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Dinner mit Rose

Dinner mit Rose

Titel: Dinner mit Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Hawkins
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Vorstellung, dass Bob McIntosh mein Liebesleben ausspioniert hatte, löste in mir den Wunsch aus, ein schönes heißes Bad mit Ätznatron und einer Drahtbürste zu nehmen.
    Eine weitere Pause trat ein, während Kim diese Information verdaute. »Wo bist du jetzt?«, fragte sie dann.
    »Bei euch.«
    »Schließ dich ein – Mum, sei still, ich erzähle dir gleich alles – Josie, ich rufe dich an, wenn wir mit Matts Arzt gesprochen haben, okay?«
    »Okay«, stimmte ich gehorsam zu.
    Ich legte das Handy weg, legte die Stirn auf die Knie und weinte – das war offenbar in letzter Zeit meine einzige Reaktion auf gute Nachrichten. In Tränen auszubrechen hatte ich immer für eine schwächliche, wenig sinnvolle Art gehalten, mit einer Situation umzugehen, aber manchmal hilft nichts anderes.
    Endlich griff ich wieder nach dem Handy und rief Andy an. Er meldete sich sofort. »Ich habe eben mit Kim gesprochen«, sagte er statt einer Begrüßung. »Jo, bist du okay? Soll ich dich zum Waikato Hospital bringen?«
    »Nein, danke«, lehnte ich nicht ohne Bedauern ab. »Andy, was hältst du davon, mir beim Melken von zweihundert Kühen zu helfen?«

Kapitel 38
    A NDYS MITBEWOHNER WADE kam ebenfalls vorbei, um beim Melken zu helfen. Seine erste Amtshandlung bestand darin, mit der Gummistiefelspitze an der Stufe zum Milchraum hängenzubleiben und gegen den Heißwassertank zu prallen. »Macht das verdammte Licht an, ja?«, brüllte er. Seine Stimme war im Getöse des prasselnden Regens kaum zu vernehmen.
    »Der Strom ist ausgefallen«, schrie ich zurück, dabei leuchtete ich mit der Taschenlampe in seine Richtung. »Im Geräteschuppen steht ein Generator.« Oder hatte zumindest da gestanden, als ich hier vor fünfzehn Jahren zuletzt während eines Stromausfalls gemolken hatte.
    Und richtig, der Generator war noch da, unter drei Juteschutzdecken für Kühe und ungefähr tausend Pfählen für Elektrozäune begraben. Aber er wog ungefähr eine Tonne (eine vorsichtige Schätzung), und der Geräteschuppen war ein gutes Stück entfernt. Wir schleppten ihn mühsam durch die Sintflut draußen herbei und setzten ihn in Gang. Zu meiner freudigen Überraschung sprang er mit dem Dröhnen einer startenden 747 tatsächlich an, und ich schaltete das Licht ein.
    »Okay«, brüllte Andy in mein linkes Ohr. »Wo sind die Kühe?«
    Ich hatte gerade ein wenig in dem Bewusstsein meiner eigenen Kompetenz geschwelgt, was mir angesichts dieser Frage jedoch schlagartig verging. »Keine Ahnung.« Die Aussicht, in Sturm und Dunkelheit über dreißig Hektar nasser Hügelflächen nach ihnen abzusuchen, war nicht sehr verlockend. »Ich rufe Kim an.«
    »Die weiß das bestimmt auch nicht.«
    »Aber Matt könnte inzwischen wach sein.« Ich sah auf die Uhr – es war kurz vor fünf.
    Wir mussten den Generator abstellen, um am Telefon etwas hören zu können; das bedeutete, dass wir wieder im Dunkeln saßen, und die Batterie meiner Taschenlampe war fast leer.
    »Josie?«, sagte Kim.
    Ich presste das Telefon fest ans Ohr und hielt mir in der Hoffnung, sie trotz des Regens verstehen zu können, das andere zu. »Wie geht es ihm?«
    »Er ist wach«, erwiderte sie. »Keine Sorge, er wird wieder gesund.«
    »Kannst du ihn fragen, wo die Kühe stehen?«
    »Oh.« Sie klang angesichts dieser prosaischen Frage aufrichtig überrascht. »Gehst du melken?«
    »Ja, wenn wir die Kühe finden. Andy und Wade helfen mir.«
    Eine lange, von unzusammenhängenden Stimmen am anderen Ende der Leitung unterbrochene Pause trat ein, dann fragte Kim: »Hast du das mitbekommen?«
    »Nein. Kein Wort.«
    »Sie sind im Long Swamp, du weißt schon, vom Kuhstall an hügelaufwärts und dann links.«
    »Ich weiß, wo das ist. Danke.«
    »Und die trocken stehenden Kühe sind auf der Weide bei der zweiten Heuscheune.«
    »Welche Heuscheune ist die zweite?«, fragte ich.
    »Der alte Holzschuppen mit der großen Hecke dahinter«, erklärte Kim. »Und Matt sagt, du musst ihnen Magnesiumoxid geben, zwei Spritzer, und du mischst – wie viel war das doch gleich? Ja, okay , Matt. Eine halbe Tüte voll, und dann füllst du den Tank des Geräts zum Einflößen zu zwei Dritteln mit Wasser. Gib Ruhe, du Nervensäge! Sorry, Josie, nicht du. Er kehrt den Besserwisser heraus.«
    Das klang beruhigend. Man bezeichnet Leute nicht als Nervensägen und Besserwisser, wenn man nicht ganz sicher ist, dass sie wieder gesund werden.
    »Sag ihm, wir achten darauf, dass keine Milch von Kühen, die Antibiotika bekommen, in das Fass

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