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Dinner mit Rose

Dinner mit Rose

Titel: Dinner mit Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Hawkins
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zweite Chemo zu Ende bringen würdest?«
    »Sechs Monate, denken sie«, erwiderte Tante Rose und seufzte erneut. »Ich muss sagen, es kommt mir alles schrecklich ungelegen. Ich hätte zu gerne noch eure Kinder gesehen. Obwohl eine Horde schlecht erzogener Rangen mit ständig laufenden Nasen und klebrigen Händen dabei herauskommen wird.«
    »Hör bitte auf, uns aufheitern zu wollen.« Ich betupfte mir die Augen erneut mit einem Papiertuch. »Es ist unerträglich.«
    Rose lächelte mich liebevoll an. »Undankbares Biest«, murmelte sie.

Kapitel 21
    W IE GEHT ES den Ziegen?« Ich klemmte mir das Telefon zwischen Ohr und Schulter und bückte mich, um ein weiteres Scheit in den Holzofen zu schieben. Matt war vorbeigekommen, während ich bei der Arbeit gewesen war, und hatte ungefähr die Hälfte des Holzstapels gehackt und an der Hintertür aufgeschichtet; das hatte ihn vermutlich die gesamte Zeit gekostet, in der er sonst gefrühstückt hätte.
    »Gut, gut«, erwiderte Mum. »Werfen am laufenden Band Junge. Sag mir lieber, wie es Rose geht.«
    »Nicht so toll. Ihr Rücken macht ihr ständig Probleme, und ihr ist immer noch übel von der Chemo. Aber sie tut so, als wäre alles in Ordnung, damit wir uns keine Sorgen machen.«
    »Du klingst so müde, Liebes«, stellte Mum fest. »Wird dir das alles nicht zu viel?«
    »Mir geht’s gut«, versicherte ich ihr betont tapfer, schämte mich dann aber doch ein bisschen für meinen märtyrerhaften Ton. Schließlich ist es nicht so edelmütig, Omeletts für eine Frau zuzubereiten, die einem Kekse in Katzenform gebacken und jede Schulaufführung mit durchlitten hat.
    »Du hörst dich aber nicht gut an, sondern erschöpft.«
    Eine sanfte Wärme breitete sich in mir aus – mütterliches Mitgefühl ist so etwas Tröstliches. »Nun ja, Hazel ist am Abend rübergekommen und hat eine geschlagene Stunde über die Ungerechtigkeit der Welt und einen Gott gejammert, der so etwas zulässt. Das raubt jedem die Kraft.«
    »Diese dumme Pute«, murmelte meine Mutter.
    Ich legte mich auf die Chaiselongue und mein Blick fiel auf den Greif, der hochmütig über meinen Kopf hinwegstarrte. »Außerdem ist in der Küchendecke ein neues Leck, und Amber war sogar an ihrem geringen Standard gemessen zu nichts zu gebrauchen, und einer der Hunde ist zu den Nachbarn hinübergelaufen und hat ein Loch unter ihrem Zaun hindurchgegraben, und während ich ihn zurückgeholt habe, ist das Essen angebrannt.« Es war einer dieser Tage gewesen, wo tausend kleine, unwichtige Dinge schiefgehen und man sich zu fragen beginnt, ob das die Strafe für Sünden in einem früheren Leben ist.
    »Jo, Liebes, du kannst nicht ewig Vollzeit arbeiten und gleichzeitig Rose versorgen.«
    »Sie hat mit der Gemeindeschwester gesprochen; man kann ihr hier im Krankenhaus wahrscheinlich ein Bett verschaffen, wenn es gar nicht mehr geht, damit sie nicht in das Hospiz in Hamilton muss. Aber sie würde viel lieber zu Hause bleiben – und es wird ja nicht ewig dauern.«
    »Hmm«, machte Mum. »Und wie macht sich die reizende Hazel nützlich?«
    Ich lächelte. »Gestern hat sie einen Pudding gekocht.« Ein unappetitliches, farbloses, glibberiges Ding, von dem schon einem gesunden Menschen schlecht geworden wäre, geschweige denn jemandem, der an Krebs starb. Diese spatzenhirnige Frau hatte ihrer Schwester aus irgendeinem unerfindlichen Grund auch ein Büchlein mit schauerlichen Gedichten mitgebracht, die Menschen mit tödlichen Krankheiten verfasst hatten. Rose hatte nur schwach gelächelt, es hinters Sofa gleiten lassen und den dritten Twilight -Band weitergelesen.
    »Josephine«, hatte sie später gesagt, als ich ihr eine Tasse Kakao ans Bett gebracht hatte, »diese Bücher sind alles andere als eine literarische Meisterleistung, die Autorin scheint nur ungefähr drei Adjektive zu kennen, und alles, was die Hauptpersonen tun, ist, sich in die Augen zu starren. Trotzdem habe ich die verdammten Dinger bis zwei Uhr morgens gelesen.«

    »Brauchst du sonst noch was?«, fragte ich, als ich den Beistelltisch neben Roses Ellbogen rückte, damit sie ihn bequem erreichen konnte. »Eine Tasse Tee vielleicht?« Ich war nicht sicher, ob es eine gute Idee war, heute Abend auszugehen.
    »Um Himmels willen, Josephine, würdest du bitte endlich gehen?«, flehte sie. »Wenn es zum Schlimmsten kommt, kann ich wahrscheinlich noch selbst in die Küche stolpern und mir eine Tasse Tee machen.«
    »Ich weiß. Tut mir leid.«
    Rose rückte ihren violetten Turban

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