Dinner mit Rose
oder so etwas und könnte keine Patienten empfangen.«
Sie schüttelte nur kichernd den Kopf.
Ich war Bob gerade glücklich losgeworden (stechende Schmerzen im Rücken und Karten für ein Jazzkonzert in Hamilton, von dem er wusste, dass ich gerne hingehen würde – wie wäre es, wenn wir uns einen schönen Abend machen und vorher im Cossie Club eine Kleinigkeit essen?), als Kim hereinstürmte.
»Hey, Amber«, sagte sie. »Hey, Jo. Habt ihr ein paar Kekse? Ich sterbe vor Hunger!«
In Sekundenschnelle hatte sie in der winzigen Küche eine Packung Schokoladenplätzchen gefunden. Sie warf sich auf den einzigen uralten Lehnstuhl im Raum und strahlte mich glücklich an. Ich machte uns dreien eine Tasse Tee und trug Ambers zum Empfang, wo sie ihre Nägel sorgfältig mit Korrekturlack behandelte, statt Patientendaten in den Computer einzugeben.
»Soll ich dich später nach Hause bringen?«, fragte ich Kim, als ich ihr ihre Tasse reichte. Ich wusste, dass der Bus vor einer halben Stunde abgefahren war.
»Nicht nötig«, gab sie zurück. »Matt hat in der Stadt zu tun. Er hat gesagt, er holt mich ab, wenn er alles erledigt hat.«
»Was für ein netter Bruder.«
»Wie man’s nimmt.« Kim griff nach einem weiteren Keks und betrachtete ihn misstrauisch von allen Seiten. »Gestern hat er beschlossen, mir einen Vortrag über Safer Sex zu halten.«
Ich verschluckte mich fast an meinem Keks, denn das Bild von Matt in der verantwortungsbewussten Großer-Bruder-Rolle drohte mich schier zu überwältigen. Ich trank hastig einen Schluck Tee und gab mir größte Mühe, keine Miene zu verziehen.
»Nicht dass ich mit irgendwem schlafen würde«, fuhr Kim fort, dann sah sie mich durch die Wimpern hindurch an und fügte provozierend hinzu: »Noch nicht.«
»Denkst du etwa darüber nach?«, erkundigte ich mich. Himmel, sie war doch fast noch ein Baby!
»Weiß nicht«, sagte Kim. »Ja, vielleicht. Ich bin zwar nicht in Aaron oder sonst wen verliebt, aber es wäre eine gute Übung. Und ja, ich weiß über Verhütung Bescheid.«
»Das beruhigt mich kolossal«, versetzte ich. »Aber nach meiner Erfahrung – mit der es vermutlich nicht weit her ist – wird man nur bitter enttäuscht, wenn man mit jemandem schläft, zu dem man sich nicht sonderlich hingezogen fühlt. Es ist peinlich und unangenehm, und am Ende bereut man das Ganze nur.«
»Oh«, machte Kim nachdenklich.
»Aber vielleicht solltest du in diesem Punkt nicht gerade auf mich hören – was Beziehungen angeht, bin ich kein allzu gutes Vorbild«, fügte ich grinsend hinzu. »Momentan sieht es so aus, als müsste ich zwischen Bob McIntosh und der Aussicht wählen, eine exzentrische alte Jungfer mit vierzehn Katzen zu werden.«
»Alte Jungfer«, erwiderte sie prompt. »Definitiv alte Jungfer.«
»Ja, zu dem Schluss bin ich auch gekommen.«
»Oder …«, sie hob die Stimme, als wir die Eingangstür knarren hörten, gefolgt von der tiefen Stimme ihres Bruders im Duett mit Ambers Näseln, »… du könntest es mit Matt versuchen.«
»Da gibt es bloß ein unüberwindliches Hindernis«, wandte ich ein.
»Cilla ist nicht unüberwindlich«, protestierte Kim vehement, als ihr Bruder in der Küchentür erschien, und bedachte ihn mit einem betörenden Lächeln. »Hey, Bruderherz. Keks gefällig?«
»Nein, danke.« Er funkelte sie finster an. »Bist du so weit? Hi, Jose.«
»Ich habe meinen Tee noch nicht ausgetrunken«, maulte Kim. »Also, Josie … was gibt es an Matt auszusetzen? Abgesehen davon, dass er eine fürchterliche Nervensäge ist, meine ich.«
»Sein Name«, erwiderte ich todernst.
»Stimmt. Matthew klingt wirklich ein bisschen tuntig.«
»Mit Matthew könnte ich leben, aber stell dir vor, ich hieße Jo King.«
Matts Mundwinkel zuckten. »Du kannst gerne auch nach der Hochzeit deinen eigenen Namen behalten«, bot er mir an. »Ich denke da ziemlich fortschrittlich.«
»Ganz sicher nicht«, gab ich hoheitsvoll zurück. »Ich bin sehr traditionsbewusst. Du siehst, es ist unmöglich. Und außerdem interessiere ich mich nur für Ärzte, wie du weißt.«
»Auf welchen hast du es denn abgesehen?« Er warf seiner Schwester einen bösen Blick zu. »Auf Milne oder auf Oliver?«
In Waimanu gab es nur zwei männliche Ärzte. Einer ging auf die sechzig zu, der andere war Anwärter auf den Titel »Schweißdrüse des Jahres«.
»Egal«, sagte ich. »Ich bin nicht wählerisch. Los, Kim, steh auf. Um vier kommt ein Patient.«
Kapitel 6
I CH WILL NICHT STÖREN «, sagte
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