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Dinner mit Rose

Dinner mit Rose

Titel: Dinner mit Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Hawkins
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und presste die Augen gegen meine flauschigen senfgelben Knie.
    Sie hob die Stimme. »Matthew, mein Lieber, wach auf. Du musst nach den Kühen sehen.«
    »Will nicht«, brummte er, ohne die Augen aufzuschlagen, und reckte die Arme über den Kopf.
    »Das Leben ist hart«, sagte Tante Rose. »Hopp, hopp.«
    »Schon gut, Frau, ich gehe ja schon.« Er stand auf, ging um das Bett herum und küsste sie auf die Wange. »Nimmst du jetzt die verflixten Tabletten?«
    »Ja.« Sie hob eine zittrige Hand und berührte seine Wange. »Gute Nacht.«
    »Nacht, Tante Rose«, sagte Matt. »Bis morgen.« Er griff nach meiner Hand und zog mich hoch.
    In der Küche nahm er mein Gesicht zwischen die Hände und küsste mich, dann drückte er mich fest an sich. »Du hast gar nicht geschlafen, stimmt’s?«, fragte ich. Er schüttelte den Kopf, und ich umarmte ihn.
    »Danke«, murmelte er.
    »Bitte. Wofür denn?«
    »Dafür, dass … dass du verstehst, dass nicht alles ausdiskutiert werden muss.«
    »Das kommt davon, wenn man von einem Mann großgezogen wurde, der nie etwas ausdiskutiert.«
    »Dein Vater ist ein guter Mann.«
    Ich lächelte. »Tut mir leid, dass du einen so lausigen Tag hattest.«
    Er lehnte seine Stirn gegen meine. »So schlimm war es gar nicht«, entgegnete er ruhig. »Ich habe an dich gedacht.«
    Nachdem er mich noch einmal geküsst hatte, trat er in den Regen hinaus. Ich nahm ein paar Töpfe zum Wasserauffangen und machte einen Rundgang durchs Haus, der in Roses Zimmer endete. »Dad hat das Leck im Flur geflickt«, berichtete ich. »Aber dafür ist das in der Toilette noch größer geworden.«
    »Sag ihm das nicht«, bat Rose. »Er hat sich solche Mühe gegeben, zu helfen. Bringst du mich ins Bad, Kindchen?«
    Ich folgte der Aufforderung, führte sie um die ganzen Töpfe herum und half ihr dann, eine der Windeln für Erwachsene anzulegen, die wir von der Gemeindeschwester bekommen hatten. »Ziemlich würdelos, nicht wahr?«, bemerkte sie.
    »Wen stört das schon? Niemand kann das Ding sehen, und dein Nachthemd ist sehr hübsch.«
    »Du bist eine gute Krankenschwester, Josephine.«
    »Aus deinem Mund ist das ein großes Kompliment.«
    »So eines wie von Delia Smith – wenn sie deine Scones lobt?«
    Tante Roses Scones waren wie kleine, fensterlose Gebäude – wenn man es fertigbrachte, eines hinunterzuwürgen, lag es einem hinterher vom Verdauungsprozess unbeeinflusst stundenlang wie ein Stein im Magen. Ich kicherte, und sie tadelte mich hoheitsvoll: »Meine Scones gelingen immer sehr gut.«
    »Wir können ein paar davon mit dir begraben«, schlug ich vor, als wir langsam über den Flur zurückgingen. »Und wenn Archäologen in tausend Jahren dein Grab öffnen, werden sie sie finden – so frisch wie an dem Tag, an dem sie gebacken wurden.«
    »Ungezogenes Biest.« Rose sank auf den Rand ihres Bettes und hob eine Hand, um so wie kurz zuvor bei Matt meine Wange zu berühren. »Ich bin froh, dass ihr beiden endlich zusammengekommen seid.«
    Ich lächelte sie an. » Du hast uns zusammengebracht, schon vergessen?«
    »Ich habe mir geschworen, mich nicht einzumischen, aber ich konnte das Elend nicht länger mit ansehen.«
    »Danke«, sagte ich schlicht.
    »Gern geschehen. Wirklich, Josephine, für ein intelligentes Mädchen bist du manchmal erstaunlich schwer von Begriff. Hättest du den armen Jungen nicht anlächeln und mit den Wimpern klimpern können?«
    »Er hatte eine Freundin.«
    Rose tat die arme Cilla mit einer wegwerfenden Geste ab. »Er hätte sie schon vor Monaten zum Teufel gejagt, wenn du ihn auch nur im Geringsten ermutigt hättest. Wie dem auch sei – jetzt ist ja alles in Ordnung.« Sie ließ sich mit einem leisen Grunzen in die Kissen sinken.
    Ich hatte inzwischen gelernt, sie nicht mehr zu fragen, ob sie Schmerzen hatte, also drückte ich nur mit unbeteiligter Miene zwei Tabletten aus dem Folienstreifen.
    »Ich habe doch gesagt, ich nehme sie«, zischte Rose. »Lass sie auf dem Nachttisch liegen.«
    »Ja, Tante Rose«, gab ich unterwürfig zurück.
    »Kranken soll man nie widersprechen, was?«
    »Stimmt.«
    »Dann geh und lass diese Kranke schlafen«, sagte sie, und als ich die Tür erreicht hatte: »Josephine, ich kann dir gar nicht sagen, was es für mich bedeutet hat, dich hier zu haben.«

Kapitel 36
    I CH WURDE VON einem langgezogenen Geräusch geweckt, das an über eine Tafel kratzende Fingernägel erinnerte und das Hintergrundgetöse des Sturms übertönte. Ein paar Sekunden lag ich da und lauschte

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