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Dinner mit Rose

Dinner mit Rose

Titel: Dinner mit Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Hawkins
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zurecht. Sie sah aus wie eine Herzoginwitwe. »Du musst aufpassen, dass du nicht wie deine Mutter wirst, Kindchen.« Als sie sah, dass ich den Mund öffnete, um Einwände zu erheben, fügte sie hinzu: »Ich mag deine Mutter sehr gern, aber ich denke, eine von ihrer Sorte ist genug. Geh los, Kind, und amüsier dich.«
    Als ich Clare das letzte Mal besucht hatte, hatte sie leise in ihren Kaffee geschluchzt, weil das Schwein Moira just in diesem Moment zu Schinken verarbeitet wurde, während ein unbeaufsichtigter Charlie Lucy die Haare abgeschnitten und dann im Zimmer nebenan versucht hatte, sie wieder anzukleben. Als ich jedoch an diesem Abend zum Hintereingang hochstieg, schallte mir nur Sarah McLachlan entgegen, die mir in ihrem Song ernsthaft versicherte, irgendetwas sei einfach nicht gut genug.
    Clare kam an die Tür. Das Haar fiel ihr offen über den Rücken, sie trug lange, baumelnde Ohrringe und hatte sich die Augen geschminkt. »Das errätst du nie!«
    »Was?«
    »Heute ist hier kinderfreie Zone«, verkündete Clare. »Mum hat sie alle über Nacht zu sich geholt.«
    »Wann hattest du das letzte Mal einen Abend für dich?«, fragte ich.
    »Äh … kurz vor Charlies Geburt.«
    »Wie wäre es, wenn ich wieder gehe, damit ihr den Abend allein verbringen könnt?«
    »Kommt überhaupt nicht in Frage«, widersprach Clare. »Wir feiern eine richtige Erwachsenenparty – ohne Spaghetti und Tomatensoße. Komm und trink ein Glas Wein mit mir.«
    Sie hatte den Tisch und den umliegenden Fußboden von Spielzeug befreit (vermutlich mit einer Schaufel, denn in einer Ecke des Wohnzimmers türmte sich ein leuchtend bunter Plastikberg).
    »Hallo, Jo.« Brett kam in den Raum. Sein Haar war nach dem Duschen noch feucht. »Kann irgendwer mal dieses Gejaule abstellen? Es klingt wie jemand, der an Magenkrebs stirbt.«
    » Brett! «, tadelte seine Frau.
    »Na, es stimmt doch – oh, Scheiße, Jo, es tut mir leid.«
    »Schon gut.«
    »Vor ein paar Monaten hat er zu Laura Kennedy gesagt, sie sähe aus wie Alice Cooper«, erzählte mir Clare.
    Brett öffnete den Kühlschrank und nahm eine Flasche Bier heraus. »Das stimmt ja auch.«
    Clare kicherte. »Allerdings. Sie hat sich die Augenlider mit Permanent-Make-up behandeln lassen. Aber du hättest es ihr trotzdem nicht unter die Nase reiben müssen.«
    »Man muss seinem Tätowierer vertrauen können«, sagte ich. »Stell dir vor, er rutscht ab.«
    »Das wär nicht so gut.« Clare reichte mir ein ungefähr kochtopfgroßes Glas Rotwein. »Wie geht es Rose?«
    »Sie ist bewundernswert. Denkt ständig an Klauseln, die sie in ihr Testament aufnehmen will, und schreibt sie auf Haftzettel. Und sie will, dass bei ihrer Beerdigung ›Another One Bites the Dust‹ gespielt wird.«
    »Sie ist wirklich einmalig.« Clare schenkte sich ein ebenso großes Glas Wein ein wie meines, und damit war die Flasche leer. Wenn ich meine Hälfte ganz langsam über die nächsten Stunden verteilt trank, würde ich vermutlich imstande sein, noch selbst nach Hause zu fahren.
    »Wer kommt denn noch?« Der Tisch war für vier Personen gedeckt.
    »Scotty«, erwiderte Clare. »Das wird er sein.« In der Ferne ertönte ein Dröhnen, das besorgniserregend schnell lauter wurde und an einen Kampfjet denken ließ, der sich anschickte, auf dem Dach zu landen. »Ich wünschte, er würde nicht immer fahren wie ein Irrer. Er erschreckt die Alpakas.«
    »Gut«, sagte Brett. »Elende Viecher. Ihm wird die Magenkrebslady nicht gefallen – sorry, Jo.« Er ging den Flur hinunter, um Scotty die Tür zu öffnen.
    »Armer Kerl«, bemerkte Clare nachsichtig. »Am Montag ist seine Vasektomie, und er hat Angst vor Spritzen.«
    »Clare!«, rief Scotty. »Deine Musik ist eine akustische Vergewaltigung!«
    »Besser als deine deutschen Heavy-Metal-Bands«, gab sie zurück.
    »Bist du ein Rammstein-Fan, Scotty?«, fragte ich, als er in Sicht kam.
    »Und ob. Du auch?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Eher nicht. Ich höre lieber Sarah McLachlan.«
    Scotty zog seine lederne Motorradjacke aus.
    »Scotty, was um alles in der Welt hast du denn da am Hinterkopf?«
    Er strich mit einer Hand über den sorgfältig geflochtenen kurzen Zopf, der bis zum Halsausschnitt seines Def-Leppard-T-Shirts reichte. »Cool, was?«
    »Nein«, entgegnete Clare. »Nein, Scotty, ganz und gar nicht.«
    Er grinste breit. »Ich lasse ihn extra für die Hochzeit meiner Schwester wachsen. Sie dreht durch, wenn sie ihn sieht.«
    »Prima«, lobte ich. Scottys Schwester Rebecca ist

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