Dinner mit Rose
kletterte auf sein Monstermotorrad, ließ den Motor an, gab Gas und donnerte die Auffahrt hinunter.
»Jo!«, zischte Clare.
Ich drehte mich um und sah, dass sie sich aus dem Badezimmerfenster lehnte. »Ja?«
»Hat er dich gebeten, mit ihm auszugehen?«
Ihr Gesicht strahlte vor freudiger Erregung, und ich brach in hilfloses Lachen aus. »Ja. War das deine Idee?«
»Vielleicht.« Clare setzte eine so undurchdringliche Miene auf, wie es einer Frau möglich ist, die sich mit einer Zahnbürste in der Hand gefährlich weit aus einem Fenster beugt. »Was hast du geantwortet?«
»Nein, danke«, gab ich zu und zuckte zusammen, als sie die Zahnbürste wie eine Pistole auf mich richtete.
»Warum, du undankbare Zicke?«
»Ich … ich mag Scotty, aber nicht so .«
»Hättest du nicht mit ihm ausgehen können und sehen, was passiert? Ich hab mich auch am Anfang überhaupt nicht zu Brett hingezogen gefühlt, ich dachte nur, er wäre ein gutes Übungsobjekt.«
»Clare«, rief Brett irgendwo aus dem Inneren des Hauses, »du bist ein richtiges Luder, und ich weiß wirklich nicht, warum ich dich geheiratet hab!«
»Weil du mich anbetest«, sagte sie über ihre Schulter hinweg.
»Achte nicht auf sie, Jo, sie ist blau«, kam es von Brett. »Gute Nacht!«
»Gute Nacht«, rief ich zurück und stieg in mein Auto.
Ehe ich den Motor anlassen konnte, öffnete Clare die Hintertür und kam barfuß über den Rasen gerannt. Sie riss die Beifahrertür auf und kletterte neben mir ins Auto. »Mist, es ist eiskalt hier draußen«, beklagte sie sich. »So, Josephine, und du hörst jetzt mal auf Tante Clare.«
»Keine Lust«, lachte ich. Sie umklammerte immer noch ihre Zahnbürste, und sie hatte in der Tat einen kleinen Schwips.
»Es wird Zeit, dass du wieder ins Leben zurückkehrst«, sagte sie. »Ich weiß, dass du eine lange Zeit mit Graeme zusammen warst und dass es ein herber Schlag ist, betrogen zu werden, aber du kommst über ihn nicht hinweg, wenn du nicht endlich auch mal anderen Männern eine Chance gibst.«
»Ich bin über ihn hinweg«, widersprach ich. »Na ja, weitgehend jedenfalls. Ich bin immer noch stinksauer, und es hebt das Selbstbewusstsein nicht unbedingt, wenn dein Freund sich für deine beste Freundin entscheidet, aber ich will ihn nicht zurückhaben.«
»Wo liegt dann das Problem? Scotty entpuppt sich vielleicht nicht als die Liebe deines Lebens, aber du musst ihn ja nicht gleich heiraten. Geh einfach mit ihm aus und warte ab, was passiert. Meiner Meinung nach ist diese ganze sexuelle Chemie Unsinn – es stimmt nicht immer gleich alles von Anfang an.«
»Da hast du recht«, stimmte ich ihr zu.
»Und mal ernsthaft, Jo – du solltest es nicht zu lange aufschieben. Alle anderen Leute tun sich zusammen, und dann stellst du irgendwann einmal fest, dass du Mitte dreißig bist, deine biologische Uhr tickt und die einzigen verfügbaren Männer schwul oder mehr als seltsam sind, und …«
»Hör auf«, bat ich. »Bitte hör auf, sonst breche ich in Tränen aus. Ich weiß das alles selbst – man versucht, nicht darüber nachzudenken, weil man sonst Depressionen bekommt, aber mitten in der Nacht überfallen einen die trüben Gedanken einfach.«
»Also geh mit dem Mann auf einen Drink aus! Menschenskind, er hat seit der Highschool ein Auge auf dich geworfen! Ich weiß, er müsste sich rasieren und sich die Haare schneiden lassen, aber er ist ein lieber Kerl und kann wirklich gut mit Kindern umgehen.« Sie unterstrich ihre Worte, indem sie mit der Zahnbürste herumfuchtelte und sie mir fast ins Auge stieß.
»Clare.« Ich nahm ihr die Zahnbürste ab und legte sie auf das Armaturenbrett. »Gib es auf. Ich kann nicht mit Scotty ausgehen – es gibt einen anderen.«
» Waas? «, entfuhr es ihr. »Du triffst dich mit jemandem und erzählst mir nichts davon? Was bist du denn für eine Freundin?«
»Ich treffe mich mit niemandem«, erwiderte ich müde. »Ich bin nur … dummerweise in Matt verliebt, und solange ich ihn mir nicht aus dem Kopf schlagen kann, kann ich nicht mit seinem besten Freund ausgehen.«
»Ups«, machte Clare. »Matt King. Ich dachte, du wärst immun.«
Ich lachte kläglich auf. »Wenn du das jemandem erzählst, dann verstümmele ich dich mit einem Teelöffel, das schwöre ich dir.«
Sie verzog das Gesicht. »Wie unangenehm.«
»Ich meine es ernst.«
»Das sehe ich dir an«, sagte Clare. »Und warum unternimmst du bezüglich Matt nicht irgendetwas?«
»Weil er mit Farmer-Barbie zusammen
Weitere Kostenlose Bücher