Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dinner mit Rose

Dinner mit Rose

Titel: Dinner mit Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Hawkins
Vom Netzwerk:
dachte, du möchtest vielleicht gern mal ein paar Bilder von Matt sehen.« Sie ließ sich neben Cilla aufs Sofa fallen.
    Angesichts dieser offenbar ganz neuen Freundlichkeit reagierte Cilla zunächst überrascht, dann lächelte sie. Sie war wirklich ausgesprochen hübsch. »Ja, gerne«, nickte sie.
    »Dann bekommst du auch eine Vorstellung davon, wie eure Kinder aussehen werden«, fuhr Kim fort. »War nur ein Scherz.« Sie blätterte die Seiten rasch um. »Du liebe Güte, Mum, das ist das scheußlichste Outfit, das ich je gesehen habe!«
    Ich beugte mich über die Sofalehne, um besser sehen zu können. Das besagte Foto zeigte eine hochschwangere Hazel in einem voluminösen orangefarbenen Kittel. Das Haar fiel ihr in einem langen Zopf über den Rücken. Sie sah sehr jung aus – was sie ja damals auch gewesen war. Sie hatte Matt mit neunzehn bekommen.
    »Die Mode ändert sich eben«, sagte Rose. »In zwanzig Jahren erinnerst du dich vielleicht an deine Shorts und fragst dich, welcher Teufel dich damals geritten hat.«
    »Da ist Matt.« Kim deutete auf ein pummeliges Kleinkind mit einem beunruhigend leeren Gesichtsausdruck, das auf dem Knie seines Vaters saß.
    »Dein Äußeres hat sich entscheidend verbessert«, murmelte Cilla, dabei schenkte sie Matt ein gewinnendes Lächeln. »Ist das dein Dad?«
    »Ja«, bestätigte er. »Ich glaube, seine Shorts waren sogar noch kürzer als Kims.«
    »Du siehst ihm sehr ähnlich.«
    »Da haben wir sie ja alle«, triumphierte Kim. »Matt auf dem Traktor, Matt in der Badewanne, Matt noch einmal in der Badewanne, Matt ohne Hosen …«
    »Das wundert mich nicht«, mischte sich Rose vom Sessel auf der anderen Seite des Raumes ein. »Dieses Kind konnte seine Kleider einfach nicht anbehalten. Wir haben überall auf der Farm kleine Hosen gefunden.«
    Kim blätterte weiter. »Matt und Josie beide in der Badewanne«, verkündete sie.
    Das Foto musste bei Rose aufgenommen worden sein, denn ich erkannte die pinkfarbenen Fliesen an der Badezimmerwand. Meine Mutter hatte mir offensichtlich kurz zuvor mit geschlossenen Augen den Pony geschnitten, und ich war eifrig damit beschäftigt, Matts dicken Händchen eine Gummiente zu entwinden. Sein Gesicht war hochrot angelaufen, der Mund zu wütendem Gebrüll aufgerissen.
    »Wir müssen die hässlichsten Kinder im ganzen Land gewesen sein«, lachte Matt.
    »Du nicht«, widersprach seine Mutter. »Du warst hübsch .«
    »Sie ist deine Mutter, klar, dass sie dich hübsch findet«, erwiderte ich.
    Rose lachte. »Irgendwo müsste doch auch das Bild von Matthew sein, das du bei einem Babyfotowettbewerb eingereicht hast, Hazel. Ich glaube, da liegt er auf einem Schaffell.«
    »Hier ist eines«, rief Kim. »Klein Matt ohne Haare und in einer grünen Latzhose.«
    »Das meinte ich«, bestätigte Rose. »Er ist noch nicht mal über die erste Runde hinausgekommen.«
    »Das wundert mich nicht«, grinste ich. »Er sieht aus wie eine fette weiße Made.«
    Zur Antwort auf diese Bemerkung nahm mich mein Freund aus Kindertagen kräftig in den Schwitzkasten.
    »Autsch!« Ich versuchte, sein Ohr zu packen, verfehlte es aber.
    »Schluss jetzt!«, befahl Hazel scharf. »Nicht im Wohnzimmer!«
    »Ja, was soll denn Cilla denken?« Kim blätterte die nächste Seite um. »Habt ihr zwei eigentlich jemals Hosen getragen?« Sie betrachtete das Bild zweier kleiner, nur mit T-Shirts und Gummistiefeln bekleideter Gestalten, die sich fasziniert über etwas auf dem Rasen beugten. Die Hinterteile schimmerten rosig in der Sonne.
    »Offenbar nicht«, stellte Matt fest.
    »Das war in den Achtzigern«, gab ich zu bedenken. »Kein Farmer hatte damals Geld. Dad hat uns aus Sparsamkeit einmal pro Woche nur Kaninchen oder Wildente essen lassen.«
    »Stimmt, ich erinnere mich.« Matt grinste. »Deine Mutter hat ganz oft Ente Chow Mein gemacht.«
    »Es hat grauenhaft geschmeckt«, schwärmte ich, in Nostalgie schwelgend.
    »Das alles dürfte Cilla nicht sonderlich interessieren«, mahnte Hazel.
    »Doch, doch«, wehrte Cilla höflich ab, aber ihr Lächeln wirkte ein wenig starr.
    »Es gibt nichts Schlimmeres, als sich langatmige Erinnerungen an Vorfälle anzuhören, bei denen man selbst nicht dabei war«, sagte ich. »Alle schütten sich aus vor Lachen, und du selbst sitzt dabei und musst so tun, als würde dich die Geschichte von der Grillparty vor zehn Jahren, bei der Onkel Phil die Hähnchenschenkel nicht richtig durchgebraten hat und alle eine Lebensmittelvergiftung bekamen, brennend

Weitere Kostenlose Bücher