Dinner mit Rose
ein furchtbarer Snob, oder zumindest war sie es vor zehn Jahren gewesen. »Hast du ihn deiner Mutter schon gezeigt?«
»Nein. Du hättest sonst die Entsetzensschreie gehört. Hey, wo sind die Kurzen?«
Es wurde ein fröhliches Abendessen. Wir aßen mit Ricotta gefüllte Hähnchenbrustfilets und Pilzrisotto, gefolgt von Crème Caramel, und dann saßen wir am Tisch und lösten die Probleme dieser Welt.
Clare trank den letzten Schluck ihres Glases Rotwein und erschauerte leicht. »Hast du dein Haus schon verkauft, Jo?«
»Noch nicht«, sagte ich. »Obwohl scheinbar jemand Interesse daran hatte.«
»Denkst du daran, dir hier ein Haus zu kaufen?«, wollte Scotty wissen. »Das neben meinem steht zum Verkauf, und ich hätte nichts dagegen, dich als Nachbarin zu haben. Schlimmer als die, die jetzt da wohnen, kannst du auch nicht sein.«
»Danke«, sagte ich. »Du ahnst nicht, wie viel mir das bedeutet. Ist es das violette Eisenbahnerhaus oder der Betonklotz mit all den Sofas auf dem Rasen?«
»Der Betonklotz.«
»Wer weiß? Vielleicht nehme ich es ja. Ich weiß nur nicht, ob ich in unmittelbarer Nähe deines Rattenschwanzes leben kann.«
»Wie meinst du das?«, erkundigte sich Scotty gekränkt. »Er ist doch wirklich eine Wucht.«
»Vielleicht lasse ich mir auch einen wachsen«, sinnierte Brett.
»Wenn du das tust, schläfst du von da an im Holzschuppen«, entgegnete seine liebende Gattin.
»In diesem Fall bräuchtest du keine Vasektomie«, gab ich zu bedenken.
»Stimmt«, gab Brett zu. »Es wäre auch billiger als die Vasektomie.«
»Diese Frisur wirkt attraktiv auf Frauen – ihr würdet es nicht glauben«, prahlte Scotty.
»Da hast du recht«, erwiderte Clare. »Wir würden es nicht glauben.«
Es war schon nach elf, als Scotty und ich aufbrachen.
»Okay«, sagte er. »Sturmfreie Bude. Ihr werdet den Rest der Nacht wohl mit wildem Sex verbringen.«
»Das wäre eine Verschwendung von Zeit, die man zum Schlafen nutzen kann«, gab Clare zurück. »Ich habe seit drei Jahren keine ungestörte Nacht mehr verbracht.«
»Ich wette, dass du alle zwei Stunden aufwachen wirst«, sagte ich.
»Danke, dass du mich darauf gebracht hast. Gute Nacht, ihr zwei, und danke, dass ihr gekommen seid.«
Ich zog meine heißgeliebten rehbraunen Wildlederstiefel an, die ich in Waimanu leider nicht allzu oft tragen kann. »Danke für die Einladung. War ein toller Abend. Viel Glück, Brett.«
Scottys riesiges Motorrad parkte neben meinem Auto. »Wie geht es Matthew?«, fragte er, seinen Helm unter den Arm geklemmt. »Hab ihn schon eine oder zwei Wochen lang nicht mehr gesehen.«
»Schlecht«, erwiderte ich. »Aber du kennst ihn ja, er sagt nicht viel.«
»Roses Krankheit macht ihm schwer zu schaffen.«
»Ja«, bestätigte ich. »Ihm und Kim. Es ist alles eine echte Tragödie.«
»Dir setzt das auch zu, nicht wahr?«
»Ja, aber mein Dad ist nicht ein paar Jahre zuvor an derselben Sache gestorben. Ich habe noch beide Eltern, und wir verstehen uns richtig gut.«
Scotty grunzte und spielte mit dem Riemen seines Helms. »Hey, Jo, hast du Lust, irgendwann mal auf einen Drink mit mir auszugehen?«
Ich nehme an, es ist durchaus möglich, »Danke, aber nein danke« zu sagen, ohne die Gefühle des anderen zu verletze n, doch ich habe nie herausgefunden, wie man das mac ht – vermutlich habe ich nicht genug Praxis. Im Gegensatz zu meiner früheren Freundin Chrissie bin ich nie von Männern belagert worden, die sich mit mir verabreden wollten, sobald ich aus der Tür trat. Tatsächlich muss sie noch nicht mal das Haus verlassen: Der Typ, der letztes Jahr ihr Telefon reparierte, hat sie prompt eingeladen, bevor er gegangen ist. Es war immer ein bisschen demütigend, mit Chrissie befreundet zu sein, und es hat mich ganz besonders geärgert, dass sie sich bei dieser umfangreichen Auswahl an Männern ausgerechnet meinen schnappen musste.
»Danke für das Angebot, aber vielleicht lieber nicht«, antwortete ich langsam. »Ich meine – das wäre sicher nett, aber nur als Freunde.«
Scott seufzte und grinste mich dann an. »Es liegt an dem Rattenschwanz, oder?«
Ich erwiderte sein Grinsen. »Ich fürchte ja.«
»Wenn das so ist … ich würde ohnehin nicht mit jemandem ausgehen wollen, der so spießig ist«, verkündete er würdevoll, als er den Helm aufsetzte. »Demnach ist das Angebot vom Tisch.«
»Das ist nur fair.« Ich öffnete meine Autotür. »Trotzdem danke. Das war ein großes Kompliment.«
»Gern geschehen.« Scotty
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