Dinner mit Rose
zehn nach fünf und machte ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter. Amber war schon gegangen – sie hatte sogar ihren Computer ausgeschaltet, was an ein kleines Wunder grenzte –, und ich kramte in einer Schachtel mit fast zu Ende aufgebrauchten Elastoplastrollen herum. Warum Cheryl diese letzten Zentimeter immer aufhob, statt sie bis zum Ende um Knöchel von Patienten zu wickeln, war mir ein Rätsel.
»Matt hat gesagt, du würdest mich nach Hause fahren.« Kim starrte zu Boden.
»Natürlich tue ich das.« Ich stellte die Schachtel in den Schrank zurück und schloss die Tür. »Hey, Kim?«
»Nein!«, kreischte sie hysterisch. »Keine Vorträge mehr – ich halte das nicht mehr aus!«
Sie wirkte so klein und elend, dass ich sie umarmte, bevor mir einfiel, dass ich im Moment auf ihrer Liste potentieller Trostspender wahrscheinlich nicht sehr weit oben stand. Trotzdem vergrub sie den Kopf an meiner Schulter und brach in Tränen aus. Ich tätschelte ihr eine Weile beruhigend den Rücken. Als sie endlich aufhörte zu schluchzen und einen Schluckauf bekam, gab ich ihr die Schachtel mit Papiertaschentüchern, die ich strategisch günstig auf die Theke gestellt hatte, damit Amber sich nicht ständig die Nase mit dem Handrücken abwischte. (Es hatte nicht funktioniert; Amber benutzte die Tücher nur, um ihren Nagellack zu entfernen. Unsere Patienten warteten dann in einem Acetonnebel auf ihren Termin.)
Kim nahm die Tücher und schnäuzte sich die Nase. »Tut mir leid«, flüsterte sie.
»Mir auch. Ich hatte kein Recht, dich anzuschreien – manchmal vergesse ich, dass du nicht meine Schwester bist.«
»Ich wünschte, ich wäre es«, sagte Kim.
»Das ist vielleicht das Netteste, was ein anderer jemals zu mir gesagt hat.« Ich wühlte in meiner Tasche herum. »Hier, ich hab etwas für dich.«
Sie wickelte das kleine Päckchen aus, betrachtete die silbernen Kreolenohrringe, die ich an diesem Nachmittag während der zehnminütigen Mittagspause, die Amber mir zugebilligt hatte, gekauft hatte, und begann erneut zu weinen. »Sie sind wunderschön«, schluchzte sie. »Und aus echtem Silber – ach, Josie .«
»Schon gut, Kimlet. Komm, wir fahren nach Hause.«
Hazel, die sich wie eine frühchristliche Märtyrerin gebärdete, fuhr Tante Rose zu ihrer Brustamputation ins Waikato Hospital. Uns Übrigen hatte Rose strikt untersagt, sie zu besuchen.
»Ihr verschwendet nur eure Zeit«, sagte sie. »Ich bleibe nur einen oder zwei Tage dort. Es wird eine angenehme Abwechslung sein, etwas Zeit für mich zu haben, statt euch drei Wilden ständig Benehmen beibringen zu müssen.«
Matt grinste mich an. »Wenn ich du wäre, würde ich das bei Jo und mir aufgeben. Wir sind zu alt, um uns erziehen zu lassen. Konzentriere dich auf die Kröte.«
Sie blieb drei Tage im Krankenhaus, und Hazel brachte sie am Samstag wieder nach Hause. Es stellte sich heraus, dass Hazels neue Schlafzimmervorhänge dann fertig waren und ebenfalls in Hamilton abgeholt werden konnten. Bei diesem zeitlichen Zusammentreffen fiel es mir sehr schwer, bei Hazel an uneigennützige Motive zu glauben.
Sie kamen gegen sechs Uhr an, nachdem sie stundenlang auf die Entlassungspapiere gewartet hatten. Rose ging mit unsicheren Schritten über den Kiesweg zum Kücheneingang. Dabei war sie umringt von einem ängstlichen Gefolge aus vier Hunden und einem Schwein, die sich alle vergewissern wollten, dass Rose sie nie wieder allein lassen würde.
»Wie ich sehe, hast du die Tiere in meiner Abwesenheit schlecht behandelt«, sagte sie.
Ich bückte mich und half ihr, die Schuhe auszuziehen. »Spud hat letzte Nacht in der Küche vor dem Ofen geschlafen, und ich habe Percy eine Stunde lang den Bauch gekrault. Glaub ihnen kein Wort.«
Rose strich mir leicht über den Kopf. »Du hast so viele Fehler, dass ich sie gar nicht alle aufzählen kann, Kindchen, aber du meinst es gut.«
»Danke. Möchtest du eine Tasse Tee?«
»Trägt der Papst einen komischen Hut?«
Hazel sank mit erschöpfter Miene auf einen Küchenstuhl. »Was für ein Tag«, murmelte sie. »Und wer kommt denn jetzt noch , um dich zu behelligen, Rosie?«
Tante Rose ließ sich vorsichtig auf die Chaiselongue sinken. Ich hörte aus dem Hundechor das vertraute Stottern von Matts Auto heraus und sagte: »Es ist nur Matt.«
»Wo ist denn Kimmy, Liebes?«
»Zu Hause. Ich habe sie vor einer halben Stunde dort abgesetzt.«
»Wie geht es unserer jungen Übeltäterin?«, erkundigte sich Rose.
»Sie wird von Reue
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