up«, sagte Kim zögernd. »Sie hat ihn nicht rechtzeitig gesehen – sie ist in sein Quad hineingefahren. Josie, ist alles in Ordnung?«
»Nein!«, gab ich zurück. »Ich konnte Matt nicht finden, euch auch nicht, und Tante Rose ist tot, und – Bob McIntosh ist um das Haus geschlichen, und …« An diesem Punkt verlor ich völlig die Nerven und brach in Tränen aus.
Dieser Zusammenbruch war einer Achtzehnjährigen gegenüber, die schon mit einer absolut nutzlosen, hysterischen Mutter genug zu tun hatte, unverzeihlich. Am anderen Ende der Leitung entstand eine kleine Pause, dann murmelte Kim sehr leise: »Ist sie wirklich …?«
»J … ja«, schluchzte ich. »Kim, es tut mir leid …«
»Gott sei Dank«, flüsterte Kim zu meiner Überraschung. Doch dann fügte sie hinzu: »Sie hätte sich solche Sorgen gemacht.«
Irgendwo hinter ihr erklang Hazels vor Angst schrille Stimme: »Kimmy? Was ist denn?«
»Moment, Mum«, sagte Kim ungeduldig. »Josie, was meintest du eben mit Bob?«
»Alles in Ordnung.« Ich holte tief Atem. »Ich habe ihn getreten, und er ist weggelaufen.«
»Du hast was ?«
»Ihn getreten. In die Eier. Ich glaube, er hat des Öfteren nachts beim Haus herumgelungert.« Mir lief ein Schauer über den Rücken. Die
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